Was denkt ihr über Asexualität bzw asexuelle Menschen?
Weil ja heute am 6. April der "Internationale Tag der Asexualität" ist.
5 Antworten
Asexualität wird heutzutage von vielen Menschen falsch interpretiert. Und zwar auf beiden Seiten - das heißt, sowohl von Außenstehenden als auch von Menschen, die sich selber als asexuell bezeichnen.
Persönlich identifiziere ich mich heute als nonsexuell, da ich mich - anders als (andere) Leute, die sich asexuell nennen - nämlich tatsächlich als nichtsexuell (ohne Sexualität) erlebe. Dies bedeutet, ich fühle mich zu absolut nichts und niemandem sexuell hingezogen sowie empfinde nicht den geringsten Drang, Bedarf oder Wunsch danach, mich in irgendeiner Weise sexuell zu betätigen. Dies hat auch keinerlei medizinisch/biologisch relevante (Krankheit, Trauma, Alter...) oder ideologisch/spirituell motivierte (Politik, Glaube, Religion...) Hintergründe. Ein aus solchen Gründen gemindertes oder ganz abwesendes Sexualleben hängt ohnehin nicht mit A- bzw. Nonsexualität zusammen, da es eben eine offensichtliche Ursache hat. In dieser Hinsicht vermisse ich im Übrigen nichts, weswegen es völlig überflüssig ist, "Mitleid" mit mir zu haben. Mit meiner Nonsexualität an sich fühle ich mich pudelwohl, zumal Mitleid darauf ohnehin keinen Einfluss hätte.
Aufgrund meiner Selbstidentifikation wurde mir hier auf GF schon unterstellt, mich nur abgrenzen und als "was Besseres" fühlen zu wollen, was aber nichts daran ändere, dass Asexualität und Nonsexualität das Gleiche sind. Dies ist mir durchaus bewusst. Im Gegensatz zu (anderen) Asexuellen ist mir aber auch bewusst, warum diese beiden Sexualitätsformen eigentlich eine sind: Die Vorsilbe non- bedeutet bekanntermaßen nicht- oder un-. Soweit richtig; es gibt wohl niemandem, der versuchen würde, an dieser Tatsache zu rütteln. Was aber bedeutet die Vorsilbe a-? Richtig, exakt dasselbe! Da gibt es kein "ein wenig", "ein bisschen", "unter Umständen doch" oder "wenig bis nicht" - weshalb die Asexualität ein Auslegen als "Spektrum" derselben genau genommen gar nicht zulässt. Wer der Wortbedeutung von Mikrolabels wie demisexuell, lithosexuell, aegosexuell, autosexuell etc. entspricht, fällt demnach eigentlich nicht unter die Asexualität, sondern wird viel eher der Grau-/Graysexualität gerecht, weshalb ich es auch für wesentlich logischer und sinnvoller erachte, diesen Begriff als Spektrumsbezeichnung bzw. Umbrella Term zu gebrauchen. Denn die Grausexualität lässt einfach bei weitem mehr... das heißt, überhaupt Interpretationsspielraum zu.
Man verstehe mich bitte nicht falsch. Natürlich darf jeder Mensch sich so labeln, wie es sich für ihn richtig anfühlt. Das will ich niemandem streitig machen. Trotzdem bin ich auch ein durchaus rationaler und faktenorientierter Mensch, der wenig davon hält, Wörter und Wortteile einfach mal umzudeuten, nur damit sie ideologischen Denkmustern nicht widersprechen.
In diesem Sinne: Fröhliche Feiertage.
wow danke für die ausführliche Antwort. Topfavorit auf den HA Stern.
was soll ich über sie denken?
nun, sie sind -genauso wie ich- Bewohner dieses Planeten, sie sind für mich ein Teil unserer Gesellschaft, sie haben Schwächen und Stärken, wie ich auch
sie haben eine andere sexuelle Ausrichtung als ich - wenn ich mich in ihre Position versetze, dann habe ich halt eine andere sexuelle Ausrichtung als sie
wie sie ihr Leben leben, ist allein ihre Sache so wie es meine Sache ist, mein Leben zu führen
das ist alles, was wichtig ist
Da ich selbst asexuell bin und mich schon oft mit anderen Asexuellen getroffen habe, kann ich nur sagen, dass Asexuelle in der Mehrheit sehr empathische, offene Menschen sind.
Bei Einigen sind Außenstehende bestimmt überrascht wie sexy sie sich geben und kleiden...
Aber es gibt solche und solche. Ich könnte jetzt nicht behaupten, dass ich alle Asexuellen besonders toll finde.
Die gibts halt. 🤷♂️ Besonders positiv oder negativ sehe ich sie, wie alle anderen Menschen auch, nicht.
Es gibt viele Menschen, deren Sexualtrieb nicht ausgeprägt ist. Im Alter lässt der sowieso nach.
Und heutzutage wird die Sexualität überbewertet. Deshalb ist es gut, dass wenigstens an einem Tag der A s e x u a l i tä t gedacht wird.
Es gibt keine asexuelle Anziehung ! i.d.R ! Asexualität ist die Negation der Sexualität, also des Sexualtriebes.
Richtig, es gibt keine asexuelle Anziehung. Asexualität ist, wenn man keine sexuelle Anziehung verspürt und ist somit die Negation der Sexualität. Hat aber nix mit Sexualtrieb zu tun, auch wenn das ein häufiger Denkfehler ist.
Bei Asexualität geht es aber nicht um den Sexualtrieb, sondern um die sexuelle Anziehung. Sexualtrieb: "Ich möchte das meine Genitalien stimuliert werden". Sexuelle Anziehung: "Ich finde diese Person da sehr attraktiv und möchte, dass diese meine Genitalien stimuliert". Den Sexualtrieb kann auch die eigene Hand, ein Sextoy oder eine Person, die man nicht gut findet stillen. Das hat nix mit Asexualität zu tun - auch wenn es stimmt, das viele Asexuelle auch kaum einen Sexualtrieb haben. Definiert werden sie aber über die sexuelle Anziehung.