Macht zu langes "nichts tun" dumm?

Hallo zusammen!

Im Juli letzten Jahres habe ich (20, männlich) mein Abitur bestanden- und danach erst einmal eine Weile Abstand vom Lernen und Pauken, bzw. allgemein von allzu intensiver und ausdauernder geistiger Arbeit genommen. Seither war ich hier und da in der Weltgeschichte unterwegs, habe durch Nebenjobs Geld verdient und mich einer Psychotherapie gewidmet (wg. Depresionen und sozialer Phobie).

Gerade habe ich gelesen, dass sogar schon bei einem 3-wöchigen Urlaub etwa 20 IQ-Punkte flöten gehen. Das hat mich ziemlich geschockt. Ich bin ja mittlerweile seit einem halben Jahr mit eher stupider, wenig sinnvoller und geistig nicht fordernder Arbeit beschäftigt. Im Prinzip habe ich einfach die Seele etwas baumeln lassen und mich erholt, weil es mir psychisch nicht gut ging.

Jetzt mache ich mir wirklich Sorgen um mein Gehirn. Es ein halbes Jahr nicht sinnvoll zu fordern kommt mir sehr bedenklich vor. Und studieren kann ich ja auch erst frühestens im Oktober...

Nun frage ich mich momentan eben, ob ich durch diese Auszeit nachhaltig dümmer geworden bin, und ob meine Denkleistung dauerhaft darunter gelitten hat... Ich merke beispielsweise, dass mein Wortschatz ziemlich verkümmert ist, dass ich von meinem Abi-Stoff kaum mehr etwas weiß und dass in dieser Zeit allgemein viel Wissen verloren gegangen ist.

Sind die Folgen einer solchen Auszeit dauerhaft? Ist es möglich mein Gehirn bis zum Studienbeginn im Oktober wieder auf Vordermann zu bringen?

Ich bin echt etwas beunruhigt. Danke, falls mir jemand weiterhelfen kann.

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Macht zu langes "nichts tun" dumm?

Ja, aber das hängt vom Zeitraum ab. Wenn du 20 Jahre nichts machst dann wirst du auch erstmal nichts mehr können.

Gerade habe ich gelesen, dass sogar schon bei einem 3-wöchigen Urlaub etwa 20 IQ-Punkte flöten gehen.

Das gleiche haben wir im Bio Unterricht gelernt, das mag schon stimmen, aber wenn man nach diesen 3 Wochen Urlaub auch wieder 3 Wochen etwas tut, dann sind die 20 Punkte auch wieder zurück.

Nun frage ich mich momentan eben, ob ich durch diese Auszeit nachhaltig dümmer geworden bin,

Keine Sorge, bist du nicht.

und ob meine Denkleistung dauerhaft darunter gelitten hat...

Nein, das ist wie mit der Ausdauer beim Sport, würdest du jetzt wieder anfangen regelmäßig anspruchsvolle Bücher zu lesen usw. dann wärst du in einem Monat wohl auch wieder fit im Kopf. Es hängt eben immer von der Tätigkeit ab die man tut. Die Denkfähigkeit hängt übrigens stark mit der Körperlichen betätigung zusammen.

Mir ging es nach dem Realschulabschluss ähnlich. Ende Juni waren die Prüfungen geschafft. Dann habe ich für 2 1/2 Monate nichts getan. Die ersten 3 Wochen Schule waren für mich erstmal richtig anstrengend. Jetzt ist es alltag.

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Komisch, was man in der Schule lernt...

Selbstverständlich ist Bildung wichtig. Das ist klar. aber warum wird man in der Schule nicht auf das Leben vorbereitet, sondern lernt irgendwelche Dinge, die man sich auch problemlos anderweitig aneignen kann und 1 Monat nach dem Durchnehmen in der Schule sowieso wieder vergessen hat ? Warum muss ich wissen, wie man den 1 Absatz des dritten Kapitels von Wilhelm Tell zu interpretieren kann und weiß gleichzeitig nicht, wie man eine Steuererklärung schreibt ? Wieso ist es wichtig, mit dem Strahlensatz Dreickseiten zu berechnen, wenn ich gleichzeitig keine Ahnung habe, wie man ein Baby wickelt ? Warum soll ich lernen wie das Partizip Präsens Aktiv von evocare auf lateinisch gebildet wird, während ich frage, wie man sich anderen Leuten gegenüber durchsetzt ? Wozu ist es gut, zu wissen, auf welchen Grundsätzen die Neutralisationsreaktion funktioniert, wobei ich gleichzeitig nicht weiß, wie man ein Bügeleisen bedient. ? Was bringt es, dass ich lerne, wann Karl der Große geboren wurde während ich gleichzeitig nicht weiß, wie man sich vor Ausgrenzung schützen kann ?

Es gibt auch nützliche Dinge, die man lernt. Aber bei einer ganzen Menge frage ich mich, wann in meinem gesamten Leben ich das noch brauchen werde. Wenn ich z.B. Chemie studiere, muss ich sowas wissen, klar, aber ich würde meine, so etwas kann man sich auch andere wertig beibringen, als in der Schule, wo sowieso nach 2 Wochen alles wieder vergessen ist.

Tja, na dann... :)

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Hah, das Thema habe ich heute wieder mit einigen Klassenkameraden nach dem Deutschunterricht diskutiert. Im Prinzip hast du Recht, wir lernen sehr viel unnötigen Quatsch nach dem wir nie wieder gefragt werden und den wir auf keinen Fall wieder brauchen werden (das wird auch in unserem Leben keine Rolle mehr spielen). Im Gegenzug gibt es noch viele wichtige Dinge die wir in der Schule nicht lernen werden. Die man Autodidaktisch lernen muss (oder man muss jemanden dafür bezahlen... Steuererklärung z. B.) Was du dabei beachten solltest ist, dass unser Schulsystem noch nicht perfekt ist, nicht vom Inhalt her und nicht von der Ausführung her.

Wir (meine Klassenkameraden und ich) wurden uns dann einig dass es eher Sinn machen würde, wenn man sich ab der Oberstufe den Unterricht selbst zusammenstellt (mit einer Mindestanzahl an Fächern natürlich) und dass vor allem Schulstunden kürzer sein müssten und dazu mehr kleinere Pausen eingeführt werden müssten (z. B. nur 40 Minuten Schulstunden und dazwischen immer 10 oder 5 Minuten Pause) zusätzlich sollten die Hausaufgaben schon in der Schule erledigt werden, (Was macht man Zuhause wenn man etwas nicht versteht? Einen Lehrer kann man nichtmehr fragen.) aber das ist eben wunschdenken.

Was noch mein Eindruck ist: Man wird hier sehr umfassend auf jedes Studium vorbereitet. Also vom Grundstoff (fast) jedem Studiums hat man schonmal gehört, bzw. man hat schon eine Arbeit o. ä. darüber geschrieben. Was genau das bringen soll weiß ich auch nicht.

Also, wie es aussieht geht dir das ziemlich auf die Nerven. Du kannst ja eine Petition starten auf Change.org, vielleicht findest du ja genügend Mitstreiter, wenn du das tust, dann darfst du den Link zur Petition gerne als Kommentar posten, meine Stimme hast du. :-)

Naja, ich habe noch einen kleinen Buchtipp für dich falls du dir beim Lernen leichter tun möchtest. "Bestnote" von Martin Krengel. In diesem Buch geht's um das Lernen, wie es richtig gemacht wird, wie man sich richtig motiviert, wie man die Zeit einteilen sollte etc. etc. Also wenn dir der Sinn danach stehst kannst du das Buch ja mal lesen. :-)

Anhang: "Das hier ist Wasser" von David Foster Wallace ist vielleicht auch noch ein guter Text für dich. :-)

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