Deutschland – gesetzlicher Feiertag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Titelseite der Frankfurter
Volksstimme
vom 1. Mai 1901 mit Maifeierparole
Demonstranten auf dem
Augustusplatz (Leipzig)
zur Feier des Ersten Mai, 1950.
Berlin: „Kampfdemonstration“ zum 1. Mai 1987 in der
Karl-Marx-Allee
Der Versuch der Weimarer Nationalversammlung, am 15. April 1919 den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu bestimmen, endete bereits 1919. Für das Gesetz, das nur auf den 1. Mai 1919 beschränkt war, stimmten SPD, DDP und Teile des Zentrums. Während die bürgerlich-rechte Opposition (DNVP, DVP) sowie weite Teile des Zentrums die Einführung des Tages der Arbeit als Feiertag überhaupt ablehnten, ging der USPD das Gesetz nicht weit genug, sie forderte zusätzlich die Einführung des 9. Novembers als Revolutionsfeiertag. Der sogenannte Blutmai (Berlin 1929) ließ die Widersprüche zwischen KPD und SPD deutlich werden.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der 1. Mai ab 1933 durch die Nationalsozialisten zum gesetzlichen Feiertag. Das Reichsgesetz vom 10. April 1933[5] benannte ihn als „Tag der nationalen Arbeit“. Am 2. Mai 1933 wurden die Gewerkschaften in Deutschland gleichgeschaltet und die Gewerkschaftshäuser gestürmt. Im Jahr 1934 wurde der 1. Mai durch eine Gesetzesnovelle zu einem „Nationalen Feiertag des deutschen Volkes“ erklärt.
„Am 1. Mai 1933 hält Adolf Hitler eine Ansprache vor Hunderttausenden von Menschen auf dem Tempelhofer Feld. Der Massenaufmarsch ist mit der damaligen grossen Angst vor Entlassungen zu erklären und damit, dass die Auszahlung des Lohns verknüpft wurde mit der Teilnahme an der Demonstration und den Kundgebungen. Der Tag wird vom nationalsozialistischen Regime erstmals zum «Tag der nationalen Arbeit» und damit zum gesetzlichen Staatsfeiertag bei voller Lohnfortzahlung erklärt.“
–
Ronnie Grob,
NZZ
1. September 2016
[6]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der 1. Mai 1946 durch den Alliierten Kontrollrat bestätigt. Maikundgebungen durften jedoch nur eingeschränkt durchgeführt werden.
Der 1. Mai ist in der Bundesrepublik Deutschland nach den Feiertagsgesetzen der Länder ein gesetzlicher Feiertag. Die amtliche Bezeichnung in Deutschland ist durch Gesetze der einzelnen Länder geregelt. In Nordrhein-Westfalen wird der erste Mai staatlicherseits als Tag des Friedens und der Völkerversöhnung bzw. Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde[7] begangen.
In der DDR und weiteren sozialistischen Ländern wurde der 1. Mai als „Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“ begangen und auf die Traditionen der internationalen Arbeiterbewegung verwiesen. Symbol des 1. Mai ist die rote Mainelke.
Seit den 1980er Jahren gab es neben den politischen organisierten Demonstrationen auch regelmäßig Ausschreitungen in der Bundesrepublik, vor allem im Zusammenhang mit der Demonstration zum 1. Mai in Kreuzberg (Berlin).
Darüber hinaus gibt es seit 2001 den internationalen EuroMayDay, dessen zentrales Anliegen ist, den verschiedenartigsten Formen von Prekarisierung in Arbeit und Leben einen Ausdruck zu geben, die nach Ansicht der Organisatoren durch die klassischen Institutionen der Arbeiterbewegung und der Linken nicht (mehr) organisiert werden.
Österreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Erstes österreichisches Maiabzeichen, 1890
[8]
In Österreich finden Kundgebungen zum Ersten Mai seit 1890 statt. Die Wiener Arbeiterschaft veranstaltete z. B. am 1. Mai 1890 im Wiener Prater die mit mehr als 100.000 Teilnehmern größte Kundgebung, die bis dahin jemals in der Stadt zu sehen war. Die 1889 gegründete Arbeiter-Zeitung nahm darauf Bezug, dass die Maifeier im Prater, einem großen Grünareal, stattfand, und schrieb dazu im Mai 1890:
„Er ist sehr schön, der 1. Mai, und die Tausende von Bourgeois und Kleinbürgern werden es den Hunderttausenden von Proletariern gewiss gerne vergönnen, sich auch einmal das berühmte Erwachen der Natur, das alle Dichter preisen und wovon der Fabrikszwängling so wenig bemerkt, in der Nähe zu besehen.“
–
Victor Adler
:
Arbeiter-Zeitung
[9]
Bis 1918 fanden die sozialdemokratischen Maikundgebungen nun jährlich im Prater statt; in der Ersten Republik wurden sie an die Wiener Ringstraße verlegt, wo man vor dem Rathaus des seit 1919 sozialdemokratisch regierten Wien aufmarschierte.
Die christliche Arbeiterbewegung veranstaltete im Jahr 1893 die erste Maikundgebung, nachdem sich 1891 Papst Leo XIII. in der Enzyklika Rerum Novarum über die Arbeiterfrage geäußert hatte. Im Laufe der Jahre wurde der 1. Mai immer mehr zum arbeitsfreien Tag erklärt. So war im Jahr 1907 in 62 % der Kollektivverträge der Tag mit Arbeitsruhe verbunden.
In der Ersten Republik wurde der Tag am 25. April 1919 zum Staatsfeiertag erklärt.[10] Die Maifeiern der Sozialdemokraten wurden allerdings im Jahr 1933 zur Zeit des beginnenden Austrofaschismus durch Bundeskanzler Engelbert Dollfuß verboten; die Diktaturregierung ließ von 1934 an am 1. Mai die Einführung der ständestaatlichen Verfassung feiern.
In den Jahren des Nationalsozialismus war der 1. Mai der „Tag der deutschen Arbeit“ (auch: „Tag der Nationalen Arbeit“). Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer waren damals in der Deutschen Arbeitsfront zusammengefasst.
Nach Kriegsende wurde der 1. Mai 1945 wieder zum Staatsfeiertag erklärt[11] und blieb dies bis heute. Mit dem Begriff Staatsfeiertag wurde nun nicht mehr verbunden, dass an diesem Tag der Staat zu feiern wäre, sondern dass es sich bis zur Einführung des Nationalfeiertags 26. Oktober bzw. seines Vorläufers „Tag der Fahne“ 1955 um den einzigen Feiertag handelte, der nicht auf Religion zurückging.
Der große Maiaufmarsch der Sozialisten findet in Wien statt. Nachdem bis dahin Kundgebungen in den Bezirken stattfanden,[12] gingen sie 1921 erstmals von verschiedenen Treffpunkten in den Bezirken über die Wiener Ringstraße zum Rathausplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Die heutige Form geht jedoch auf das Jahr 1929 zurück. Im Jahre 1926 gab es erstmals am Vorabend einen Fackelzug der Arbeiterjugend. Während der Jahre 1933 bis 1945 konnte er nicht stattfinden. 1946 marschierten 200.000 Menschen am Rathaus vorbei und 1947 gab es wieder einen Fackelzug der Sozialistischen Jugend. Im Jahre 1981[13] war der Aufmarsch durch den Terroranschlag auf Heinz Nittel überschattet, der auf dem Weg zu den Feierlichkeiten war.[14]
Geschmückter Wiener Straßenbahnzug am 1. Mai 1976
Von 1913 bis 1998 begann der Betrieb der stadteigenen Verkehrsbetriebe am 1. Mai erst ab etwa 13 Uhr, um den Arbeitnehmern die Möglichkeit zu geben, am Maiaufmarsch teilzunehmen. Unterbrochen wurde dies durch den Ersten Weltkrieg und von 1934 bis 1945 durch den Ständestaat, die Zeit des Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg. Am 1. Mai 1934 kämpften die Tramwayfahrer gegeneinander, weil die einen am Vormittag fahren wollten, die anderen nicht.[15]Das erste Fahrzeug jeder Linie fuhr dann an der Vorderfront mit grünen Girlanden, Blumen und Wiener Flagge festlich geschmückt aus. Im Jahr 1998 beschloss der Gemeinderat einen ganztägigen Betrieb, die Gewerkschaft legte sich jedoch quer. Dies führte zur historisch einmaligen Notlösung, dass die Verkehrsbetriebe vier private Unternehmen beauftragten, den Verkehr an diesem Vormittag auf den Nachtbusstrecken durchzuführen. Dies war auch das letzte Jahr, in dem geschmückt wurde.[16] Seit 1999 wird von den Wiener Linien ganztägig der gewöhnliche Feiertagsfahrplan gefahren, nur auf der Ringstraße gibt es die bei Großveranstaltungen üblichen Umleitungen oder Kurzführungen.[17][18][19]
Schweiz – kantonaler Feiertag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Schweiz wird nur der 1. August bundesweit geregelt. Andere Feiertage, wie auch der 1. Mai, sind kantonal geregelt[20] (siehe auch Feiertage in der Schweiz):
In den Kantonen
Basel-Landschaft,
Basel-Stadt,
Jura,
Neuenburg
und
Zürich
ist er als Tag der Arbeit ein gesetzlich anerkannter Feiertag, der den Sonntagen gleichgestellt ist.In den Kantonen
Schaffhausen,
Thurgau
und
Tessin
ist er als Tag der Arbeit ein gesetzlich anerkannter kantonaler Ruhetag.Im Kanton
Solothurn
ist er ein gesetzlich anerkannter halber Feiertag (ab 12:00 Uhr).In den Kantonen
Freiburg
und
St. Gallen
ist ab 12:00 Uhr für alle Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes arbeitsfrei, in der Regel handhaben es auch alle anderen Betriebe so.Im Kanton
Aargau
ist er zwar nicht gesetzlich anerkannt, dennoch wird fast überall höchstens bis Mittag gearbeitet.In den Gemeinden
Hildisrieden
(LU),
Schüpfheim
(LU) und
Muotathal
(SZ) wird der 1. Mai nicht als Tag der Arbeit begangen, er ist als
Gedenktag
des lokalen
Schutzpatrons
St. Sigismund
aber trotzdem ein gesetzlicher Feiertag. In den übrigen Teilen der Kantone
Luzern
und
Schwyz
ist der 1. Mai ein regulärer Arbeitstag.
In der Stadt Zürich organisiert das Zürcher 1. Mai-Komitee[21] zusammen mit dem Gewerkschaftsbund des Kantons Zürich (GBKZ)[22] die 1.-Mai-Feiern – als, wie sie sagen, grösste regelmässig stattfindende Demonstration der Schweiz und als grosses Volksfest um die 1. Mai-Kundgebung[23] herum. Dieses Fest dauert mehrere Tage und wird alljährlich von, gemäss den Veranstaltern, Zehntausenden besucht. In neuerer Zeit wurden die Kundgebungen von gewalttätigen „Nachdemonstrationen“ überschattet, bei denen sich Vertreter des Schwarzen Blocks und andere „Chaoten“ Strassenkämpfe mit der Polizei liefern.[24][25][26] Hingegen nehmen die meisten Menschen aber den freien Tag gerne als Erholungstag entgegen.
Evangelischer Gedenktag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In den Evangelischen Kirchen ist der Erste Mai kein besonderer Feiertag. Es können Bittgottesdienste unter dem Thema „Bitte um gesegnete Arbeit“ gefeiert werden, die allerdings nicht auf diesen Tag festgelegt sind. Sie stehen unter dem biblischen Motto: „Der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unserer Hände bei uns. Ja, das Werk unserer Hände wollest du fördern!“ (Ps 90,17 LUT). Die Evangeliumslesung ist Lk 16,10-13 LUT, die sich mit dem Thema der Verantwortung für die anvertrauten Gaben auseinandersetzt und mit dem Satz endet: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Es geht also um das rechte Verhältnis von Arbeit und Religion.
Katholischer Gedenktag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In Reaktion auf die vielfach sozialistisch ausgerichtete Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts wurde der 1. Mai von Papst Pius XII. (Amtszeit von 1939 bis 1958) im Jahr 1955 zum Gedenktag Josef des Arbeiters erklärt.[27] Der Ehemann Mariens und Nährvater Jesu war laut der Bibel als τέκτων (téktōn, Bauhandwerker) tätig und gilt traditionell als Patron der Arbeiter.
Der bayerische Herzog Maximilian I. erklärte Maria 1616 zur „Patrona Bavariae“ und führte den 14. Mai als Festtag für seine Herrschaft ein. Im Zuge der Revision des Heiligenkalenders nach dem Zweiten Vaticanum wurde der Gedenktag auf den 1. Mai vorverlegt; er wird noch immer in den Diözesen der Freisinger Bischofskonferenz (bayerische und fränkische Diözesen, zuzüglich Diözese Speyer) begangen.
International[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In vielen englischsprachigen Ländern besteht mit dem Labor Day ein Äquivalent zum Tag der Arbeit am 1. Mai. Der folgende Abschnitt führt nur diesen auf.
1.-Mai-Demonstration 1987 in
Oulu
(Finnland)
Europa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In
Finnland
wird am 1. Mai
Vappu, Tag des Frühlings, der Studenten und der finnischen Arbeit gefeiert.In
Russland
wird am 1. Mai der gesetzliche Feiertag „Tag des Frühlings und der Arbeit“ begangen.In
Frankreich
heißt der Tag
Fête du Travail
(Fest der Arbeit) und ist gesetzlicher Feiertag. Es gibt den Brauch,
Maiglöckchen
als Symbol des Frühlings und als Glücksbringer zu verschenken.In
Italien
wurde der Erste Mai ab 1890 als Arbeitertag begangen. Nach 1921, in der Zeit des
Faschismus
unter
Benito Mussolini, wurde er als offizieller Tag abgeschafft und ersetzt durch den 21. Mai als Feiertag der Arbeit. Nach 1945 wurde wieder der Erste Mai der Tag der Arbeit als
Festa del lavoro
oder
Festa dei lavoratori
. In
Rom
finden seit 1990 dann in der
Piazza di Porta San Giovanni
die stark besuchte Veranstaltung
Concerto per celebrare il Primo Maggio
statt, bei dem 1996 um die 500.000 und 2006 rund 1,5 Mio. Besucher teilnahmen.In
Portugal
heißt der Tag
Dia do trabalhador
und ist gesetzlicher Feiertag.In
Spanien
ist der Erste Mai ein Feiertag, der während der
Zweiten Spanischen Republik
von 1931 bis 1936/1939 begangen wurde und dann wieder ab 1977 nach der Diktatur von
Francisco Franco.In Luxemburg ist der Erste Mai ein gesetzlicher Feiertag.In der
Tschechoslowakei
wurde der Staatsfeiertag im Jahr 1919 eingeführt und wurde seither auch in den beiden Nachfolgestaaten
Tschechien
und
Slowakei
gefeiert.
[28]
In
Schweden
Tag der Arbeit / ValborgIn
Ungarn
heißt der Tag
Munka ünnepe
und ist gesetzlicher Feiertag.Norwegen: Feiertag
Arbeidernes internasjonale kampdag
.In Kroatien Tag der ArbeitIn Slowenien Tag der ArbeitIn der
Türkischen Republik Nordzypern
ist er der Tag der Arbeit und Solidarität.
Amerika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In
Argentinien
ist der Erste Mai als
Día Internacional del Trabajador
ein offizieller Feiertag.In
Brasilien
ist der Erste Mai ein offizieller Feiertag.In
Chile
ist der Erste Mai als
Día del Trabajo
ein offizieller Feiertag.In
Costa Rica
ist der Erste Mai ein offizieller Feiertag.In
Ecuador
ist der Erste Mai als
Día del Trabajo
ein offizieller Feiertag.In
El Salvador
ist der Erste Mai als
Día del Trabajo
ein offizieller Feiertag.In
Honduras
ist der Erste Mai ein offizieller Feiertag.In
Kolumbien
ist der Erste Mai ein offizieller Feiertag.In
Mexiko
ist der Erste Mai als
Día del Trabajo
ein offizieller Feiertag.In
Peru
ist der Erste Mai als
el Día del Trabajo
ein offizieller Feiertag.In
Uruguay
ist der Erste Mai ein offizieller Feiertag, den die Gewerkschaften feiern.