„Na, junge Dame?“ Der Händler war wohl wieder von seinem Geschäft zurück gekehrt. Er streichelte seine Zugstute und sah Quyn abschätzend an. „Bist doch ein viel zu hübsches Ding um deine Hände bei Arbeit schmutzig zu machen.“ Quyn sah auf dem Boden und nahm mit zittrigen Händen den nächsten schweren Korb. Sie hob diesen wohl zu heftig und schwungvoll an, denn er fiel ihr fast aus den Händen – er war leichter als gedacht. Doch der Händler war schon bei ihr und hielt ihn fest. Sie blickte geschockt durch ihren leichten Schleier auf. Erschrocken wandte sie sich wieder ab, als sie in seine adrigen Augen sah. Sein lüsterner Blick ruhte auf den Stellen wo er wohl ihre, vom Schleier verdeckten Augen vermutete. „Danke“, murmelte sie nur und zog ruckartig am Korb. „So eine hübsche junge Dame muss doch nicht ihr ganzes Gesicht unter einem Schleier verstecken!“, rief er ihr hinterher. „Halten Sie den Mund“, rief sie zurück und schellte sich, denn so etwas sagte man zu einem Mann aus höherem Stand nicht. Doch dieser lachte nur. Sie ließ sich den Rest des Weges Zeit, auch wenn die Henkel des Korbes ihr in die Hände schnitten. „Du sollst beim Saaldekorieren helfen!“, rief Gerta ihr schon von weitem zu und murmelte etwas Unverständliches. „Du bist einfach zu langsam, Kind.“, sagte sie zu ihr Kopfschüttelnd, als Quyn den Korb ächzend auf dem Tisch hob. Erleichtert, dass sie nicht mehr zu dem widerlichen Mann musste, ging sie zum Königshaus. Als sie durch die Tür zum Saal trat, wurde sie erst einmal fast umgestoßen von einem kleinen dicklichen Mädchen, das hektisch ihre Augen aufriss. „Entschuldige“, piepste sie und eilte weiter. Quyn trat ein, und konnte gerade noch einen hochgewachsenen jungen Mann ausweichen, der einen Stapel voll Porzellanschüsseln trug, die anscheinend zu unfeierlich für den König waren. „Du da! Komm her!“, rief König Dolwin mit donnernder Stimme um den Lärm zu übertönen. Quyn sah sich erschrocken um. „Ja, du mit den albernen Schleier auf dem Kopf, komm her!“ Sie sah ihn lässig auf einem großen Stuhl am Saalende sitzen. Mit steifen Schritten bewegte sie sich auf ihn zu. Sie hasste diesen selbstgefälligen, arroganten König, der alle Macht über sie hatte, da er ihr eine Arbeit und Unterkunft angeboten hatte, als die verrückte Heilkundige wegen Altersschwäche gestorben war die sich zuvor ihrer angenommen hatte. „Ich will, dass du wieder die Obersten von Javelin, Gundo und Blohr bedienst. Aber diesmal will ich, dass du ihnen jeden Wunsch erfüllst“, er lehnte sich langsam vor und verzog dabei den eh schon schiefen Mund zu einem noch schieferen grinsen, „wirklich jeden Wunsch! Ist ja auch nicht so, dass du kein Gewinn daraus ziehst. Wenn ich Beschwerden bekomme, dann hast du dein wohliges Heim hier nicht mehr, hast du mich verstanden?“ Er lehnte sich wieder zurück und kratzte sich an der Narbe, die sich quer über seine Lippen zog. „Ja, mein Herr.“ Ihre Stimme bebte. Ihr wurde schlecht. „Du kannst jetzt gehen, mach dich hübsch für deine Freier.“...