Gründe der Entstehung und Abspaltung
Die Vorgeschichte der Amischen ist in der Reformationszeit verankert. Neben dem bekannten Reformator Martin Luther gab es noch weitere, wie Ulrich Zwingli, in dessen Umfeld in Zürich die Täuferbewegung begann. Luthers Aufbegehren gegen das Papsttum gab die Initialzündung für andere Personen, die sich mit ähnlichen Fragen beschäftigt hatten oder durch ihn erst darauf gekommen waren, sich ebenfalls aktiv für eine Kirchenreform einzusetzen. So sind sowohl die Reformatoren Thomas Müntzer, Ulrich Zwingli und Johannes Calvin zu nennen als auch die zeitgleich aufkommende radikal-reformatorische Täuferbewegung (despektierlich auch Wiedertäufer genannt) mit ihren eigenen Reformatoren wie z. B. Felix Manz, Konrad Grebel oder Menno Simons.
Aus der Täuferbewegung entstand im Laufe der Zeit die evangelische Religionsgemeinschaft der Mennoniten, zu denen sich im 17. Jahrhundert auch die Gemeinden zählten, die sich in der Schweiz als Reste der verfolgten Täufer als Schweizer Brüder bezeichneten. Diese hatten das Dordrechter Bekenntnis der Mennoniten der Niederlande und Norddeutschlands 1632 angenommen, praktizierten aber den dort genannten Gemeindebann nicht so streng. Schließlich entstand, verursacht durch die strenge Interpretation des Schweizer Ältesten Jakob Ammann, Unruhe in den Schweizer und nahen elsässischen Gemeinden.
Jakob Ammann stritt sich mit dem mennonitischen Ältesten Hans Reist über die Frage, wer gerettet werden könne, wer also in den Himmel käme. Viele Nichtmennoniten halfen damals verfolgten Mennoniten, indem sie sie versteckten oder andere Hilfe zukommen ließen, und retteten ihnen dadurch das Leben. Hans Reist meinte, dass diese so genannten „Treuherzigen“ auch gerettet werden könnten, obwohl sie nicht in die „Gemeinde Gottes“ eintraten; die eigene Gemeinde wurde als die einzige richtige Gemeinde verstanden. Viele dieser „Treuherzigen“ standen auch den mennonitischen Glaubenslehren sehr nahe, doch die Umstände hinderten viele daran, sich ihnen anzuschließen, etwa aus Angst vor dem Verlust des Lebens etc. Ammann sah dies viel rigoroser: Er verlangte einen vollständigen Übertritt zum Mennonitentum, mitsamt dem Ertragen aller Konsequenzen. Die wahren Gläubigen sollten „das Kreuz auf sich nehmen wie das Vorbild“ und hätten dann eine „lebendige Hoffnung auf Rettung“, während Zweifler und Unentschlossene, also diejenigen, die sich nicht klar für ihre Gruppe entschieden, weil sie „diese Welt eben doch noch mehr lieb haben als den Herrn“, keine Gnade erwarten können. Dies war einer der Hauptpunkte des Streites.
Im Pferdewagen (Buggy)
Daneben hatte Ammann unter anderem spezifische Ansichten über das Aussehen des Gläubigen wie über die Handhabung der Gemeindezucht und betonte sehr strenge Kleidungsregeln und den Bart. Wegen Ammanns Betonung starker Äußerlichkeiten kamen viele strenge Elemente in die sich neu formende Gruppe hinein. Begründet fand er diese Punkte zum Beispiel in dem Bekenntnis von 1632, aber auch in der Heiligen Schrift, wo von einem demütigen Lebenswandel gesprochen wird und deren Worte er dann zeitbezogen so auslegte, dass zum Beispiel kein Oberlippenbart erlaubt sei, weil er an Militärpersonen erinnere.
All diese Streitpunkte endeten in einer Spaltung. Es entstanden die „ammannschen Leute“, die Gemeinde Ammanns, die sich als die rechte Gemeinde ansah. Dabei ging die Spaltung von Ammann aus: Wer mit Ammann nicht übereinstimmte, den bannte er und forderte von der Gemeinde, den Kontakt mit ihm abzubrechen (Meidung). Dies galt auch innerhalb der Familie: Mann und Ehefrau hatten sich fortan ihres ehelichen Geschlechtslebens zu enthalten und dürfen nicht am selben Tisch essen. Später kam er zu der Einsicht, dass seine Verfahrensweise zu rigide war, und bannte zur Strafe sich selbst.
Allerdings war zu diesem Zeitpunkt die Spaltung schon zu weit verfestigt, als dass sie hätte rückgängig gemacht werden können. So gab es im süddeutschen, elsässischen und schweizerischen Raum ab 1693 zwei getrennte Formationen der Schweizer Brüder oder Mennoniten.
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