Nein, an sich nicht. Trans Personen haben Geschlechtsdysphorie, die sie nicht kontrollieren können und bekämpfen möchten (Dysphorie = Unwohlsein, d.h. Geschlechtsdysphorie ist das Gefühl der Unwohlheit gegenüber der eigenen Geschlechtsattribute).
Dabei schleicht sich durch Unsicherheit dann absolut mal ein Gedanke wie "das kann ich nicht tragen, damit sehe ich nicht weiblich/männlich genug aus" oder "ich kann keine Schminke tragen, das lässt mich zu feminin aussehen" in den Kopf.
Das ist aber 1. oft durch gesellschaftliche Normen bedingt, die generell etabliert sind und einen zusätzlich zur Transidentität an sich unter Druck setzen.
2. tragen bestimmte Kleidungsstücke, Mimiken oder Schminke zur Betonung bestimmter Körperteile bei. Es ist, ebenfalls wegen der Dysphorie, wahrscheinlich, dass ein trans Mann vor medizinischer Behandlung eher einen großen Hoodie trägt, der nicht eng anliegt und wenig von seinem Körper preis gibt, sodass man seine Kurven nicht sieht, welche nun mal als biologisch weibliches Attribut gelten. Währenddessen würde eine trans Frau wahrscheinlich eher einen BH, Corset und Kleid tragen, um die Körperform zu verändert wirken zu lassen und dies auch nach außen zu tragen, um besser zu passen (passen -> eingedeutsches Verb "to pass"(englisch) = umgangssprachliches Wort in der trans community für das Durchgehen als die eigene Geschlechtsidentität). Es bezieht sich also oft auch einfach auf die Darstellung des Körpers.
3. Wenn trans Personen nicht passen, fallen sie häufig auf und erleben Mobbing, Gewalt, Vergewaltigung oder werden sogar ermordet. Deshalb passen sich viele trans Personen, vor allem trans Frauen, noch eher an die Normen ihrer Geschlechtsidentität an als sie es an sich tun würden, um sich selbst zu schützen. Das ist besser, wenn man so keine Dysphorie erlebt und Sicherheit hat, auch wenn man sich, wenn man sich nicht genau so konform präsentiert, vielleicht auch in der eigenen Haut wohlfühlen würde.
Dahinter steht also eigentlich kein sexistischer "ich muss weil sonst bin ich nicht Geschlecht xy" Grundgedanke, sondern gesellschaftlicher und psychischer Leidensdruck, sowie oft der Wunsch nach Sicherheit.
Es gibt zwar auch manche trans Personen, die aufgrund ihrer Geschlechtsdysphorie so unglücklich werden, dass sie sich total da reinfuchsen und sich selbst und andere fürs nicht-passen oder anpassen verurteilen. Bekanntes Beispiel ist z.B. der YouTuber Kalvin Garrah. Darin spiegelt sich aber ebenfalls ein tiefes, psychisches Problem wieder. Diese Ansicht wird von den meisten trans Personen jedoch abgelehnt.
Es gibt eigentlich auch keine trans Person, die zustimmen würde, dass der bloße Wunsch nach einem maskulinen/femininen Aussehen einen zu einem anderen Geschlecht machen. Das passiert manchmal bei z.B. butch (maskuline) Lesben, die denken sie müssten trans typen sein, um maskulin sein zu dürfen, jedoch später lernen, dass das nicht stimmt und die sich eigentlich auch mit ihren körperlich weiblichen Attributen wohlfühlen. Diese Leute sind dann aber auch nicht trans und bemerken dies auch oft vor Behandlungen, oder eben danach und detransitionieren (machen die Behandlung, inwieweit möglich, rückgängig). Daran ist dann aber auch eher die heteronormative Gesellschaft schuld, da diese solche Normen überhaupt erst eingebracht hat und so Menschen mit Geschlechtsdysphorie als auch Menschen unter Druck setzt, die diesen eigentlich nicht entsprechen (wollen).
Zu letzterem muss ich übrigens noch sagen, dass Therapeut:innen auch überprüfen, ob es nur um Geschlechterrollen geht oder ob wirklich eine tiefere, nicht einfach mit gesellschaftlichen Dingen erklärliche Unzufriedenheit besteht. Und ohne das approval von Therapeut:innen ist eine medizinische/physische sowie eine Namens- und Geschlechtsänderung im Pass in DE und fast überall auf der Welt auch gar nicht möglich. Die Rate von Leuten, die die Behandlung bereuen ist deshalb aber auch unter 1%. Als ich meine Namensänderung vorgenommen habe, wurde mir auch gesagt dass 99 und 100 Anträgen bejaht werden (wo hinzu kommt, dass das aktuelle Transsexuellengesetz in DE noch sehr strikt ist. Es zeigt also auf, dass es nicht sehr viele trans Personen gibt, die selbst aus sehr enger Sicht keine legitimen Gründe dafür haben). Trans Personen sind also nicht einfach nur von Sexismus beeinflusst, denn das kann man bearbeiten, indem man einfach das mindset ändert. Transgeschlechtlichkeit hingegen nicht.