In der 6. Klasse wurde bei mir Dyskalkulie diagnostiziert. Zwei Jahre wurde ich in Einzelsitzungen therapiert,mit Hilfe einer sehr verständnisvollen und geduldigen Therapeutin gelang es mir,zumindest ein wenig den Zugang zur Mathematik der Grundschule wiederzufinden. Die Probleme am Gymnasium blieben. Selten kam es vor,dass ich Rechenvorgänge überhaupt verstand,wenn,dann hatte ich diese am nächsten Tag schon wieder verlernt. Das Problem ist,dass der Stoff auf den früher behandelten Teilgebieten aufbaut und so immer größere Lücken entstehen. Ich quälte mich jedes Jahr mit einer 5 auf dem Zeugnis,konnte mit anderen Hauptfächern ausgleichen. Gerade seit der 10.Klasse merke ich, wie die Schwäche mir immer mehr im Weg steht. Ich habe gravierende Verständnisprobleme,kapiere so gut wie nichts. Ich hätte mich schon früher an meine Lehrerin wenden sollen,nur ist leider das Problem,dass sie mir den Stoff auch nicht näherbringen kann,ich komme mit ihrer Unterrichtsweise nicht so gut zurecht,aber das ist sowieso bei kaum einem Lehrer der Fall. Ich bin jetzt in der 11.und schreibe bald wieder Klausur in Mathe. Die Letzte war der Horror,davor versuchte ich irgendwie,den kompletten Stoff des Halbjahres in meinen Kopf zu prügeln,half alles nichts -ich weiß,dass mir leider der logische Zugang fehlt. Ich habe viele unterschiedliche Arten von Nachhilfe ausprobiert,nachdem meine Therapiezeit vorüber gewesen war;Einzelnachhilfe,kleine Gruppen bei der Schülerhilfe. Im Endeffekt half mir leider gar nichts. Ich bin jemand,der sehr viel Zeit und Ruhe benötigt,um den komplexen Stoff ein wenig nachvollziehen zu können. Die Klausur müsste theoretisch richtig was rausreißen,damit ich meine Note und so mein Zeugnis retten kann. Mein Traum war es,ein gutes Abitur zu absolvieren,damit ich Lehramt oder Linguistik studieren kann. Ich habe das Gefühl,dass alles auf der Kippe steht. Eine Lehrerin,welche ich mal im Unterricht hatte,hat mir privat viel geholfen und auch angeboten,mir zu helfen,wenn ich Fragen hätte.Ich habe den Eindruck,sie kann es mir echt gut vermitteln,nur will ich sie nicht ständig darauf ansprechen,ob sie mir mal in Mathe helfen könnte. Und zu sagen,dass ich in letzter Zeit so große Lücken entwickelt habe;ich weiß nicht,sie würde sicher enttäuscht sein. Auch meiner Mathelehrerin gegenüber habe ich ein schlechtes Gewissen.Sie fiel dieses Jahr schon über längere Zeit durch Krankheit aus.Würde ich ihr nun sagen:"Frau X,ich habe seit über einem Jahr eigentlich gar nichts mehr verstanden.", würde sie wohl auch ihren Teil denken.Ich bezweifle,dass ich überhaupt die Vorprüfung schaffen würde,geschweige denn ich käme bis dorthin.Versagensängste plagen mich in letzter Zeit häufig.Ich denke immer:"Du hast dich nicht schon knapp 7 Jahre durchgeschlagen, damit es so kurz vor dem Ziel vorbei ist, das kann's einfach nicht sein."
Ich weiß,das hier ist eine ganz schön undurchsichtige Ansammlung von Gedanken und Fakten,aber ich musste es einfach mal in Worte formulieren.