Hallo Komplizierte!
Das ist doch schon ein guter Anfang, daß Du selbst merkst, daß Du die Dinge etwas kompliziert siehst.
Von den Verletzungen, die Dir früher zugefügt worden sind, sind Narben geblieben.
Du warst wahrscheinlich schon früher ein tolles Mädchen und hattest nur die unreifen "Freunde", die Dein Äußeres überbetont haben.
Natürlich ist Mensch oft etwas primitiver, als wir allgemein zugeben. Stelle Dir mal einen kleinen hutzeligen Z.werg als Hauptheld in einem Film vor. Das dürfte den meisten Menschen schwerfallen. Dir auch? Deshalb werden Helden auch fast immer auf bestimmte Art dargestellt.
Aber als Menschen haben wir die Gabe, einen Verstand nutzen zu können. Nutzen wir den Verstand, dann lassen wir uns weniger von schönen Oberflächen blenden und versuchen weniger, Klischés zu entsprechen. in der Gegenwart sind weibliche Rundungen wie auf Rubens-Gemälden halt unmodern.
Nimm es Deinen Mitmenschen nicht zu sehr übel, daß sie sich allzuleicht blenden lassen.
Komplimente haben vielleicht etwas Falschheit und Lüge in sich, doch es sind oft nur unbeholfene Versuche, nett zu sein. Das gehört zum Menschsein dazu, daß man nicht nur böswillig lügt, sondern auch in guter Absicht. Du solltest die kleinen Lügen also nicht überbewerten.
Ein Beispiel:
Ich kenne einen Mann, der früher oft gehänselt worden ist, weil er als Weichei galt und sich häßlich fühlte. Alte Damen fanden, daß er gut aussähe. Er aber glaubte, daß er mit seinen Locken völlig blöd aussehen würde, daß ihn kein Mädchen mögen würde. Wie Tom Sawyer hatte er sich deshalb die Haare geglättet, allerdings nicht mit Butter, sondern nur mit Wasser - und er hatte versucht, sich modisch zu kleiden. Aber alles was er tat, wirkte irgenwie verklemmt. Welches Mädchen will schon mit einem verklemmten Typen zusammen sein. Doch später, als er keinen Wert mehr auf die Meinungen seiner Alterskameraden legte und "sein Ding" machte, merkte er plötzlich, daß er von Frauen begehrt wurde, die ihm früher unerreichbar schienen. So wie in "Das Wilde Schaf" hatte er sich absichtlich in Situationen begeben, die er früher vermieden hätte. Er hatte sein Sprechen trainiert, so daß er klar und deutlich reden konnte. Er hatte laut und deutlich Fach-Vorträge vor vielen Menschen gehalten. Es hatte nur etwas Zeit gebraucht und Freunde, die ihm Mut gemacht hatten, zu sich zu stehen. Weil er auch dunkle Seiten des Leben kennengelernt hatte, ist er heute ein Mann, der es nicht nötig hat, sich auf Kosten anderer aufzuwerten und viele Dinge sehr gelassen sieht.
Auch wenn es in dem Beispiel um einen Mann geht, das Prinzip ist etwa gleich.
Du bist keine Lüge. Du bist Du.
Ich hoffe, daß Du nicht so sehr in Depressionen fällst, daß Du Hife durch einen Facharzt brauchst. Bei vielen Menschen hilft Sonne etwas gegen Depressionen. Du könntest vielleicht das Genießen von Sonne zum Ritual machen :-)
Daß Du traurig wirst, wenn Du daran denkst, daß du einsam bleiben würdest, läßt darauf schließen, daß Du nicht zu den Menschen gehörst, die lieber einsam sind.
Doch solche Menschen gibt es auch, die viel besser klarkommen, wenn sie in Ruhe gelassen werden und wenn sie nicht mit anderen Menschen kommunizieren müssen.
Für die ist es nicht schlimm, ewig allein zu sein.
Also, es ist nicht schlimm, ewig allein zu sein.
Doch Du solltest es ruhig ein bißchen glauben, wenn Deine Freunde etwas an Dir gut finden. Bald glaubst Du ohne Übertreibung auch an Dich und nimmst Dir Angriffe nicht mehr zu sehr zu Herzen. Dann wirst Du nicht mehr allein sein, als Du willst.