Ich habe mich schon vor einer ganzen Weile mal für den Tag Grunge hier eingetragen, weil ich dachte, dass es vor allem um die Musik gehen würde. Ich bin wirklich erstaunt, wie oft es fast ausschließlich um den Look geht. Ich empfehle dazu jedem die sehr sehenswerte Dokumentation "Hype!" von Doug Pray (gibts auch auf Youtube), wo sich die ganzen Original-Bands aus Seattle darüber verwundern und auch lustig machen, wie der "Style" - dabei trug man damals Flanellhemden, zerrissene Jeans und lange Unterhosen, weil es in Seattle eben so viel regnet und kalt ist und die Musiker außerdem kein Geld für schicke Klamotten hatten - damals so ruckzuck vom Mainstream aufgegriffen und als Mode vermarktet wurde. Auch wenn's klischeehaft klingt: Es geht um die Musik und um das, was dahinter steht, nicht um einen bestimmten Look. Wenn Du eine Band gerne magst, trag ein T-Shirt von ihr, oder noch besser, mach eins selbst! Do It Yourself ist das, was hinter Punk und Grunge steht. Fühl Dich wohl in Deiner (zweiten) Haut. Sobald Du anfängst, Dich danach zu orientieren, was denn wohl "andere Grunger oder Punks" tragen - oder noch schlimmer, cool finden - würden, hast Du dich schon von der ursprünglichen Idee entfernt. Und wenn Du'ne rosa Lederjacke zu zerrissenen Jeans tragen möchtest, weil Dir das gefällt - na, dann pfeif doch drauf, was so genannte "echte Punks" dazu sagen. Punk und Grunge tun das nämlich auch :)

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Äußeres Erscheinungsbild: in bewusster Ablehnung des schicken Disco/New Wave/Pop-Outfits sowie ursprünglich aus purer Notwendigkeit (es ist halt kalt in Seattle) entstand der sogenannte Grunge-Look mit Flanellhemden, T-Shirt, abgerissenen Jeans mit langen Unterhosen, Doc Martens und Wollmützen (bei Frauen manchmal auch zerrissene Kleider), kombiniert mit langen Haaren (gerne auch nachlässig-rausgewachsen gefärbt) und dem Kinnbart bei Männern. Später griffen große Modehäuser diesen Stil auf und verkauften Karohemden zu 150 Dollar das Sück, was eine komplette Perversion des ursprünglichen Looks darstellte.

Die sogenannte "innere Einstellung" des Grunge war ebenfalls zu großen Teilen eine Erfindung der Medien, welche am Beispiel von Kurt Cobain, Eddie Vedder, Layne Staley und anderen Exponenten das Bild des "wounded junkie" kreierten, dessen Texte vor allem von Selbstekel, Frustration, Weltschmerz und/oder Drogensucht handeln. Tatsächlich spielte in der ursprünglichen Grunge-Szene der Spaß an der Musik, am Feiern und am sich Gehenlassen eine große Rolle, wenn auch anders als in der hedonistischen Party-, Glam- und Haarspray-Rock- und Metalszene der 80er, die symbolisch durch Nirvanas Nummer-Eins-Erfolg "Smells Like Teen Spirit" als führende Jugendkultur abgelöst wurde. Grunge sah sich als Verlängerung von Punkrock in dem Sinne, dass erlaubt war, was gefiel, und die kommerzielle Verwertbarkeit der Musik zunächst keine große Rolle spielte. Dies lag auch daran, dass sich in Seattle - bedingt durch dessen abgeschiedene Lage im pazifischen Nordwesten der USA - eine eigenständige und kommerziell bis zu Grunge kaum erfolgreiche Musikszene entwickeln konnte, die unabhängig von großen Trends relativ organisch wuchs.

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Womit Grunge anfing (u.a.), waren Green River und die Nachfolgeband Mudhoney.

Green River - 10,000 Things

Mudhoney - Touch Me I'm Sick

Alles Weitere entnimmst Du bitte diesem Artikel ;)

http://www.indiepedia.de/index.php?title=Grunge

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Hallo, ich bin selber bei grungeforum.com, wir haben da im Moment ein massives Spam-Problem, weshalb wir den Register-Button zeitweilig entfernen mussten. Ich werde die Registrierung einen Tag freischalten, damit Du Dich registrieren kannst :) LG Jan

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Wenn Du aus dem Metal-Bereich kommst, check mal Soundgarden, Alice in Chains, My Sister's Machine, Mind Funk, Skin Yard, Blood Circus, Candlebox, TAD oder Melvins. In eine etwas weniger heaviere Richtung gehen Screaming Trees, Love Battery, Mother Love Bone, Truly, Mad Season oder Temple of the Dog.

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Sagt mal, rein interessehalber: habt Ihr die Neunziger noch bewusst mitgekriegt?

Den Neunziger-Style gibt es sowieso nicht. Es gab Techno, Hiphop, Alternativ, Chevignon/Diesel/H&M.... War insgesamt etwas mehr casual als heute vielleicht (weite T-Shirts statt körperbetonten), aber heute ist ja eher schon wieder Achtziger-Retro angesagt. Grüne und rote Jeans gab's damals auch schon, bloß nicht als Chinos.; aber die bunten Shirts waren genauso angesagt wie heute, Kapuzenpullis, Chucks und Doc Martens letztlich ja auch. Tanktops/Spaghettiträger bei den Mädchen, und ja, Schlaghosen auch, aber heute heißt das Boot Cut und gehört bei jedem H&M zum Standardsortiment. Vielleicht ist der Batik-Retrochic der Neunziger noch eine Sache, die derzeit nicht so angesagt ist, aber meine Güte, wir reden hier ja nicht von Lodenmänteln oder sonstigen Spießigkeiten...

Markenklamotten waren damals deutlich weniger angesagt, das war ja auch eine Reaktion auf den Markenwahnsinn der Achtziger. Das isst auch etwas, was ich an der heutigen Mode bedenklich finde, aber das gehört in eine andere Diskussion.

Zu Deiner Frage: Zieh doch das an, was sich gut ergänzt und zu Deinem Typ passt. Du scheinst mir eh nicht der Typ Mädchen zu sein, der/die jedem Modetrend hinterherhechelt, also nur keine Scheu :)

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Hängt davon ab, welche Grungeband gemeint ist. Grundsätzlich widmen sich die Texte von Grungebands wie Nirvana, Alice in Chains oder Pearl Jam eher den Schattenseiten des Daseins wie Depressionen, Kindheitstraumata, Drogen und Selbstzweifel. In vielen Texten geht es auch um Abgrenzung von Spießertum und (religiös-)konservativen Wertvorstellungen, die auf den Punk-Wurzeln des Genres beruhen. Bands wie Soundgarden, Screaming Trees oder Love Battery arbeiteten auch viel mit uneindeutigen und bilderreichen Texten, die eher Stimmungen und Gefühle als konkrete Inhalte hervorriefen. Eher am Garagenrock geschulte Bands wie Mudhoney oder TAD texteten auch über absurde oder ironische Situationen oder feierten das - ebenfalls stark mit dem Grunge verknüpfte - Loser-Image ins Songs wie "Touch Me I'm Sick" ab. Der Humor spielt schließlich auch noch in zahlreichen Songs eine Rolle, so etwa in Soundgardens Sex-Rock-Parodie "Big Dumb Sex" oder auch in Nirvanas Überhit "Smells Like Teen Spirit", wo sich Sänger Kurt Cobain mit zB der Zeile "here we are now, entertain us" über die Quengeligkeit der "Generation X" lustig macht. Dieser Humor wurde und wird aber oft übersehen, weil die Medien zu sehr damit beschäftigt waren, sich auf das Klischee-Image von Grunge als "Depri-Rock" zu beziehen.

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Nickelback eine Softrock-Band?

Ich persönlich mag diese Band eigentlich sehr, dass sie sehr viele Hater hat habe ich auch schon bemerkt. Vieles was kritisiert wird stimmt wohl auch, aber ich höre es mir trotzdem gerne an. Aber meine eigentlich Frage ist nun: Wieso werden Nickelback so oft als Softrock-Band für Teeny-Mädchen bezeichnet? Viele ihrer Lieder, die man aus dem Radio kennt sind wohl ziemlich weichgespült, wie zum Beispiel "Lullaby", "When we stand together" oder "Far away". Da gebe ich Recht. Allerdings sind viele ihrer Lieder auch recht hart (Gut, aus der Sicht eines eingefleischten Metal-Fans vielleicht nicht gerade, aber für den normalen Durchschnittshörer schon).

Wenn man sich zum Beispiel Lieder wie "This means War", "Kiss it Goodbye",
"Midnight Queen", "Follow you home" oder "figured you out" anhört, denkt man nicht gerade an eine weichgeplülte Teeny-Rockband. Die Alben "The State" und "Silver side up" haben sogar noch eine gute, leichte Alternative-Note und "The long Road" klingt bis auf ein paar Ausnahmen auch eher Nach Hard- als nach Softrock. Ich will jetzt nicht sagen, dass es eine rauhe Metal-Band ist, aber Softrock ist das jetzt auch nicht. Viele werden wahrscheinlich sagen, dass ich die richtig guten Hardrock und Grunge-Bands noch nicht gehört habe. Fest steht aber, dass ich mir auch sehr gerne Nirvana, In Extremo, Subway to Sally, machmal Metallica und die Scorpions anhöre.

Also, kann mir einer erklären wieso man Nickelback als Softrock bezeichnet??

PS: Ich will hier nicht einfach schlechte Laune ablassen, wenn es mir jemand wirklich plausibel erklären kann bin ich ihm sehr dankbar.

Danke schonmal Im Vorraus!

http://www.youtube.com/watch?v=XtmFXJTZDYI

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Nickelback sind in dem Sinne (und aus der Sicht eines Grunge-Experten ;) ) Softrock, dass sie wie viele andere Bands der späten 1990er die gefälligen/einprägsamen Elemente von Grunge genommen und mit eingängigen sonstigen Rock-Elementen vermischt haben. Auch wenn zwischendurch mal ein härteres Riff auftaucht, macht das die Band nicht zu einer wirklich rauhen Truppe, da ihr Erscheinungsbild und Auftreten - von den Texten will ich jetzt nicht sprechen - in vieler Hinsicht massenkompatibel ist, was auch die millionenfachen Plattenverkäufe bestätigen. Für "Teeniemädchen" (was auch immer damit gemeint sein soll) ist so eine Band möglicherweise akzeptabler als ansatzweise kontroversere Bands wie meinetwegen Nirvana, Slipknot oder was auch immer. Nickelback kann auch gutfinden, wer mit Rockmusik sonst nicht unbedingt viel am Hut hat.

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Grunge - oder das, was in den Medien als Grunge verkauft wurde - war die erste Musikrichtung, die Hörer aus Indierock, Metal und Punk vereinte und somit zu dem großen Stil-Crossover der Neunzigerjahre entscheidend beitrug. Der zuvor als kommerziell kaum vermarktbare Rock-Underground wurde durch den gigantischen Erfolg von Nirvana, Pearl Jam und anderen plötzlich zu einem Interessenfeld der großen Majorlabels, die im Gefolge des "Nevermind"-Megasellers erst nahezu alle Bands aus Seattle und schließlich deren unzählige Nachfolger wie auch Nachmacher aufzukaufen versuchten. Daraus eine dauerhafte, lebensfähige neue Musikrichtung zu machen, war aufgrund des nichtorganischen Aufblasens des Grunge-Hypes jedoch zum Scheitern verurteilt, da es vielen Bands und Künstlern nicht gelang, den Widerspruch zwischen Underground-Ethos und dem Wunsch nach kommerziellen Erfolg aufzulösen.

Während Grunge selbst also eher eine Episode blieb und ab der zweiten Hälfte der Neunziger zu verlöschen begann, zogen andere Stilrichtungen wie das Punk-Revival um Green Day und Offspring durchaus Inspiration aus der neuen Akzeptanz alternativer Musikformen und erlagten teilweise ähnlich großen kommerziellen Erfolg. Auch der New Metal mit Bands wie Korn, Limp Bizkit oder Deftones beinhaltete den Weltschmerz und die teilweise depressiv-emotionale Ausrichtung der klassischen Grunegbands, und mit der Post-Grunge-Welle im Zuge des (so nicht vorhersehbaren) Erfolgs von Bush, Creed, Nickelback oder Puddle of Mudd spielten besagte Bands eine mehr oder weniger dicht am Grunge-Original gelagerte Version dieses Sounds, mit ebenfalls großem Erfolg in den Charts. Sänger wie Layne Staley von Alice in Chains oder Eddie Vedder von Pearl Jam wurden zudem von Legionen von Nachwuchsvokalisten zu imitieren versucht.

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Speziell zu Grunge: Diese Stilart der Rockmusik entstand in den 1980er Jahren in der Region Seattle und bezog ihre Einflüsse aus Punk/Hardcore, Metal, Indierock, Hardrock, Garagenrock und Noiserock, wobei die Einflüsse je nach Band unterschiedlich gewichtet wurden. Mudhoney beispielsweise verfolgten den krachigen, dreckigen Garagenpunk-Sound, während Bands wie Alice in Chains oder Soundgarden sehr viel stärkere Metal-Einflüsse aufwiesen. Nirvana wechselten zwischen Noise-Eruptionen und Pop-Songwriting, während weniger bekannte Bands wie Love Battery oder Screaming Trees auch mit Psychedelic-Elementen arbeiteten.

Als immens einflussreich auf die Entwicklung des Grunge werden generell die Underground-Bands der Achtziger wie Hüsker Dü, Replacements, Sonic Youth, Butthole Surfers, Minutemen oder Black Flag angesehen, da diese durch ihre aus dem Punkrock/Hardcore kommende Do It Yourself-Einstellung wichtige Wegbereiter für den Indierock und Alternative Rock der Neunziger wurden.

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Ich verstehe Dich mal gleich richtig und spare mir die Deutungsdiskussion Deiner Frage ;-)

Also, Alice in Chains haben viele Lieder über Depressionen und Drogensucht geschrieben, vor allem das Album "Dirt" ist voll davon (Rain When I Die, Them Bones, Hate to Feel, Down in a Hole). Von Nirvana gibt es natürlich auch diverse Sachen wie "I Hate Myself and Want to Die" oder "Negative Creep". Soundgarden haben das Thema Depression und Selbsthass in Songs wie "Fell on Black Days", "Mailman" oder "I Awake" verarbeitet. Wenn es um Verzweiflung an sich geht, bist Du mit zahlreichen Bands aus dem Doom Metal-Bereich wie Saint Vitus gut beraten. Oder schau einfach hier in die Liste "Songs über Traurigkeit" bei Indiepedia.de ;-) http://indiepedia.de/index.php?title=Traurigkeit (Unten auf der Seite findest Du auch einen Link zur Kategorie "Gefühle", dort gibt es noch mehr Listen, zB über die Themen "Angst" und "Einsamkeit".)

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Wenn Dir Taktwechsel liegen, probiere mal die älteren Soundgarden-Sachen aus der "Badmotorfinger"-Ära aus: Rusty Cage, Outshined, Face Pollution, New Damage...

Pearl Jam sind ab "Vitalogy" (1994) experimenteller geworden, da gibt es tonnenweise gute und interessante Stücke wie Last Exit, Hail Hail, Evacuation, Insignificance, I Am Mine, LIef Wasted, Cropduster....

Alice in Chains waren zu Beginn ihrer Karriere etwas straighter, ab "Dirt" (1992) kamen dann komplexere Songs wie Rain When I Die, Rooster, Angry Chair, Sludge Factory, Grind oder Frogs hinzu.

Daneben gibt es aber auch noch zig weniger bekannte Bands, die experimenteller mit dem Genre umgegangen sind, allen voran die Melvins (Einsteigertipp "Houdini" mit den Auskopplungen Hooch und Honeybucket), aber auch Screaming Trees (Alben: Sweet Oblivion und Dust, Songs: Butterfly, Nearly Lost You, Make My Mind), Love Battery (Album "Dayglo" mit Songs wie Out of Focus oder Damaged), Green River (die erste Grungeband mit "Dry as a Bone/Rehab Doll"), Malfunkshun und Mother Love Bone (beides Pearl Jam-Vorläufer, Songs: With Yo' Heart Not Yo' Hands, This Is Shangri-La oder Chloe Dancer/Crown of Thorns).

Für weitere Inspiration sei Dir der Artikel über Grunge bei Indiepedia.de ans Herz gelegt, dort bekommst Du einen umfassenden Überblick: http://indiepedia.de/index.php?title=Grunge

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Die Melvins verdienen soviel, dass sie genug zum Leben haben (sonst wären sie ja auch schon tot ;-), hauptsächlich durch ständiges Touren und regelmäßige Albumveröffentlichungen sowie ihre loyale Fangefolgschaft. Wir reden hier aber wirklich von bescheidenen Verhältnissen, denn mit ihrem letzten Album "The Bride Screamed Murder" von 2010 konnte die Band zwar erstmals die Top 200 der US-Albumcharts knacken, aber erstens eben nur auf Platz 200 und zweitens mit 2,500 verkauften Einheiten. Ohnehin verdienen kleinere Bands heute primär durch Livekonzerte und Merchandising, das gilt leider auch für so verdiente Veteranen wie die Melvins.

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Erstens mal: PoM ist kein Grunge, ebensowenig wie Bush, Creed, Nickelback, Days of the New, 3 Doors Down und sonstige Konsorten, die allesamt schlichte Rockbands mit Grunge-Anstrich (vor allem durch Kurt Cobain-artige Vocals) sind. "Echte" Grungebands sind bzw. waren Mudhoney, Green River, TAD, Cat Butt, Swallow, Truly oder die frühen Soundgarden. Erfolgreich unter dem Grunge-Etikett unterwegs waren auch noch Pearl Jam, Alice in Chains oder die Stone Temple Pilots. Falls Du also nach Bands suchst, die nicht wie Nirvana klingen, seien Dir die bisher genannten vorgeschlagen (haben auch fast alle einen Myspace- oder Last.FM-Account zum Reinhören). Viele davon sind allerdings aber auch - dem "ursprünglichen" Grunge-Konzept entsprechend - deutlich rauher und direkter als Nirvana.

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Zu Deinen Fragen: Erstens: Die ursprünglichen Adressaten (sprich die Zielgruppe) waren schlicht die anderen Musiker der Seattle-Musikszene, da Grunge ursprünglich nicht als Musik für den Massenmarkt gedacht war. Erst mit dem Mainstream-Erfolg von Nirvana, Pearl Jam, Soundgarden und Alice in Chains entdeckte auch die desillusionierte Jugend der frühen Neunziger (Schlagwort "Generation X") die Musik und die Aussagen der Grungebands. Dagegen haben sich Musiker wie Kurt Cobain (Nirvana) oder Eddie Vedder (Pearl Jam) aber stets gewehrt, für irgendeine Form der Revolte oder Botschaft vereinnahmt zu werden, weil sie in erster Linie für sich selbst sprachen und Musik machten, weil es ihnen Spaß machte.

Zweitens bzw. drittens: Wenn überhaupt, so protestierten die Grungebands gegen den oberflächlichen und sinnentleerten Hedonismus und die Party-Mentalität der Achtzigerjahre, zudem war die konservative Präsidentschaft von Ronald Reagan und später George Bush Senior ebenfalls ein Thema, an dem sich die Texte entzündeten. Daneben spielte aber auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Unzulänglichkeit, Depression oder (wie etwa bei Alice in Chains) Drogenabhängigkeit eine Rolle. Grundsätzlich wurde über die fehlende Sinnhaftigkeit des Daseins lamentiert, wobei dies aber auch oft humorvoll geschah, was nur im Mainstream niemand mitbekam. Eigentlich hatten die Bands aus Seattle nämlich großen Spaß am Musikmachen, waren für ihre wüsten Livekonzerte und ihren abseitigen Humor bekannt, was allerdings nicht ins medial gepushte Klischee des "angry white grunge hero" passte, der stets und ständig an der Welt zu leiden hatte.

Hoffe, das bringt Dich etwas weiter.

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Breaking Benjamin, Blind Melon, Seether, Jesus Lizard, Three Days Grace und Therapy? haben mit Grunge erst mal nicht viel zu tun. Das waren entweder lediglich Bands, die zur Hochphase des Grunge-Hypes ebenfalls "alternative Rockmusik" im weiteren Sinne machten oder erst Jahre danach aktiv wurden. Wikipedia erwähnt schon die meisten der klassischen Grungebands, ich würde folgende Auswahl empfehlen, wenn es ein etwas detaillierteres Referat werden soll:

  • "The Big Four": Nirvana, Pearl Jam, Alice in Chains, Soundgarden (hatten früh einen Vertrag mit großen Plattenlabels und waren auch kommerziell am Erfolgreichsten)
  • Die "Sub Pop"-Fraktion: Green River (splitteten sich später in Mudhoney und Mother Love Bone auf, aus denen wiederum Pearl Jam wurden), TAD, Love Battery, Screaming Trees (Letztere 2 mit stärkeren Psychedelic-Einflüssen)
  • Die "Underdogs" (erhielten gute Kritiken, konnten aber nicht über Kultstatus hinauskommen): Truly, Blood Circus, Cat Butt, Swallow, Feast, Bundle of Hiss
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Mit "Corporate Rock Whores" sind die Vertreter der Musikindustrie gemeint, die nach außen hin als Gutmenschen auftreten und angeblich nur das Beste wollen, in Wirklichkeit aber nur am Profit und nicht an der Musik oder der Message interessiert sind. Das Statement entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn Cobain und Nirvana wurden nach Unterzeichnung ihres Plattenvertrages mit dem Majorlabel Geffen Records selbst zu einem Teil der von ihnen kritisierten Industrie.

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Grunge entstand etwa Mitte der 1980er in Seattle und Umgebung, als Bands wie Green River, Melvins, Soundgarden, Skin Yard und Malfunkshun - begünstigt durch die relative Abgeschiedenheit des pazifischen Nordwestens der USA - aus den Einflüssen Punk, Hardcore, Garagenrock, Metal und Siebziger-Hardrock einen eigenständigen Musikstil entwickelten. Grunge blieb zunächst ein auf Seattle begrenztes Phänomen und wurde durch lokale Radiostationen und kleine Indielabels wie C/Z Records oder Sub Pop allmählich zu einer festen Größe.

Bis etwa 1990 entwickelten sich einige Bands weiter und konnten teilweise bereits Plattenverträge mit großen Labels abschließen (z.B. Soundgarden, Alice in Chains, Screaming Trees oder die aus Malfunkshun und Green River hervorgegangenen Mother Love Bone), während Gruppen wie Mudhoney, Tad, The Thrown Ups oder Love Battery eher Geheimtipps blieben. Textlich beschrieben viele der Bands die Schattenseiten des Daseins, ob Depressionen, Drogen, Tod oder eine schlimme Kindheit. Dieses Image des Depri-Rocks wurde später zum Zerrbild eines Musikstils, dessen Musiker jedoch viel Wert auf ausgelassene und energiereiche Liveshows legten und - wie zum Beispiel Mudhoney oder Nirvana - großen Spaß an der Musik hatten.

1991 bis 1992 wurde Grunge dann zum globalen Phänomen und gigantischen Medienhype, als die relativ junge Band Nirvana mit ihrem zweiten Album "Nevermind", maßgeblich befördert durch die Single "Smells Like Teen Spirit", Platz 1 der US-Charts erreichte und sich millionenfach verkaufte. Wenig später erlangten auch Pearl Jam (die sich nach dem Ende von Mother Love Bone gegründet hatten, als deren Sänger Andy Wood 1990 den Drogentod gestorben war) mit ihrem Debütalbum "Ten" Superstarstatus; auch Alice in Chains und Soundgarden stießen mit ihren Alben "Dirt" bzw. "Badmotorfinger" um 1992 in den Platinbereich vor. Infolgedessen richtete die Musikindustrie ihre volle Aufmerksamkeit auf den bis dato fast komplett Underground-orientierten Rock-Standort Seattle und bot zahlreichen Bands große Vorschüsse an, in der Hoffnung, dabei auf den nächsten Megaseller der Marke Nirvana zu stoßen.

Dieses Konzept scheiterte aber letztlich, denn durch die aufgeblasene Marketingmaschinerie und den Druck, erfolgreiche Alben produzieren zu müssen, scheiterten die meisten Bands der Szene. Zudem waren zahllose unbekannte Bands von außerhalb nach Seattle gezogen, um dort das große Los eines Majorlabel-Plattenvertrags zu ziehen. Für die etablierten Grungebands und ihre Frontmänner wie Kurt Cobain von Nirvana, Eddie Vedder von Pearl Jam, Chris Cornell von Soundgarden und Layne Staley von Alice in Chains bedeutete es ebenfalls eine enorme Last, als Heilsbringer und Pop-Idole der sogenannten "Loser-Generation X" dazustehen, was viele von ihnen mit verstärktem Drogenkonsum, totaler Zurückgezogenheit oder beidem beantworteten.

Das symbolische Ende des Grunge fällt auf den 5. April 1994, als Kurt Cobain sich mit einer Schrotflinte den Kopf wegschoss (bis heute existieren Verschwörungstheorien, die Cobains Ehefrau Courtney Love - Sängerin bei der Band Hole - für seinen Tod veantwortlich machen) und auch der Hype um Grunge bereits am Abflauen war. Viele andere Grungebands lösten sich im weiteren Verlauf der Neunziger auf, lediglich Pearl Jam und Mudhoney bestehen bis heute ohne zwischenzeitliche Auflösung. Alice in Chains-Sänger Staley starb nach jahrelangem Drogenmissbrauch 2002, jedoch ist die Band seit 2005 mit dem neuen Sänger William Duvall wieder aktiv. Soundgarden hatten sich ebenfalls 1997 aufgelöst und haben sich 2010 wiedervereinigt.

Das musikalische Erbe des Grunge nahmen Bands wie Bush, Silverchair, Stone Temple Pilots, Creed, 3 Doors Down, Nickelback oder Puddle of Mudd auf, die mit ihrer oftmals geglätteten und radiotauglichen Form des Grunge ebenfalls Millionen von Platten verkauften.

Zum Abschluss zehn wichtige Bands und Platten, die in jede Grunge-Sammlung gehören:

  1. Nirvana - Nevermind
  2. Soundgarden - Badmotorfinger
  3. Mudhoney - Superfuzz Bigmuff
  4. Tad - 8-Way Santa
  5. Love Battery - Dayglo
  6. Screaming Trees - Sweet Oblivion
  7. Pearl Jam - Ten
  8. Alice in Chains - Dirt
  9. Temple of the Dog - Temple of the Dog
  10. Singles (Soundtrack zum Film, auf dem zahlreiche wichtige Grungebands vertreten sind)
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