Meine Kinder sind 7 Jahre und 16 Monate alt. Ich wohne auch in einer Großstadt. Hier erlebe ich die ganze Palette von freundlich mit dem Kleinkind plaudernden Passanten bis hin zu keifenden Nachbarn, die sich aufregen, weil der Kleine am Balkon spielt und nicht nur in der Sonne sitzt und geräuschlos Zeitung liest...
Und kann hier in der Stadt bis zu einem gewissen Grad durchaus eine Ghetto-Bildung erkennen.
Sprich: Kinder gehören auf den Spielplatz, dort dürfen sie toben, sonst haben sie sich leise und anständig zu benehmen.
Ich versuche meine Kinder dabei zu begleiten, glückliche Menschen zu werden (zu bleiben) - dazu gehört auch, sich rücksichtsvoll zu benehmen, das erwarten wir ja von anderen auch.
Dass der 7jährige im Stiegenhaus nicht rumschreit ist selbstverständlich. Das vom Kleinen auch zu erwarten wäre wohl unrealistisch. Insofern redet er halt laut, manchmal quietscht er auch - das hallt bei uns wunderbar (und ist vermutlich in jeder Wohnung zu hören - tut mir leid, aber von Kleinkinder knebeln halten weder ich noch das Jugendamt sehr viel). Dass manche Mitbewohner 7.15h für eine unchristliche Zeit halten, kann ich nachvollziehen (ich würde auch noch gerne schlafen oder in Ruhe Zeitung lesen) - aber es ist nun mal die Uhrzeit, wo wir außer Haus gehen, der Große geht schließlich in die Schule.
Mein Großer steht in der vollen Straßenbahn brav auf, wenn ältere Menschen einsteigen. Er weiß aber auch, dass er sitzen bleiben darf, wenn er um 17h müde von einem langen Schultag mit anschließendem Fußball-Training nach Hause fährt - angepackt mit Schultasche plus Fußball-Rucksack.
Wenn ich einkaufen war, und Rucksack plus zwei Einkaufstaschen plus Kleinkind mithabe, dann sitzt der Kleine in der Straßenbahn auf einem eigenen Platz neben mir - ich muß nicht alles auf meinem Schoß stapeln. Auch wenn der Kleine noch nichts zahlt, wie gerne als Argument von grantigen Mitbürgern vorgebracht wird.
Und beide Kinder dürfen in der halbleeren U-Bahn um die Haltestange rumlaufen.
Der Große darf in der Wohnung nicht Fußball spielen. Im Hof (ein begrünter Innenhof, der dezitiert als Kinderspielplatz ausgeweisen ist - mit Schaukel, Rutsche, Sandkiste usw) schon - im Sommer auch noch um 20h. Und ja, der Kleine darf mit dem BobbyCar (mit Flüsterreifen) in der Wohnung rumfahren.
Warum unsere Gesellschaft so ist, kann ich Dir auch nicht sagen.
Wenn fremde Menschen meine Kinder freundlich ermahnen, dann helfe ich beim Übersetzen. Z.B. sag ich einfach nochmal "die Dame hätte gerne, dass Du leiser bist". Wenn er wirklich leiser ist - hurra. Wenn nicht - dann helfe ich der Dame beim verstehen "Ja, gell, in dem Alter (kleiner Seufzer)... mit 16 Monaten da verstehen sie zwar schon alles, aber sie halten sich halt noch nicht dran"
Wenn jemand meine Kinder anschnauzt, gibt's klipp und klar Kontra, dass er gefälligst höflich sein soll, schließlich erwartet er das ja auch grade von den Kindern.
Und - mit gutem Beispiel voran gehen - das dauert zwar eine Weile, aber irgendwann können sie's dann. Mit 2,5 Jahren sind sie grade mittendrinnen im lernen....