War Che Guevara ein Held oder Mörder?

Wieso muss es immer nur schwarz und weiß geben? Wie so oft liegt auch in diesem Fall die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Che Guevara wuchs in einer wohlhabenden Familie in einem guten Viertel in Argentinien auf. Während seines Medizinstudiums machte er eine Reise durch Südamerika zusammen mit seinem Freund Alberto Granado. Die Reise prägte ihn sehr, sie zeigte ihm ein Leben mit all dem Elend abseits des gutsituierten Viertels, in dem er seine ersten 20 Lebensjahre verbracht hatte. Seine Eindrücke kann man in seinem Reisetagebuch nachlesen und gut nachvollziehen. Es gibt auch einen preisgekrönten und sehr sehenswerten Film darüber, "Die Reise des jungen Che". https://www.youtube.com/watch?v=9Z6CUc7U1Sc

Später lernte er Fidel Castro kennen. Castro hatte ein enormes Charisma, war redegewandt und extrem überzeugend. Zudem hatte er klare Ideale und den starken Wunsch nach Gerechtigkeit, genau wie Guevara. Aus diesem Grund imponierte er Guevara sehr, dieser fühlte sich inspiriert von Castro und blickte zu ihm auf.

So kam es dann, dass die beiden zu einem unzertrennlichen Team wurden - der philosophische nachdenkliche und eher stille Guevara und der redegewandte charismatische Castro.

Ja, Che Guevara entwickelte während seiner Revolution eine gewisse Kaltblütigkeit und war am Ende imstande, ohne mit der Wimper zu zucken einen Menschen umzubringen. (Das hätte der junge Che, der einst seine Reise machte, nicht gekonnt.) Er hatte sein großes Endziel vor Augen und war von seinem humanistischen Ideal angetrieben. Ich denke, damit rechtfertigte er sich solche Akte. Er tötete nicht gerne, aber er hielt es für notwendig, um seine Ziele durchzusetzen.

Che Guevara ist weder ein übermenschlicher Held gewesen noch war er ein "böser Tyrann". Er war ein Mensch mit starken Überzeugungen und seine Überzeugungen, seine Absichten waren zweifellos gut. Die Mittel, die er dazu anwendete sowie das Resultat, das am Ende dabei herauskam, kann man natürlich kritisch infrage stellen.

Wenn dich Che Guevara sehr interessiert, kann ich dir empfehlen, dir den Film "Die Reise des jungen Che" anzuschauen (ja, es ist natürlich ein Film und keine Doku, aber man kann dadurch sehr gut seine "politische Sozialisation" als junger Student nachvollziehen). Auch könnte dir das Buch "Mein Bruder Che" von Juan Martín Guevara weiterhelfen. Es ist ein bisschen trocken zu lesen, aber man erfährt sehr viele persönliche Sachen von Che und seinen Gedanken. Sein Bruder hat mit diesem Buch versucht, den Mythos um Che ein bisschen gerade zu rücken, also eben abseits von diesem Heldenstatus oder dem Tyrannen-Image ein sachliches und differenziertes Bild vom Menschen Che Guevara zu zeichnen.

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Hasse das kopftuch?!?

Hallo..Also meine frage ist eigentlich keine frage.Ich brauche einfach nur Hilfe und weiß nicht weiter.Ich habe mit fast 18 jahren das Kopftuch angezogen ich wollte es weil ich es so schön fand und aus religösen gründen natürlich...und das hab ich nach 3-4 tagen schon unerträglich gefunden aber ich dachte das war so weil es ungewohnt war.. und nach einem Jahr hatte ich das Gefühl immernoch ich HASSE es einfach.es haben mir immer alle ein flauß in meinem Kopf gesetzt das es nur Phasen sind die wieder vergehen und das geht bis heute so jetzt bin ich 21 und halte es einfach nicht mehr aus ICH will es nicht.. ich ertrage es nicht mehr und die religiöse Absicht dahinter interessiert mich auch nicht mehr sie ist mir einfach scheiss egal geworden.finde es einfach nur schrecklich normalerweise sollten damit die männerblicke und so weiter ja von einem fern bleiben aber es machten mich vieeeel viel mehr leute an ob positiv oder negativ..es ist einfach so ein Gefühl das ich nicht los werde ich bin einfach im Rampenlicht damit.und jetzt zu meiner "Familie" ich habe seit jahren das Gefühl ich gehöre nicht zu ihnen ich bin einfach komplett das Gegenteil von ihnen sei es der Charakter, Toleranz, Verhalten und Denkweise..bin das einzige Mädchen und ich hab hier nicht wirklich viel zu melden was mich ebenfalls einfach nur aufregt!! Typische Geschlechter Verteilung😠Ich kann sie alle nicht mehr sehen.. Mein älterer Bruder ist einfach nur krank im Kopf er ist aggressiv, gewalttätig und lässt nicht mit sich reden wenn er was entschieden hat dann ist es auch so zu machen und wehe wenn nicht..Meine Eltern sind hängengeblieben und leben in der Steinzeit ich soll in der schule nicht mal neben einen jungen sitzen also bitte.. Mir werden meine Freunde verboten nur weil sie mit Jungs abhängen oder sich offener anziehen und ich habe sehr oft versucht mich durchzusetzen aber dafür hab ich auch viel an schläge kassiert.. und jetzt nochmal zu meinem kopftuch ich dachte wenn ich selbst entscheide es anzuziehen dann entscheide ich auch selbst es auszuziehen!!! Aber neinn!! Fehlanzeige sie ZWINGEN mich es anzubehalten weil es ja "schande" wäre wenn ich es ablegen würde und den Rest kann man sich ja ausmalen ich habe einfach Angst vor meiner familie ich fühle mich hier wie eine fremde ich gehöre hier nicht hin!!ich hasse sie alle ich hatte schon so oft gedacht mich einfach umzubringen weil mir das alles wie ein Gefängnis vorkommt und wie eine endlose schlaufe aber ich Glaube ja an das Leben nach dem tod deswegen naja..einzige Weg hier raus ist für mich die Ehe aber ich will noch lange nicht heiraten aber das kommt wahrscheinlich auch bald auf mich zu.ich kriege echt die Krise tut mir leid das es so lang geworden ist.. Ach ja ich beziehe mich hier nicht auf den Islam sondern an meiner hängengeblieben Familie....Was soll ich nur tun gibt es hier vllt welche die sowas schon mal durch hatten? Würde mich über antworten freuen.. und danke allein für das durchlesen

hangemacht21

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Hey,

leider gibt es wohl viele junge Mädchen und Frauen, denen es so ergeht wie dir. Keine Ahnung, ob das ein Trost für dich ist, aber du bist definitiv nicht allein mit deinen Problemen und immerhin - und damit bist du anderen einen Schritt voraus - hast du beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen. Sonst hättest du dich bestimmt nicht hier angemeldet. So weit schaffen es andere Mädchen gar nicht; die verfallen irgendwann in Resignation und akzeptieren ihr Schicksal.

Was also kannst du tun? Du kannst drei Wege gehen:

-> 1. Du setzt deine eigenen Interessen gegen die deiner Familie durch und verschaffst dir dadurch mehr Freiheit. Ich kann schwer bewerten, wie realistisch dieser Weg wäre. Aus deinem Fragetext geht nicht hervor, wie deine Familie reagieren würde, wenn du plötzlich dein eigenes Ding machst, also kein Kopftuch mehr aufsetzt und dich mit Jungs triffst. Wären sie nur beleidigt, würden es aber irgendwann akzeptieren? Oder würden sie dich bestrafen, vielleicht sogar mit körperlicher Gewalt? Das kannst nur du bewerten, weil wir kennen deine Familie nicht.

-> 2. Du verlässt deine Familie und lebst dein eigenständiges Leben, in einer neuen Stadt, mit neuen Freunden. Klar ist dieser Schritt schmerzhaft, denn niemand löst sich gerne von seiner Familie. Gerade in deinem Kulturkreis spielt Familie eine wichtige Rolle, damit bist du aufgewachsen und das hat sich tief in dir eingebrannt. Du müsstest also deine Komfortzone verlassen und - was für dich als Mädchen in deiner Kultur sicherlich auch ungewohnt ist - die volle Verantwortung für dich übernehmen, deine eigenen Entscheidungen treffen. Ein echter erwachsener Mensch sein, der sich selbst Rede und Antwort steht, statt der Spielball und das "Besitztum" deiner Familie, die alles über deinen Kopf hinweg entscheidet. Bis dato bist du wie ein Kind gewesen, also ein unmündiger Mensch, dem man keine Entscheidungsfähigkeit oder Verantwortung zutraut und den man mit Lob und Tadel so lenkt, wie man ihn gern hätte. Mit Freiheit hat das wenig zu tun. Und mit Liebe meiner Meinung nach auch nicht, denn lieben dich deine Eltern wirklich? Lieben sie wirklich dich als Individuum, so wie du bist und gern leben möchtest? Du als einzigartiger Mensch, mit deinen Wünschen und Gefühlen? Oder lieben sie nur die gehorsame Tochter bzw. Schwester, die sich nach dem erwarteten kulturellen Regelkatalog verhält? Also eine Vorstellung von dir, eine Rolle, die theoretisch jedes Mädchen einnehmen könnte?

-> 3. Du bringst nicht genug Mut für die beiden erstgenannten Schritte auf und resignierst. Das mag auf den ersten Blick der gemütlichste und einfachste Weg sein, denn so gehst du Konflikten aus dem Weg und bleibst in deiner Komfortzone. Aber auf lange Sicht ist es wohl der schmerzhafteste Weg, denn ein erfülltes Leben wirst du so sicher nicht haben, weil du immer nur nach den Vorstellungen deiner Familie leben musst und nicht nach deinen eigenen. Du wirst immer das unmündige Kind sein, gefangen in der kulturellen Agenda, die deine Eltern für dich beschlossen haben und zu der dich auch dein Bruder immer zwingen wird.

Beim Lesen hast du bestimmt schon fühlen können, dass ich dir eindeutig zum ersten oder zweiten Weg rate. (Je nach dem, wie streng und gewalttätig deine Familie ist, sogar eher zum zweiten.) Ja ich weiß, ich habe leicht reden, weil ich selber nicht in der Situation stecke. Aber ich weiß von mir selber gut genug, dass es immer leicht ist, in seiner Komfortzone zu bleiben und den einfachen Weg zu wählen. Aber ebenso habe ich festgestellt, dass man niemals den kurzfristigen Komfort vorziehen sollte, wenn der Preis dafür das langfristige Leid ist. Du hast nur dieses eine Leben, und selbst wenn du an ein Leben nach dem Tod glaubst, dann hast du trotzdem nur ein irdisches Leben im Hier und Jetzt, wenn alles gut läuft etwa 90 Lebensjahre, und es wäre eine Tragödie, wenn du die einfach wegwerfen würdest. Wenn du sie verschwenden würdest und nach Regeln lebst, die dir nicht gefallen und dein eigenes Ich verleugnest, statt dich selbst in deinem Tun und Handeln zu verwirklichen. Ich hoffe, du schaffst es, dir deinen Weg in die Freiheit zu erkämpfen. Gerne begleite ich dich dabei, hab dir ja wie du bemerkt haben müsstest eine Freundschaftsanfrage geschickt.

"Der Schmerz der Disziplin wiegt 1 Kilogramm. Der der Reue 1 Tonne."

Ganz liebe Grüße und viel Glück!! :-)

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Gegenfrage: Gibt es überhaupt die objektive Wahrheit? Ich behaupte, dass man jeden (politischen) Sachverhalt von einem anderen Blickwinkel aus betrachten kann und je nach Betrachtung kommt dann am Ende auch ein anderes Gesamtbild heraus. Die meisten Zeitungen in Deutschland verbreiten ja nicht absichtlich Lügen, aber sie gewichten die jeweiligen Themen auf verschiedene Weise bzw. analysieren sie von unterschiedlichen Standpunkten aus.

Ein kleines Beispiel: Wenn es um irgendwelche Freihandelsabkommen geht oder darum, dass die deutsche Wirtschaft wieder einmal eine Produktionssteigerung verzeichnet hat - dann wird die wirtschaftsliberale FAZ oder Die Welt das sicherlich vom "Volkswirtschafts-Nutzen-Standpunkt" aus betrachten und deshalb als positiv darstellen. Dies ist ein Standpunkt, ein Blickwinkel, den man auf die Sache haben kann. Linksgerichtete Zeitungen wie in etwa die taz oder Der Freitag setzen andere Prioritäten und beleuchten das gleiche Thema vom "Gemeinwohl-Menschenrechts-Umweltschutz-Standpunkt". Hier finden dann vielleicht eher die problematischen Seiten der Medallie Erwähnung, also dass von den Freihandelsabkommen in erster Linie Konzerne profitieren, dass Arbeiter der Dritte-Welt-Länder ausgebeutet werden, dass Umweltstandarts durch Schiedsgerichte umgangen werden können usw.

Du merkst also, die jeweilige politische Ausrichtung der Zeitung ist ausschlaggebend dafür, von welchem Blickwinkel ein Thema beleuchtet wird bzw. welche Themen überhaupt in welcher Häufigkeit und Artikelgröße Erwähnung finden. Und natürlich, von welchen Politikern/öffentliche Personen Gastbeiträge abgedruckt werden (in der FAZ wirst du deutlich mehr Beiträge von CDU-Leuten oder Bankern finden als in der WAZ oder FR, wo wiederum häufiger SPD-Leute oder Gewerkschaftler zu Wort kommen) und was für Kommentare die Redakteure im Meinungs-Teil schreiben.

Von daher kann man nicht per se sagen, diese Zeitung ist besser als diese. Es hilft einem am meisten, wenn man bescheid weiß, welche politische Ausrichtung die jeweilige Zeitung hat. Dann ist man nicht manipulierbar und kann sich selbst eine eigene Meinung bilden. Du musst halt Prioritäten für dich setzen. Welche Werte sind dir am wichtigsten? Und dann würde ich mich über eine Zeitung informieren, die diesen Werten entspricht, weil die politischen Themen dann natürlich von diesen Werten ausgehend betrachtet werden.

Für mich sind globale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie ganz zentrale Werte. Ich wünsche mir eine Welt, in der es einen gerechten Welthandel gibt und keine Ausbeutung der reichen Staaten des Nordens gegenüber der ärmeren Südhälfte. In der die parlamentarischen Demokratien über die Veränderungen der Welt bestimmen und nicht die immer mächtiger werdenen Großkonzerne, die ihre Steuern nicht bezahlen. Ich wünsche mir, dass sich die ärmeren Länder entwickeln können und ausländische Militäreingriffe sowie Waffenexporte gestoppt werden, damit es endlich weniger Kriege gibt. Ich wünsche mir ein ökologisches Wirtschaftssystem, das nicht durch grenzenloses Wachstum und den damit verbundenen steigenden Konsum immer mehr Umweltschäden produziert. Auf nationaler Ebene wünsche ich mir, dass Bedingungen geschaffen werden, unter denen die Menschen glücklicher werden. Weniger Konsum und Materielles, weniger Gegeneinander und Konkurrezkampf - mehr soziale Kontakte, mehr Miteinander, mehr Solidarität, mehr Toleranz.

Weil mir diese Dinge wichtiger sind als der egoistische nationale Wirtschaftsnutzen (und damit verbunden z.B. Steuererleichterungen, die die soziale Ungleichheit vorantreiben, noch mehr Macht für Konzerne durch Deregulierungen, Einflussvergrößerung von Lobbyisten...), kaufe ich mir keine FAZ oder Die Welt, weil die mir eben nur die Vorzüge des Wirtschaftswachstums und freien Marktes präsentieren. Aber das sind natürlich nur meine persönlichen Werte, wenn deine anders sind, dann ist auch das legitim.


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Dazu müsste man zuerst klären, was "links" für dich bedeutet. Da gibt es nämlich keine einheitliche Definition. Für manche ist es schon "links", wenn man sich entschließt, ein paar Flüchtlinge aufzunehmen. Andere sehen in "linker Politik" primär die Verteilungsfrage. Wiederum andere akzeptieren die Bezeichnung "links" erst dann, wenn dogmatisch sozialistische bzw. kommunistische Ansichten vertreten werden. Meine persönliche Definition dessen, politisch links zu sein ist, dass Humanismus, Gerechtigkeit, Gemeinwohl und der Gemeinschaftsgedanke im Zentrum stehen. Ich würde mich aber eher dem Kommunitarismus zuordnen, statt dem Sozialismus oder Kommunismus.

Ansonsten stimme ich der Antwort von Hegemon zu. Die Zeit würde ich eher als "mittelinks-liberal" einordnen, so wie z.B. die Süddeutsche Zeitung auch. Ich halte sie aber für so ziemlich die seriöseste Wochenzeitung, die wir in Deutschland haben. Verglichen mit z.B. dem SPIEGEL ist sie weitaus weniger populistisch gestaltet. Sehr gut finde ich auch die Frankfurter Rundschau (Tageszeitung, ebenfalls mitte-links), die häufig Kolumnen von linken Politikern druckt und in dessen Wirtschaftsteil man regelmäßig kapitalismuskritische und alternativ-wirtschaftliche Beiträge findet.

LG

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Die grobe Bedeutung der Wörter kannst du dir sicher schon denken, da sie ja praktisch selbsterklärend sind. Im politischen Kontext ist es natürlich nicht ganz so einfach.

Der Liberalismus zeichnet sich dadurch aus, dass sich Politik so wenig wie möglich in die Lebensweise des Menschen einmischt. Freiheit gilt als das höchste Gut und es soll dementsprechend möglichst wenig Regulierungen und Beschränkungen geben. Klingt natürlich erstmal klasse, hat aber in der Wirtschaft beispielsweise seinen Haken. Wirtschaftsliberalismus, also freie Marktwirtschaft bedeutet, dass der Markt zu einem regellosen Raum wird. Skrupellose Profitgier sorgt dafür, dass es zu Ausbeutung und anderen Ungerechtigkeiten kommt. Das kannst du dir vorstellen wie ein Klassenzimmer ohne Lehrer, oder ein Kindergarten ohne Erzieher, da setzt sich dann auch der Stärkere durch und es geht nicht gerecht zu. Die Partei, die sich in Deutschland zum Liberalismus bekennt, ist die FDP.

Der Konservatismus (vom lateinischen "conservare" = erhalten, bewahren) verfolgt das Ideal, Strukturen und Traditionen zu erhalten. Die grundsätzliche Haltung besteht also darin, Veränderungen und Fortschritten kritisch gegenüberzustehen, eben weil man bewährte Dinge schützen will. Konservative Parteien sind zudem meistens religiös, in Deutschland also die christliche Union (CDU und CSU), in der Türkei z.B. die streng muslimische AKP. Konservative müssen sich häufig den Vorwurf gefallen lassen, sie seien zurückgeblieben. Beispielsweise lehnt die CDU/CSU die "Ehe für alle" (das Recht, dass Homosexuelle heiraten dürfen) ab. Der Konservatismus ist also ein Gegenspieler des Liberalismus, wenn es z.B. darum geht, ob Homosexuelle heiraten dürfen oder ob man Cannabis legalisieren soll.

Mit dem Sozialismus ist es besonders schwierig. Sozialismus (vom lateinischen "socialis" = kameradschaftlich, gemeinschaftlich, gerecht) bedeutet ursprünglich, ein Gesellschaftsmodell zu erstellen, das das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellt. Gerechtigkeit ist hier ein ganz zentraler Punkt, denn seit je her war der Reichtum sehr ungerecht verteilt, beispielsweise zu der Zeit, als es wenige reiche Fürsten gab und eine große Menge armer Bauern und Arbeiter. Es blühte also der Traum, dass jeder so gut arbeiten würde, wie er könnte, und am Ende jeder so viel bekommen würde, dass er ein würdiges Leben führen kann. Menschen sollten sich ungeachtet ihrer Herkunft oder sozialen Klasse als Brüder betrachten und Dinge miteinander teilen. Besitz sollte keine große Rolle mehr spielen, sondern in erster Linie Zusammenhalt und Humanität. Sozialismus sollte also vor allem den Benachteiligten dienen, den Armen oder den Alten. Das so weit die Grundidee. Im Laufe der Zeit gab es viele Menschen, die den Sozialismus auf ihre Art interpretiert haben und somit auch viele Missversuche, eine solche Gesellschaft umzusetzen, die in Elend geendet hat. Beispiele sind Stalin oder Mao. Auch heute gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was "Sozialismus" bedeutet. Die einen orientieren sich sehr stark an Karl Marx und betrachten den Sozialismus als Übergangsphase zum Kommunismus. Andere sehen im "demokratischen Sozialismus" einen Staat mit sozial und ökologisch regulierter Marktwirtschaft. Sowohl die SPD als auch Die Linke bekennen sich zum demokratischen Sozialismus. Der Sozialismus ist in wirtschaftlicher Hinsicht ein Gegenspieler zum Liberalismus, weil im Sozialismus die Wirtschaft staatlich reguliert wird, mit dem Ziel, für eine gerechte Verteilung zu sorgen und Ausbeutung vorzubeugen.


http://wobo.de/deutscher\_bundestag/sitzverteilung/sitzverteilung%20endergebnis.jpg Anhand dieser Grafik kannst du sehen, wie die Parteien in Deutschland von rechts nach links einzusortieren sind. Natürlich musst du es von der anderen Seite aus betrachten, denn Die Linke ist natürlich ganz links, wie der Name schon sagt ;-) Man kann im Wesentlichen sagen, je stärker eine Partei sich an den Werten Gerechtigkeit, Humanismus, Soziales orientiert, umso weiter ist sie "links". Und je mehr es um Tradition, Religion, Sicherheit usw. geht, umso weiter ist eine Partei "rechts". Im Extremfall eben "rechtsradikal", so wie die NPD, die Deutschland vor fremden kulturellen Einflüssen "bewahren" will, oder mit einigen Abstrichen die AfD, die ähnliche Ziele verfolgt. Die FDP ist deshalb rechts positioniert, weil sie, genau wie die Konservativen, für freie Marktwirtschaft steht. Und freie Marktwirtschaft passt nun mal nicht mit linken Werten wie Gerechtigkeit oder Humanität zusammen ;-)

Hoffe ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen, für weitere Fragen stehe ich gern zur Verfügung. LG



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Schön zu hören, dass sich Menschen in deinem Alter für Politik interessieren!

Sich "politisch zu engagieren" muss zunächst einmal nicht zwangsläufig bedeuten, dass du in einer Partei aktiv wirst. Du kannst dich mit einem Internetblog ebenso "politisch engagieren" wie als Mitglied einer Organisation, die sich z.B. für die Unterstützung von Flüchtlingen, für Frauenrechte, für Umweltschutz oder andere Dinge einsetzt. Je nach dem, welche Absichten du genau verfolgst, kann das eine oder das andere effektiver sein. Vielleicht kannst du dir ja schonmal einen Schwerpunkt überlegen, also einen Themenbereich, der dir besonders wichtig ist und für den du dich besonders gerne engagieren würdest. 

Dein Alter steht dir momentan natürlich insofern im Weg, dass du mit 15 nicht die gleichen Aufgaben übernehmen kannst wie ein 30-jähriger. Aber jeder hat mal klein angefangen, irgendwie muss man ja einsteigen, wenn man auch im späteren Leben an politischen Prozessen beteiligt sein will. Und dein Alter kann dir durchaus auch von Vorteil sein, denn als junger Mensch erreichst du Gleichaltrige natürlich viel besser. Weißt du, Politikverdruss ist ein sehr großes Problem in Deutschland, immer weniger Leute gehen wählen und speziell die junge Generation hat keinen Bezug zu Politik. Dagegen muss dringend vorgegangen werden. Denn ohne Beteiligung an Politik gibt es keine Demokratie.

Ich rate dir auf jeden Fall, dich nicht irgendwelchen stark ideologischen Gruppen anzuschließen, denn du willst ja im Laufe der nächsten Jahre ein möglichst differenziertes Weltbild entwickeln und keines, das extrem einseitig beeinflusst ist. Du solltest dich politisch weiterbilden, also dir vielleicht angewöhnen, jeden Nachmittag beim Stück Kuchen die Zeitung zu lesen, abends die Tagesschau zu gucken und auf Facebook die Seite von der Frankfurter Rundschau (die in meinen Augen beste Tageszeitung) zu abonnieren (oder wenn du gerne die Kommentare und Diskussionen der Leute lesen möchtest bzw. mitdiskutieren willst, dann bietet sich die Facebookseite von SPIEGEL ONLINE an). Auch kannst du dein Wissen durch Bücher erweitern oder natürlich durch Fernsehdokus, von denen du auf Youtube eigentlich zu jedem Thema eine gute Auswahl findest. Wenn du dich wirklich gut weitergebildet hast und ein einigermaßen gefestigtes politisches Weltbild hast, kannst du mit 18 ja mal den Stadtverband deiner Heimatstadt von z.B. der SPD (oder anderen Parteien) besuchen. Die haben in der Regel einmal die Woche oder alle zwei Wochen eine Sitzung, in der sie sich über politische Themen austauschen. Interessierte sind eigentlich immer eingeladen, also du darfst dich dann einfach dazusetzen und zuhören oder auch mitreden.

LG

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