Hallo marymorons,
den Versuchsaufbau eines Vaterschaftstestes hat CliffBaxter bereits sehr gut erklärt. Wir können aber noch dazu sagen, dass moderne Tests oft sogar in der Lage sind, eine klare Aussage über die Vaterschaft zu machen, wenn die Mutter nicht am Test teilnehmen kann. Denn ein (auch rechtlich) ganz wichtiger Aspekt, der bei CliffBaxter noch nicht erwähnt wird, ist die Berechnung der Vaterschaftswahrscheinlichkeit. Dazu müssen wir allerdings etwas ausholen…
So, wie CliffBaxter für seine Erklärung nur 3 DNA-Orte verwendet hat, wurden früher 11 Orte verwendet, um einen genetischen Fingerabdruck zu erstellen. Dabei passierte es allerdings oft, dass alle Orte zwischen Vater, Kind und Mutter passten aber die Vaterschaftswahrscheinlichkeit z.B. bei nur 95% lag. Gesetzlich vorgeschrieben sind heutzutage aber mindestens 99,9 %. Entsprechend sind auch mindestens 15 zu untersuchende DNA-Orte vorgeschrieben. Tatsächlich verwenden die meisten Labore in Deutschland für einen Vaterschaftstest aber 20 DNA-Orte oder mehr.
Wie funktioniert also die Berechnung? Einfach gesagt, betrachtet man erst einmal jeden DNA-Ort einzeln und vergleicht dort die Wahrscheinlichkeit, dass der mögliche Vater und das Kind zufällig ein gleiches Merkmale haben mit der Wahrscheinlichkeit dafür, dass der mögliche Vater das Merkmal an das Kind vererbt hat. Ein gemeinsames Merkmal, das in der Gesamtbevölkerung selten ist (dafür gibt es Datenbanken), spricht dann sehr stark für die Vererbung und andersherum.
Wenn man die Mutter-Merkmale kennt und weiß, welches Merkmal beim Kind vom Vater stammen muss (siehe CliffBaxter), verschlechtert das den Wert für eine zufällige Gemeinsamkeit. Dazu ein Beispiel:
möglicher Vater: 27 / 32 repeats
Kind: 27 / 32 repeats
Mutter: 27 / 29 repeats
Kennt man die Daten der Mutter nicht, gibt es zwei mögliche Merkmal-Vererbungen vom möglichen Vater an das Kind. Wenn man die Mutter-Daten hat, nur noch eine. Und das hat dann die genannten Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit.
Am Ende werden die Wahrscheinlichkeitswerte aller DNA-Orte miteinander kombiniert und daraus ergibt sich eine Gesamtwahrscheinlichkeit für diesen Vaterschaftstest. Darum gilt auch: Je mehr getestete DNA-Orte, umso größer wird der Wert. Das gilt gleichsam auch für Vaterschaftsausschlüsse (also Negativ-Ergebnisse), bei denen dann mehr Nichtübereinstimmungen zwischen möglichem Vater und Kind festgestellt werden. Auch dort gibt es eine gesetzliche Mindestanforderung. Dementsprechend können die modernen Tests auch schon dann klare Aussagen treffen, wenn die Mutterprobe nicht vorliegt. Mit Mutter ist diese allerdings im Schnitt etwa zehntausendfach sicherer.
Das ist übrigens auch einer der zwei Hauptgründe, warum Experten (und auch der Gesetzgeber) immer die Analyse der Mutter bei einem Vaterschaftstest empfehlen bzw. fordern. Der andere ist der, dass gerade WEIL man von den Gemeinsamkeiten zwischen Kind und Mutter ausgeht, der Vergleich dazu genutzt werden kann, um festzustellen, ob die Kindprobe nicht manipuliert wurde.
Es gibt noch weitere Gründe, die aber nur in Sonderfällen (Mutationen, zwei Brüder als mögliche Väter, Trisomien, etc.) eine Rolle spielen.
Wir hoffen, dass wir Ihnen weiter helfen konnten.
Viele Grüße
Ihr Team der bj-diagnostik GmbH