Es gibt alles.
Aber nicht alles hat den gleichen Stellenwert. Es wächst nur das, was gelebt, geliebt und zelebriert wird. Ungelebtes bleibt klein, unbekannt, gilt als "nicht normal".
Es gibt den kulturell geprägten "männlichen Blick". Der betrachtet Frauenkörper nach der Verwertbarkeit für eigene Fantasien, für die Wirtschaft oder für den Heiratsmarkt. Für Frauen in unserer Gesellschaft ist der Heiratsmarkt nach wie vor lohnender als der Arbeitsmarkt, siehe Altersarmut, siehe "systemrelevante", aber unterbezahlte Berufe.
Das heißt nicht, dass jeder Mann den "männlichen Blick" ständig benutzt, oder dass Frauen ihn nicht benutzen. Es geht nicht ums biologische Geschlecht, sondern um das gesellschaftliche Geschlecht. Biologisch, als Menschen, sind Männer und Frauen so ähnlich, dass ein starkes Interesse bezogen auf etwas, das fast alle Menschen von Geburt an haben (Füße), eigentlich gleich verteilt sein sollte. Aber wenn man nicht über Sachen sprechen kann, weil es keine gemeinsame Sprache oder Erfahrung oder Interessen gibt, bleiben die Einzelheiten unbekannt und unerwähnt. Was sehr schade ist, weil viel verloren geht, das Freude bereiten könnte.
Ich kann nur von mir berichten. Füße waren für mich nie etwas Besonderes. Es war normal, als ich aufwuchs, dass Frauen ihre Füße pflegten und im Sommer Sandalen trugen. Dass wir Mädchen barfuß gingen auf dem Weg nach Hause vom Freibad oder beim Turnen, und zuhause barfuß waren. Bei Männern sah man aber bleiche, gelbliche, pilzige, ungepflegte, krumme Füße in stinkigen Arbeitsschuhen. Jungs gingen nur selten barfuß, spielten Fußball in Sportschuhen und wurden von ihren Müttern nach dem Schwimmen dazu ermahnt, schnell wieder die Schuhe anzuziehen. Einige waren auch wild und benutzten ihre Füße zum Kämpfen, das ist ja auch ein Fetisch für manche, aber oft für Frauen bedrohlich und für mich abstoßend. Nicht mal eklig, aber abstoßend. Eine Tatsache, aber abstoßend. Warum sollte man sich als Frau freiwillig mehr als nötig damit beschäftigen?
Als ich meinen GöGa kennenlernte, hat er von Anfang an meine Füße umsorgt. Er war immer rücksichtsvoll. Er hat mich fast jeden Tag nach getaner Arbeit massiert, ohne dass ich das als bedrohlich empfunden hätte. Diese Art der Zuwendung war erst ungewöhnlich, aber angenehm, praktisch und dann immer mehr prickelnd. Auch Gefühle kamen dabei mehr und mehr hoch, beim selbstverständlichen Kontakt mit dem Partner und dem eigenen Körper in der Hand des anderen. Es wurde auch in stressigen Zeiten ein Tor zu unserer eigenen Welt. Nach Hause kommen, Füße hoch, abschalten. Nähe und Vertrauen, schnelle Entspannung, Zeit für uns. Wir konnten nebenbei über alles sprechen, was am Tag passiert war und was uns bewegte.
Praktisch war es sowieso, ich musste mich kaum mehr selbst darum Gedanken machen, ausgerechnet meine Füße zu pflegen. Ich habe im Leben noch anderes zu tun, als gut auszusehen, nur damit mein Marktwert steigt. Wenn was war, etwa eine Verletzung oder zu viel Hornhaut, hatte mein GöGa das im Blick. Nägel feilen, eincremen, Hornhaut abrubbeln in der Badewanne, hat meistens er erledigt. Vielleicht ist das "unmännlich". Ich fand es nach einer Weile sexy, so umsorgt zu werden und loslassen zu können nach meiner täglichen Arbeit und allem Stress mit meiner Familie, wo ich einiges an Verantwortung trug und trage. Diese Art der Beziehung ist wohl nichts, was man als "Fetisch" vermarkten kann. Wir haben ein Miteinander gefunden, das zu uns passte. Haben generell mutige, verrückte, auch dumme Sachen gemacht, die wir alleine nicht probiert hätten. Nach ein paar Jahren traten wir vor den Traualter und seitdem als Ehepaar gerne auch mal barfuß durch die Welt, wenn das möglich war. Nicht um jeden Preis, nicht zwanghaft, sondern gemeinsam, wann immer es Spaß macht. Durch Krisen hindurch und die schönsten Momente des Lebens.
Tiefe Ekelgefühle wird man vielleicht nie los. Oder nur, indem man sie durch angenehme Gefühle ersetzt. Mein erst ablehnender Blick wandelte sich in der Zeit. Bald sah ich nicht nur die groben, rücksichtslosen, ungepflegten, bedrohlichen Typen, sondern immer mehr sensible Männer, die mit ihren Füßen nicht die Erde zertrampeln, sondern den Boden und das Leben spüren. Bis heute ist es, wenn zum Beispiel ein junger Vater barfuß mit seinem Nachwuchs zum Spielplatz geht, dass ich es in mir merke und durchs reine Zugucken zu spüren glaube, wie sinnlich sich das für ihn anfühlen könnte. Hier eine Waschbetonplatte, da der Kieselpfad, dort die Wiese oder der Sandkasten oder eine Pfütze. Wenn pieksiger Schotter "ihm" einfach nichts ausmacht, ist das so viel männlicher, als wenn er mit Stahkappenstiefeln durch die Gegend stampft und nicht mal merkt, wie er eine Spur der Vernichtung hinterlässt. Andere würden das als Weicheitum und Unmännlich ablehnen. Also genießt die kluge Frau und schweigt, genau wie im umgekehrten Fall auch. Das Internet ist voll von Fetischthemen "für Männer", aber da sieht man meistens nicht den ganzen Menschen, sondern eine vom männlichen Blick fehlgelenkte Kunstwelt. Ein Foto von einem schönen Frauenfuß macht eben noch kein Leben mit Partnerin, die gerne mit dir zusammen und barfuß lebt. Lebt, durch alle Höhen und Tiefen hindurch, durch Krankheit und Erfolg, bis zum unausweichlichen Ende.
Was ist die Art von Fußfetisch, an die du bei deiner Frage gedacht hast? Habe ich mit dieser Antwort das Thema verfehlt, das Spiel verdorben? Geht es eigentlich ums schnelle, aber am Ende unbefriedigende Aufgeilen? Geht es ums Fühlen, ums Sehen, ums Leben? Geht es um Zerstörung und Unterwerfung? Um Freiheit und Wachstum? Schreib doch mal genauer, was genau dich an dem Thema packt, und was das mit Männlichkeit und Weiblichkeit zu tun haben könnte für dich.