Ich habe diese Frage in meinem Buch "Afrika wird armregiert" dtv, 2021 (11. Auflage) ausführlich beantwortet. Hier weitere Bemerkungen: Die Entwicklungshilfe ist seit Jahren in Verruf geraten, aber es fehlt der Veränderungsdruck. Entwicklungspolitiker glauben immer noch, dass sie etwas Gutes tun, deshalb zeigen sie auch keinen erkennbaren Willen z.B. die Korruption abzustellen.Entwicklungshilfe wird nicht ausreichend von unabhängigen Experten mit ernsthaften Wirkungsstudien untersucht und die Geberorganisationen werden nicht hinreichend für die Ergebnisse ihrer Arbeit verantwortlich gemacht.

Erfolgsgeschichten beruhen immer noch auf Selbsteinschätzungen. Entwicklungshilfe ist noch immer -gerade in diesen Tagen – Ablasshandel. Altruismus, Mitleid, Großzügigkeit werden gezeigt, in dem eine florierende Hilfsbranche immer wieder und immer mehr Geld gibt. Damit wird christliche Nächstenliebe gezeigt, um die Ursachen der Misere wird sich herumgewunden. Moralisch überlegen ist der, der fordert. Emotionale Aufwallung verhindert das Denken. »Die Täter sind immer die anderen, die Opfer immer die Afrikaner. ›Das Ritual des Beschönigens und Beschuldigens verbindet schwarze Eliten und weiße Helfer‹« sagt die Kamerunerin Axelle Kabou in ihrem immer noch lesenswerten Buch “Weder arm noch ohnmächtig”.

Sehr empfehlen kann ich auch den Dokumentarfilm „Congo calling“

Stephan Hilpert dokumentierte in seiner Langzeitbeobachtung (ab 2015) drei Entwicklungshelfer in der Demokratischen Republik Kongo. Der Film (seit 2019 als DVD ) beschreibt das Dilemma europäischer Entwicklungshilfe und ihrem Scheitern, im Großen wie auch im Kleinen.

Im Kongo hat sich ein Hilfssystem etabliert mit einer sehr sichtbare Struktur Es gibt da Hunderte, wenn nicht Tausende Hilfsorganisationen, lauter weiße, westliche Helfer, die dort mit ihren weißen Jeeps rumfahren. Unter ihnen Raul, Peter und Anne-Laure. Sie sind hochmotiviert und voller Visionen, doch ihre Situation wirft für sie grundsätzliche Fragen auf. Raul, ein spanisch-französischer Wissenschaftler, muss feststellen, dass er seine Kollegen mit den Projektgeldern zur Korruption verführt und seine Studie über die Rebellengruppen deshalb zu scheitern droht. In einer weiteren Szene trifft sich Rául mit Rebellen, die ihm drastisch vor laufender Kamera erklären, dass sie ihn umbringen würden, wenn er mit politischem – statt mit wissenschaftlichem – Interesse vor Ort sein sollte. Peter, ein deutscher Entwicklungshelfer, erhält mit Vollendung des 65. Lebensjahres – nach 30 Jahren in Afrika – keinen Anschlussvertrag mehr, ist also plötzlich mittellos. Er verkörpert den hilflosen Helfer. Die Belgierin Anne-Laure hat ihre Stelle als Entwicklungshelferin aufgegeben. Sie arbeitet nun für ein kongolesisches Musikfestival und kämpft mit ihrem regimekritischen Freund und anderen Einheimischen für eine bessere Zukunft. Junge Afrikaner rufen in die Kamera "Wir wollen wie die Weißen sein." In einer anderen Szene wird ambivalente Konstellation zwischen den Kongolesen und den europäischen Akteuren der sogenannten Entwicklungszusammenarbeit thematisiert, weil sie Parallelgesellschaften schaffen. Drei persönliche Perspektiven auf das Zusammenleben und Zusammenarbeiten zwischen Europa und Afrika. Der Film zeigt die Zerrissenheit der Helfer , zwischen den Eigeninteressen, die jeder Entwicklungshelfer auch hat, und den Erwartungen, die die Einheimischen an die Entwicklungshilfe stellen.Die Stärke des Films ist, dass er keine Stellung bezieht.

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Bei einer hohen Abhängigkeit von externen Geldgebern ist nach meinen Erfahrungen jedes Projekt gefährdet. Ob Hilfe taugt oder nicht, zeigt sich daran, inwieweit sie das Engagement der Afrikaner stärkt und sie dazu bringt, sich selbst um die Entwicklung ihres Kontinents zu kümmern. "Hilfe zur Selbsthilfe" sind oft lediglich Fahnenworte in der Entwicklungshilfe. Ob etwas Hilfe zur Selbsthilfe ist, entscheidet sich nicht dadurch, dass man behauptet, es sei so. (Hilfe zu Selbsthilfe sollte nur auf Zeit und nur dem gegeben werden, der sie wirklich braucht.) Wenn Hilfe gut funktioniert, macht sie sich selbst überflüssig. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, aber für alle, die von den guten Taten leben, ist das keine uneingeschränkt gute Botschaft. Weil es keine rechtlich eigenständige Aufsicht und Qualitätskontrolle gibt lebt die Entwicklungshilfeindustrie prächtig von ihrem grandiosen Misserfolg. 

Positive Beispiele:Kirchliche Entwicklungsprojekte sind oft vorbildlich, denn sie unterstützen mit wenig Ressourcen, aber viel Engagement kleinere Partner. Nach meinen Erfahrungen in mehreren afrikanischen Ländern gibt es nachahmenswerte Beispiele von Hilfe seitens der Kirchen. Um nur eines zu nennen: Mehr als 1200 Salesianer Don Boscos arbeiten in 42 afrikanischen Ländern gemeinsam mit jungen Menschen am Rande der Gesellschaft. Sie betreuen Jugendzentren, Grund- und weiterführende Schulen, Berufsbildungszentren und ländliche Entwicklungsprogramme.
Jugendliche sind gerade oft schlecht gerüstet, um der Armut zu entgehen. Dies gilt nicht, wo Kirchen Kindern Zugang zu Bildung ermöglichen und ihnen die Chance zum Lernen geben. Die kirchlichen Hilfswerke haben den Vorteil, dass ihre in die Entwicklungsländer entsandten Mitarbeitenden oft die lokale Sprache sprechen, sehr lange vor Ort tätig und daher mit Land und Leuten viel besser vertraut sind als staatliche Helfer, die in der Regel nur für wenige Jahre entsandt werden. Kirchen engagieren sich in Afrika vor allem im Bildungsbereich, in der Gesundheitsfürsorge und Nothilfe. In manchen Staaten sichern sie Grundbedürfnisse wie Bildung, Gesundheitsvorsorge und Sozialfürsorge – Bereiche also, in denen die Korruption besonders verbreitet ist und die für viele Staaten keine Priorität darstellen. Christliche Schulen und Universitäten zählen meist zu den besten des Landes. Kirchliche Gesundheitszentren sind nah an den Armen und ihrer Lebenswirklichkeit. Das medizinische Angebot ist häufig qualitativ besser als in staatlichen Einrichtungen. Da die Kirchen weniger Mittel zur Verfügung haben, überprüfen sie – wie die Untersuchungen der Universität Saarbrücken darlegen – ihre Arbeit intensiv und erfolgreich.

African Leadership Academy
Statt auf Hilfe von außen zu warten, , gründete der 38-jährige Ghanaer Fred Swaniker die «African Leadership Academy» in Johannisburg. Eine Kaderschmiede für die künftige Elite, der nicht nur ihre eigene Karriere, sondern das Wohl des Kontinents am Herzen liegt.African Leadership Academy» – einer Schule für Jugendliche vom ganzen Kontinent. Der Kontinent dürfe sich nicht länger auf ausländische Investitionen und Entwicklungshilfe verlassen". «Afrika muss sein Schicksal endlich selbst in die Hand nehmen.» Dazu brauche man vor allem eines, «Führungspersönlichkeiten». Politiker, die als die neuen Nelson Mandelas für Frieden, Stabilität und Demokratie sorgen. Wissenschaftler, die Impfungen gegen Malaria und Ebola entwickeln. Unternehmer, die «afrikanische Googles und Microsofts» gründen.

Cotton made in Afrika

Die Initiative „Cotton Made in Africa“ die von dem Hamburger Unternehmer Michael Otto ,von dem Textitilunternehmer Gerhard Rösch , C&A, Tschibo, Puma und 18 weiteren Unternehmern unterstützt wird ist ein vortreffliches Beispiel für fairen Handel. Die Initiative fasst Baumwollfarmer zusammen, die unter nachhaltigen Bedingungen Baumwolle produzieren und im Gegenzug von fairen Preisen profitieren.
Das wichtigste Ziel ist afrikanische Baumwolle für den Markt in Europa und den USA zu erschließen. Oft an den untätigen Regierungen vorbei wurden bereits rund 450 000 bislang benachteiligte Kleinbauern von den Programmen direkt und ohne Umwege profitieren. Erhöhte Ernteerträge, bessere Umwelt-und Sozialstandards haben der Landbevölkerung und den afrikanischen Händlern bessere Preise und damit ein besseres Einkommen gebracht. Gerhard Rösch GmbH lässt inzwischen in Afrika (Lesotho, Maritius und Äthiopien) weiterverarbeiten.Die bisherige Entwicklungshilfe hat zu Abhängigkeiten geführt. Diese Entwicklung durchbricht Cotton made in Africa.Tchibo als der größten Abnehmer der Initiative Cotton made in Africa, hat in den Anbaugebieten in Benin und Sambia je fünf Schulen gebaut.Die Schulen wurden mit 10.000 Schulbüchern ausgestattet. 20.000 vor Ort produzierte Schuluniformen gehören ebenso zum Projekt wie Solaranlagen zur Stromerzeugung und Schulgärten, die Lebensmittel für die Schulkantinen liefern. Über 750 Kinder profitieren von dem Projekt.

EinDollarBrillen
Das Projekt EinDollarBrille ist aus meiner Sicht eine beispielhafte zivilgesellschaftliche Initiative, die durch gezielte unternehmerische, Arbeit schaffende Initiativen dazu beiträgt, die Potenziale junger Afrikaner zur Entfaltung zu bringen. Jedes Hilfswerk behauptet “Selbsthilfe” zu fördern, aber es ist meist in der Realität eine totgeredete Formel. So bleiben letztlich keine Spuren der beabsichtigten Hilfe. Anders der Mathematik und Physiklehrer Martin Aufmuth. Wer mit Engagement, Initiative und verhältnismäßig wenigen Mitteln derartige Hilfseffekte auslöst, handelt vorbildlich. Die EinDollarBrille besteht aus einem leichten, flexiblen Federstahlrahmen und fertigen Gläsern aus Kunststoff, die einfach eingeklickt werden. In Ruanda, Malawi und Burkina Faso wurden zuvor arbeitslosen Menschen zu genannten EinDollarBrillen-Optikern ausgebildet. Sie lernen dabei mit Hilfe einer von Aufmuth entwickelten Maschine und einigen Werkzeugen aus einem Stück Draht ein Brillenrahmen zu fertigen. Neben den manuellen Fertigkeiten erhalten sie das notwendige Wissen in Optik sowie grundlegende Kenntnisse in Betriebswirtschaft .Nach unserer Ausbildung erhalten sie die Maschine auf Leihbasis und eröffnen ihr eigenes Optiker Geschäft. So haben sie ein Einkommen und versorgen durch die lokal produzierten Brillen die Menschen in ihrer Gemeinde. Durch das Projekt entstehen Arbeitsplätze vor Ort.

AMREF
Hilfsorganisationen für Afrika gibt es sehr viele - humanitäre Hilfe für Afrika aus Afrika selbst ist selten. "Amref Health Afrika" ist eine dieser raren Organisationen. Sitz der 1957 gegründeten Gesundheitshilfe ist Nairobi in Kenia. Bekannt wurde sie zunächst mit ihrer Hilfe aus der Luft, ihren "Flying Doctors" - Amref Health Africa ist heute die größte nichtstaatliche Gesundheitsorganisation des afrikanischen Kontinents.
Diese Internationale NGO hat ein Jahresbudget von circa 100 Millionen US-Dollar. 1.000 Mitarbeiter, 95 Prozent davon sind Afrikaner. Heute leistet Amref medizinische Hilfe in Äthiopien, Uganda, Tansania, Senegal, Süd-Sudan und in Südafrika. Beratung und Trainingsprogramme laufen in weiteren 30 afrikanischen Ländern. So inzwischen auch in Westafrika. Die ARTE-Reporter Michael Unger und Thomas Vollherbst sind bei mehreren Einsätzen der "Flying Doctors" mit dabei gewesen, und haben erfahren, dass "Amref Health Africa" es noch immer schafft, medizinische Hilfe in die entlegensten Regionen Afrikas zu bringen.

Vorbildlich ist meines Erachtens das Hilfsprojekt von AMREF und LANXESS. Dank einer Kooperation zwischen LANXESS und der African Medical and Research Foundation (AMREF) erhalten 25 Schulen mit rund 10.000 Schüler in Tansania eine ausreichende Wasserversorgung, neue Sanitäranlagen sowie Schulungen in Sachen Gesundheits- und Körperpflege.

Ärzte ohne Grenzen
Ich kenne seit vielen Jahren die medizinische Nothilfe von Ärzte ohne Grenzen in den Krisengebieten Afrikas. Überall wo die humanitäre Situation äußerst schwierig ist, es unzureichende Gesundheitsstrukturen gibt, leisten diese Ärzte großartige Arbeit.Sie stellen hohe Anforderungen an die Mitarbeiter: mehrere Jahre Jahre Berufserfahrung ein absolutes Muss sind gute Englischkenntnisse, hilfreich ist es auch, wenn man zusätzlich Französisch spricht. Alle arbeiteten unter einfachsten Verhältnissen . Geschlafen wurde in Gemeinschaftszelten. Fließendes Wasser gibt es selten, Strom nur zu bestimmten Zeiten.

ZIKOMO

Vielen Afrikanern ist es nicht möglich das Studium ihrer Kinder eigenständig zu finanzieren. Hier hilft u.a. der Verein ZIKOMO(“Danke”) in Graz. Es werden afrikanische Studenten und Studentinnen in ihren Heimatländern gefördert. Studienbezogene Kosten werden übernommen. (www.zikomo.at) Die Überwindung der Bildungsarmut bedeutet besonders für die Frauen Selbstvertrauen und eine Chance ihre Situation dauerhaft zu ändern. Mit diesen so genannten Sur Place Stipendien kann auch der Abwanderung des hochqualifizierten akademischen Nachwuchses aus ökonomischen Gründen entgegen gewirkt werden. Auf diese künftigen Fach-und Führungskräfte, insbesondere im naturwissenschaftlich technischen Bereich, sind die Länder dringend angewiesen.Ich bin der Meinung , dass staatliche Hilfe stark zurückgefahren werden sollte. Es sollten nur noch in wenigen Ländern eigene Anstrengungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Landwirtschaft unterstützt werden. Bildung spielt eine enorm wichtige Rolle in der Armutsbekämpfung; nur wer lesen, schreiben und rechnen kann, kennt seine Rechte und kann sie einfordern, nur er hat die Chance, eine besser bezahlte Arbeitsstelle zu finden.

E-Learning

Lehrveranstaltungen der ETH Lausanne (wie ähnliche englischsprachige Programme von US-Universitäten), die kostenlos im Internet abgerufen werden können, sind eine konstruktive Initiative, die in den nächsten Jahren weiterentwickelt werden sollte. Diese Art von Studienförderung, die das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl der Menschen stärkt, ist eine echte Hilfe.

Das sind ein paar konkrete positive Beispiele.

Volker Seitz, Buchautor "Afrika wird armregiert"/2014

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Entwicklungshilfe ist dann sinnvoll, wenn an erster Stelle eigene Ideen und nicht die Fremdförderung stehen. In den Genuss unserer Solidarität sollten nur noch Länder gelangen, die nachweislich alle Anstrengungen unternehmen, ihre Schwierigkeiten selbst zu beseitigen. Bestes Beispiel Ruanda. Es muss eine Kultur der Selbsthilfe und Eigenverantwortung herrschen. Die Regierungen sollten mehr Stolz zeigen und selbst Antworten auf die unzähligen Probleme ihrer Länder finden. Klare Einsichten in das eigene Handeln, Realitätsnähe und ein Wille zum tatkräftigen Handeln. Erfolg ist die Summe richtiger Entscheidungen. Erst wenn die weithin vernachlässigten Möglichkeiten der Selbsthilfe ausgeschöpft sind, sollten Wege für zeitlich begrenzte Hilfen beschritten werden. Solange wir daran nichts ändern, werden die Probleme Afrikas nur noch größer werden. Es ist meine Überzeugung, dass es der Kontinent selber schaffen kann. Afrika braucht Hilfe bei humanitären Katastrophen, aber keine Entwicklungsgelder, die beliebig und ziellos ausgegeben werden. Die ständig wachsenden Geldströme von außen lösen die Armutsprobleme nicht, im Gegenteil. Gegen Entwicklungshilfe:Eine kleine Auswahl afrikanischer Stimmen:"Man muss den Afrikanern nicht helfen, weil sie ja ach so arm sind. Es würde schon reichen, wenn man sie in Ruhe lässt." Entwicklungshilfeorganisationen haben in vielen Fällen "das freie Unternehmertum zerstört und Afrikaner zu Bettlern gemacht."sagte kürzlich Jean-Marie Téno Filmemacher aus Kamerun. "Entwicklungshelfer halten politische und korrupte Systeme aufrecht, es ist eine Form des Spätkolonialismus." meint der Autor und Regisseur Aristide Tarnagda aus Burkina Faso.Zu den schärfsten Kritikern gehören auch der nigerianische Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka, der ugandische Journalist Andrew Mwenda, die Publizistin Akua Djanie aus Ghana, der nigerianische Schriftsteller Chika Onyeani sowie der ghanaische Wirtschaftswissenschaftler George Ayittey. Sie wenden sich gegen eine abhängige Opfer-und Bittstellerrolle.Die afrikanischen Länder haben bisher stets eine Politik der Sammelbüchse betrieben und immer nur gebettelt: mehr Hilfe, mehr Hilfe, mehr Hilfe. Genau das muss sich ändern, kann sich aber nicht ändern, solange die großen Länder in Europa und anderswo selbst die Bedeutung der Entwicklungshilfe betonen sagte Themba Sono, Wirtschaftswissenschaftler aus Südafrika. Afrika braucht keine Entwicklungshilfe sondern mehr Selbstbewußtsein.

Wir sollten beim Helfen darauf achten, dass wir unsere afrikanischen Partner nicht zu Objekten der Hilfe machen, dass sie vielmehr selbst entscheiden, ob und wie sich entwickeln. Auch Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf hat sich im Juli 2013 kritisch zur staatlichen Entwicklungshilfe geäußert. Der Fehler von Deutschland bestehe darin, "dass wir immer meinen zu wissen, was den anderen gut tut", sagte Wolf . Besser wäre es seiner Ansicht nach zu fragen, was die Menschen in Afrika wirklich bräuchten, vor allem was sie selbst dafür tun könnten. Volker Seitz, Botschafter a.D. und Autor "Afrika wird armregiert"

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Entwicklungszusammenarbeit wird als multilateral(mehrseitig) bezeichnet, wenn sie über internationale Organisationen und Entwicklungsbanken (z. B.UNO-Organisationen, IWF, Weltbank) oder über Staatengemeinschaften (z. B. Europäische Union) erfolgt. Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit erfolgt zweiseitig, d. h. von Staat zu Staat, von Nichtregierungsorganisation zu Nichtregierungsorganisation. Die deutsche bilaterale staatliche(technische) Hilfe wird von der GIZ (früher GTZ) und der KfW(finanzielle Hilfe) durchgeführt. Die EU-Hilfe wird von den Mitgliedsstaaten finanziert. Deutschland bezahlt etwa ein Drittel der Hilfe. Volker Seitz, Autor "Afrika wird armregiert"

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In der Tat den Armen in der Welt wird nicht geholfen, wenn wir uns Bescheidenheit üben.Viele Organisationen leben vom schlechten Gewissen der Anderen. Mir hat die Antwort von Himako333 sehr gut gefallen. Man kann sich z.B. auch bei den "Tafeln" in Deutschland engagieren. Bevor Ihre Freundin wieder Schuldgefühle bekommt sollten Sie vielleicht zusammen in den Film "Süsses Gift-Entwicklungshilfe als Geschäft." ansehen.Der Film klärt auf und macht deutlich, dass die Instrumente der Entwicklungshilfe vor allem den Helfern dient. Den Armen wird meist nicht geholfen. Und doch fällt den Entwicklungspolitikern nicht mehr viel ein, als das Fehlen von Geld für die Misere verantwortlich zu machen. Schon das verschlissene Pathos weckt Unbehagen. Wer ständig mehr Hilfe fordert verhindert aber Fortschritte bei der Armutsbekämpfung, weil -wie so oft- nicht ernsthaft nach Qualität der für die Verwendung der Gelder gefragt wird. Es existieren tausende nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen(NGOs) ohne die geringste demokratische Legitimation und es entstehen jeden Tag ein paar neue. Viele dieser NGOs arbeiten auch mit Steuergeldern und deshalb sollten wir uns für sie interessieren. Nicht alle arbeiten nachhaltig und mit Verwaltungskosten unter 5 % . Für andere wird das Elend der Bevölkerung systematisch als Ressource genutzt. Die Hilfe zur Selbsthilfe wird zur hohlen Phrase. Spektakuläre Erfolgsfälle wie Botswana, Ruanda, Mauritius, oder Ghana versuchen sich von jeder Hilfe zu lösen oder traten ganz ohne Hilfe ihre Höhenflüge an. Der Film ist mit großer Empathie und Kompetenz gemacht. Er erweitert den Horizont. Ein exzellenter Film. Volker Seitz, Autor "Afrika wird armregiert"

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Antwort an Sajonara:Ohne Zweifel war die Versklavung und gewaltsame Kolonialisierung von mehreren Millionen von Afrikanern ein großes Verbrechen in der Geschichte. Dieses Verbrechen kann nicht relativiert oder beschönigt werden. Doch verantwortlich für das heutige Elend des Kontinents sind nicht mehr die Sklaverei und 80 Jahre Kolonialherrschaft (1880–1960). Ein Satz wie "Der afrikanische Kontinent wird vom Rest der Welt arm gehalten "des schwedischen Schriftstellers Henning Mankell erscheint heute wie ein Freibrief für afrikanische Herrscher, die ihre Staaten rücksichtslos geplündert haben oder immer noch plundern. Die Kamerunerin Axelle Kabou beklagte schon 1991 in dem immer noch aktuellen Buch "Weder arm noch ohnmächtig", dass sich die Afrikaner weigern, die Ursachen für ihren Rückstand bei sich selbst zu suchen anstatt bei Sklavenhandel, Kolonialismus und Neokolonialismus. (Nach diesem Buch mußte sie sich übrigens-wegen der hasserfüllten Angriffe der Profiteure der Entwicklungshilfe)- bis heute in Frankreich verstecken Die koloniale Vergangenheit kann nicht mehr als Entschuldigung für das Versagen in der Gegenwart herhalten. Sonst gäbe es nicht Länder wie Ghana, Benin, Botswana, Mauritius, Mosambik, Senegal und neuerdings Ruanda, das wegen seiner Bildungs-, Gesundheits-und Wirtschaftspolitik zu den Topreformern zahlt. Die Lebensbedingungen vieler Afrikaner in den afrikanischen Klassengesellschaften, in denen die einstige Mittelschicht schon vor Jahrzehnten weggebrochen ist, die Oberschicht sich Privilegien verschafft hat und die Mehrheit der Bevölkerung ausbeutet, sind heute schlechter als zu Beginn der Unabhängigkeit. Gebildete Städter demütigen das eigene Volk in den Dörfern. Die Ungleichheit in den Ländern wird immer weiter vergrößert, weil die Einnahmen aus nationalen Ressourcen wie Holz, Mineralien, Öl nur einen winzigen Bevölkerungsteil begünstigt. Den Bürgern wird Bildung, ein gesundes Leben und ein halbwegs annehmbarer Lebensstandard verweigert.Den ganzen Veredelungsprozess ihrer Rohstoffe und damit einen Großteil der Wertschöpfungskette überlassen die Länder - oder genauer: überlassen die einflussreichen Clans - weitgehend Konzernen aus den Industriestaaten oder China, weil ihnen selbst die Technik und das technische Know-How fehlen. Damit für beide Seiten möglichst viel herausspringt, gibt es auch noch möglichst wenig Auflagen für einen Deal - zum Beispiel beim Umweltschutz. Wer behauptet, dass die Länder-wie zu Kolonialzeiten- unter der Knute der Weißen leiden, der bedient alle Klischees . In ihrem Weltbild kommen Machteliten die sich Einkünfte in Millionenhöhe ergattern nicht vor.Da wird die in manchem durchaus kritikwürdige Politik etwa Frankreichs oder der USA umgedeutet zu einer gigantischen Verschwörung, in der den afrikanischen Eliten die ewige Opferrolle zugedacht ist. Der Staatschef des Tschad hat 2012 nochmals geheiratet. Die Kosten dieser Heirat beliefen sich auf 18 Millionen Euro. Zum Vergleich: Deutschland gewährt den CEMAC Ländern (Tschad, Kamerun, Zentralafrika, Kongo, Gabun und Äquatorialguinea) zur Aidsbekämpfung für 4 Jahre 23 Millionen Euro. Alle diese Länder haben hohe Einnahmen aus Öl und/oder Mineralien und sollten zumindest einen Teil für eine bessere Gesundheitsversorgung nutzen. Wer in Afrika gelebt hat wird eher die schlaffe Haltung westlicher Regierungen gegenüber Menschenrechtsverletzungen, Korruption, dem Fehlen von Rechtssicherheit in vielen afrikanischen Staaten beklagen. Blutige Auseinandersetzungen nach Wahlen z.B. in Kenia und der Elfenbeinküste. Herrschaft von Clans und Autokraten schließen Länder vom Wirtschaftsaufschwung und Wohlstandsmehrung aus. Der Graben zwischen den wenigen ganz Reichen und den vielen Bedürftigen hat sich in den letzten Jahren skandalös vertieft. Das fördert die Politikerverdrossenheit und trägt auch sicher nicht zu einem friedlichen Afrika bei.Schade, dass Entwicklungshilfe-Lobbyisten immer noch die Meinungsbildung im Bundestag beeinflussen können. Mehr kritische Nachfragen würden den Bedürftigen in Afrika wirklich weiterhelfen. Volker Seitz, Autor "Afrika wird armregiert"

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Um eine Exportmacht zu werden muß man in die menschlichen Fähigkeiten investieren. Der südafrikanische Wissenschaftler Moeletsi Mbeki ist aber überzeugt, dass "einige afrikanische Machthaber Angst vor zu viel Bildung haben, denn damit werden sie automatisch zunehmend hinterfragt. "Diese Länder haben nicht verstanden wie stark der Wohlstand eines Landes von der Bildung abhängt. Auch fehlen weitgehend ein vorteilhaftes Investionsklima, Infrastruktur, Investitionen in Humankapital (z.B. auch Mangel an Facharbeitern).Nigeria als größter Ölexporteur Afrikas ist nicht in der Lage in seinen vier staatlichen Raffinerien das Öl in ausreichenden Mengen in Benzin zu verarbeiten. Afrikanische Länder produzieren so gut wie keine Güter. die auf dem Weltmarkt eine Chance hätten. Die Afrikaner die das könnten sind längst erfolgreiche Geschäftsleute in Europa oder den USA. Was wäre zu tun? Den innerafrikanischen Handel zu fördern. Aber bis heute haben die lokalen Entscheidungsträger den sehr wichtigen intraregionalen Handel vernachlässigt. Er beträgt nur 10 % des Handels in Afrika. Innerafrikanische Schranken und die Tatenlosigkeit der Machteliten kosten wichtige Marktanteile. Vereinbarungen mit den unmittelbaren Nachbarn werden -nach Untersuchungen des südafrikanischen Instituts IDASA- nicht umgesetzt. Hohe Bestechungsgelder und stundenlange Wartezeiten an Kontrollpunkten bremst den Handel. In einer Untersuchung für die Staatschefs der Afrikanischen Union vom Januar 2012 steht:” Innerafrikanische Grenzformalitäten sind bürokratisch, kostspielig und langsam. Die Transportkosten innerhalb Afrikas sind durchschnittlich 63-mal höher als in den Industrienationen”. Ökonomische und politische Strukturen müssen stärker auf die benachbarten Regionen ausgerichtet werden und weniger auf den Weltmarkt. Afrika, insbesondere die Subsahararegion bleibt eine Welt voller Chancen, aber Geschäfte in Afrika, wo vielerorts die Korruption blüht und stets auch politische und rechtliche Risiken ins Kalkül gezogen werden müssen, sind riskant. Noch ein Wort zur Entwicklungshilfe:Es kann nicht sein, dass einige räuberische Machteliten in wenigstens 20 reichen Staaten das Geld aus dem Verkauf der Rohstoffe sich in die Tasche stecken und um die arme Bevölkerung kümmert sich der westliche Steuerzahler. Mit Machthabern, denen ihre eigene Bevölkerung gleichgültig ist, muss man Klartext reden. Sie müssen das Selbstverständliche akzeptieren, dass nämlich sie für Wohlstandsfortschritte selbst verantwortlich sind. Volker Seitz, Autor "Afrika wird armregiert"

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Die größten Chancen Afrikas bestehen, wenn der afrikanische Binnenmarkt besser entwickelt wird. Ökonomische und politische Strukturen müssen stärker auf die benachbarten Regionen ausgerichtet werden und weniger auf den Weltmarkt. Afrikanische Länder haben zum größten Teil gar keine wettbewerbsfähigen Industrien. Der Kontinent ist bislang ein reiner Rohstofflieferant. Die teils märchenhaften Wachstumsraten gehen auf die Ausfuhr von Rohstoffen zurück und nicht auf eine solide Wirtschaftspolitik. Allein 2008 exportierte Afrika Öl und Mineralien im Wert von ca. 280 Milliarden Euro. Wo ist dieses Geld geblieben?Auf keinem Kontinent ist die wirtschaftliche Entwicklung so nötig wie in Afrika. Afrika hat Wachstumspotentiale die von den meisten Regierenden nicht oder nicht ausreichend genutzt werden..Es fehlen weitgehend ein vorteilhaftes Investionsklima, Infrastruktur, Investitionen in Humankapital und eine verlässliche Wirtschaftspolitik. Die geringe Diversifizierung afrikanischer Exporte, anhaltende Abhängigkeiten von externer Finanzierung, schwache Institutionen und mangelhafte Infrastruktur bieten keine solide Basis für ein solides Wirtschaftswachstum. In großen Teilen Afrikas spiegeln sich die Krankheitssymptome der Gesellschaft wider:Korruption, Abhängigkeit der Gerichte, keine Parlamente, die Regierungen kontrollieren dürfen.. Geberländer tun den normalen Afrikanern keinen Gefallen, wenn sie die Autokraten, die zwar auf Hilfsgelder erpicht sind, aber ihre Gewohnheiten keineswegs zu ändern beabsichtigen, immer stärker gewähren lassen. Der schädliche Einfluss der Korruption auf die wirtschaftliche Entwicklung in den armen Ländern wird massiv unterschätzt. Die meisten Regime sind nicht bereit die Geldströme im internationalen Rohstoffsektor offen zu legen z.B. Angola, beide Kongos. Dies bietet reichlich Spielraum zur Bereicherung. Grundsätzliche Lehren haben wir daraus leider nicht gezogen. Noch immer ist der Umgang mit den afrikanischen Autokraten geprägt von einer hilflosen Ambivalenz . Afrikas Reiche mit ihrer Gier nach Macht und Privilegien sitzen auf 700 Milliarden Dollar. Weitere 400 Milliarden sind außerhalb des Kontinents geparkt. Armut zahlt sich aus -jedenfalls für die tonangebenden Eliten. Diese Eliten-die einen opulenten Lebensstil pflegen- könnten durchaus wettbewerbsfähige Unternehmen aufbauen und dringend notwenige Arbeitsplätze schaffen. Es gibt aber auch positive Beispiele, wie Botswana, Mauritius und Ruanda.Ruanda ist keine Demokratie , wie sie uns gefällt,es gibt keine Zivilgesellschaft, keine Opposition, keine Pressefreiheit. Aber es ist ein Staat, der aufgrund von stabilen Rechtsregeln für die Wirtschaft, der Förderung der Frauen wesentlich besser vorankommt als die meisten anderen
Staaten in Afrika. Im afrikanischen Maßstab ist es einmalig: es gibt Sicherheit in allen Teilen Landes, die Schulpflicht und eine allgemeine Krankenversicherung wurden eingeführt. Für 300 Dörfer und Schulen wurden kürzlich Solar-Schwerpunktanlagen ausgeschrieben, damit der ländliche Raum auch Anteil an der gesamtruandischen Entwicklung hat. Wer sich für das Thema Afrika, Entwicklungshilfe etc. interessiert findet bei www.Bonner-Aufruf.eu stets aktuelle Zeitungsartikel und Kommentare aus Afrika, Deutschland, Frankreich. USA, usw. Volker Seitz

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