Ich habe diese Frage in meinem Buch "Afrika wird armregiert" dtv, 2021 (11. Auflage) ausführlich beantwortet. Hier weitere Bemerkungen: Die Entwicklungshilfe ist seit Jahren in Verruf geraten, aber es fehlt der Veränderungsdruck. Entwicklungspolitiker glauben immer noch, dass sie etwas Gutes tun, deshalb zeigen sie auch keinen erkennbaren Willen z.B. die Korruption abzustellen.Entwicklungshilfe wird nicht ausreichend von unabhängigen Experten mit ernsthaften Wirkungsstudien untersucht und die Geberorganisationen werden nicht hinreichend für die Ergebnisse ihrer Arbeit verantwortlich gemacht.

Erfolgsgeschichten beruhen immer noch auf Selbsteinschätzungen. Entwicklungshilfe ist noch immer -gerade in diesen Tagen – Ablasshandel. Altruismus, Mitleid, Großzügigkeit werden gezeigt, in dem eine florierende Hilfsbranche immer wieder und immer mehr Geld gibt. Damit wird christliche Nächstenliebe gezeigt, um die Ursachen der Misere wird sich herumgewunden. Moralisch überlegen ist der, der fordert. Emotionale Aufwallung verhindert das Denken. »Die Täter sind immer die anderen, die Opfer immer die Afrikaner. ›Das Ritual des Beschönigens und Beschuldigens verbindet schwarze Eliten und weiße Helfer‹« sagt die Kamerunerin Axelle Kabou in ihrem immer noch lesenswerten Buch “Weder arm noch ohnmächtig”.

Sehr empfehlen kann ich auch den Dokumentarfilm „Congo calling“

Stephan Hilpert dokumentierte in seiner Langzeitbeobachtung (ab 2015) drei Entwicklungshelfer in der Demokratischen Republik Kongo. Der Film (seit 2019 als DVD ) beschreibt das Dilemma europäischer Entwicklungshilfe und ihrem Scheitern, im Großen wie auch im Kleinen.

Im Kongo hat sich ein Hilfssystem etabliert mit einer sehr sichtbare Struktur Es gibt da Hunderte, wenn nicht Tausende Hilfsorganisationen, lauter weiße, westliche Helfer, die dort mit ihren weißen Jeeps rumfahren. Unter ihnen Raul, Peter und Anne-Laure. Sie sind hochmotiviert und voller Visionen, doch ihre Situation wirft für sie grundsätzliche Fragen auf. Raul, ein spanisch-französischer Wissenschaftler, muss feststellen, dass er seine Kollegen mit den Projektgeldern zur Korruption verführt und seine Studie über die Rebellengruppen deshalb zu scheitern droht. In einer weiteren Szene trifft sich Rául mit Rebellen, die ihm drastisch vor laufender Kamera erklären, dass sie ihn umbringen würden, wenn er mit politischem – statt mit wissenschaftlichem – Interesse vor Ort sein sollte. Peter, ein deutscher Entwicklungshelfer, erhält mit Vollendung des 65. Lebensjahres – nach 30 Jahren in Afrika – keinen Anschlussvertrag mehr, ist also plötzlich mittellos. Er verkörpert den hilflosen Helfer. Die Belgierin Anne-Laure hat ihre Stelle als Entwicklungshelferin aufgegeben. Sie arbeitet nun für ein kongolesisches Musikfestival und kämpft mit ihrem regimekritischen Freund und anderen Einheimischen für eine bessere Zukunft. Junge Afrikaner rufen in die Kamera "Wir wollen wie die Weißen sein." In einer anderen Szene wird ambivalente Konstellation zwischen den Kongolesen und den europäischen Akteuren der sogenannten Entwicklungszusammenarbeit thematisiert, weil sie Parallelgesellschaften schaffen. Drei persönliche Perspektiven auf das Zusammenleben und Zusammenarbeiten zwischen Europa und Afrika. Der Film zeigt die Zerrissenheit der Helfer , zwischen den Eigeninteressen, die jeder Entwicklungshelfer auch hat, und den Erwartungen, die die Einheimischen an die Entwicklungshilfe stellen.Die Stärke des Films ist, dass er keine Stellung bezieht.

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Ich war 17 Jahre in Afrika in 7 Ländern tätig und habe über die Armut in Afrika ein Buch geschrieben. Aus einer Kritik der FAZ von Philipp Plickert über das Buch "Afrika wird armregiert" dtv, 2021: " Laut Schätzungen wurden seit den sechziger Jahren weit über eine Billion Dollar, vielleicht sogar 2 Billionen Dollar für Entwicklungshilfe in Afrika und Asien ausgegeben. Der ghanaische Wirtschaftswissenschaftler George Ayittey, den Seitz zitiert, hat errechnet, dass Entwicklungshilfe in der Summe etwa sechs Marshallplänen für Afrika entspreche. Die Ergebnisse sind mager. Während einige ostasiatische Länder, die wenig Hilfe erhielten, rasant aufgestiegen sind, fiel Afrika zurück.Viel zu wenig werde überprüft, was die Hilfsprojekte und Programme für die afrikanischen Bevölkerungen vor Ort bringen. Nötig seien striktere Erfolgs- und Wirksamkeitskontrollen. Man müsste verbindliche Zwischenziele mit den Regierungen definieren; falls sie nicht erfüllt werden, sollte man Projekte abbrechen. Problematisch ist die Rolle Chinas, das mit Milliarden-Schecks unterwegs ist und keine Skrupel bei der Auswahl seiner Partner zeigt.

Alle zwei Wochen wächst Afrikas Bevölkerung um eine Million. Die Zahl der Menschen in Subsahara-Afrika wird sich bis 2050 auf über 2 Milliarden verdoppeln. Es wäre dringend nötig, das ungezügelte Bevölkerungswachstum zu bremsen, vor allem mehr Schulbildung für Mädchen könnte helfen. Nur am Rande geht Seitz auf die Migrationsproblematik ein, die eng verbunden ist mit dem Bevölkerungsdruck und falschen Vorstellungen vom „Eldorado Europa“. Ein anderes Problem ist die Auswanderung von Fachkräften, etwa Ärzte und Pflegekräfte Alle zwei Wochen wächst Afrikas Bevölkerung um eine Million. Die Zahl der Menschen in Subsahara-Afrika wird sich bis 2050 auf über 2 Milliarden verdoppeln. Es wäre dringend nötig, das ungezügelte Bevölkerungswachstum zu bremsen, vor allem mehr Schulbildung für Mädchen könnte helfen. Nur am Rande geht Seitz auf die Migrationsproblematik ein, die eng verbunden ist mit dem Bevölkerungsdruck und falschen Vorstellungen vom „Eldorado Europa“. Ein anderes Problem ist die Auswanderung von Fachkräften, etwa20 000 Ärzte und Pflegekräfte verlassen jedes Jahr den Kontinent. Seitz warnt vor diesem „Brain- Drain“. Europa sollte die Emigration von Fachkräften nicht noch fördern.verlassen jedes Jahr den Kontinent. Seitz warnt vor diesem „Brain- Drain“. Europa sollte die Emigration von Fachkräften nicht noch fördern."

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Es ist in der Tat sehr schwierig nachhaltige Projekte in Afrika zu finden. Ich war siebzehn Jahre in Afrika in verschiedenen Ländern tätig. Leider ist meine ausführliche Antwort vor ein paar Minuten aus technischen Gründen hier nicht durchgekommen. Falls Sie noch weiter an der Beschreibung einiger langjähriger positiver Beispiele interessiert sind lassen Sie es mich über den Bonner-Aufruf wissen.

Beste Grüße, Volker Seitz, Botschafter a.D.

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Ich habe in diesem Forum schon mehrfach Beispiele für sinnvolle Entwicklungshilfe gegeben. Die Beiträge müßten sich unter meinem Namen finden lassen. „Hilfe zur Selbsthilfe“ sind oft lediglich Fahnenworte in der Entwicklungshilfe. Ob etwas Hilfe zur Selbsthilfe ist, entscheidet sich nicht dadurch, dass man behauptet, es sei so. Wenn Hilfe gut funktioniert, macht sie sich selbst überflüssig. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, aber für alle, die von den guten Taten leben, ist das keine uneingeschränkt gute Botschaft. „Das Eigeninteresse der Entwicklungshelfer steht diesem Ziel entgegen.Nur die Förderung von selbst initiierten Selbsthilfeprojekten spornt Eigeninitiativen an; sie gibt Hoffnung, bevormundet aber nicht. Ich habe beobachtet, dass durch übereifrige Hilfsmaßnahmen das Bewusstsein selbst Initiative und Verantwortung zu übernehmen, zerstört werden, weil zehntausende ausländische Helfer - die das Helfen zum Beruf gemacht haben - zu viel Verantwortung an sich ziehen. Verlassen sie ihren Einsatzort, bricht das „Projekt“ in sich zusammen. Entwicklungshelfer sind Fremde, ihre Werte sind nicht jene der Bevölkerung. Entwicklungshelfer wissen in der Regel viel zu wenig über die Sozialstrukturen, Kulturen, Normen, Traditionen und die Mentalität in ihren Einsatzgebieten. Afrikanische Verhältnisse werden nur zu oft an westlichen Vorstellungen eines modernen Staates gemessen; dabei werden die ganz anderen historischen und soziologischen Voraussetzungen in Afrika missachtet. Dort ist beispielsweise eine von traditioneller Verwurzelung und moderner Erziehung und Bildung geprägte Doppelmentalität gang und gäbe. Dieser Gegensatz wirkt sich stark auf die Umsetzung von Hilfsmassnahmen aus. Entwicklungs“hilfe“ exportiert westliche Vorstellungen von Armut, Reichtum und Konsum in traditionelle Gemeinschaften und hält arme Regionen in ungesunden Abhängigkeitsverhältnissen. Hilfe muss auch dort scheitern, wo es statt Staaten nur noch Regimes gibt. Regimes sind Clans, die alle staatliche Macht an sich gerissen haben und das Land sowie die Bevölkerung ausbeuten. In so einem Fall stellt das Land nur eine Ressource für lokale Eliten dar. Statt den Wohlstand für Alle zu mehren, fällt ein solches Land immer weiter zurück. Seine Eliten betreiben keinerlei positive Wirtschafts- und Sozialpolitik, sondern berauben das Land systematisch seiner Ressourcen. Volker Seitz, Botschafter a.D./Buchautor

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Ich habe eine ähnliche Frage am 7. Januar 2016 beantwortet:

siehe:

Kennt ihr (konkrete) gute Beispiele für langfristig wirksame Entwicklungshilfe?

Volker Seitz, Buchautor

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Wir tun nichts Gutes wenn wir z.B. Afrikaner mit falschen Versprechungen zu uns locken. Ist es nur Gedankenlosigkeit, wenn deutsche Politiker und Medien offenkundige Migranten immer wieder als "Flüchtlinge" bezeichnen oder politische Absicht? Deutschland zahlt Flüchtlingen oder Migranten beinahe den Hartz IV Satz. So viel Entwicklungshilfe kann gar nicht geleistet werden, um dies für Armutszuwanderer unattraktiv zu machen. Die hohen Bargeldzahlungen und vor allem die Gesundheitskarte mit einer umfassenden kostenfreien Gesundheitsversorgung in Deutschland sind Fluchtursachen Nummer eins. Demokratische Länder wie Senegal und Ghana verlieren dadurch die Aktiven die im Lande dringend gebraucht werden. In London gibt es z.B. mehr Ärzte aus Ghana als in Ghana selbst. 

Wir sollten zu einem funktionierenden Asylsystem zurückkehren und nur wirklich Verfolgten z.B.aus Gambia und Eritrea Schutz gewähren. Sonst wird der Migrationsdruck aus Afrika auf Deutschland sehr viel grösser werden, als bisher wahrgenommen. Warum vor allem nach Deutschland? Weil ein tiefer Riss durch die EU geht. Alle anderen Mitgliedsländer sind gar nicht bereit mehr Migranten aufzunehmen. Erst als die deutsche Regierung das Dublin-Verfahren zeitweilig ausser Kraft gesetzt hat, konnten die Nachbarländer ihre Weigerung, Einwanderer aufzunehmen, moralisch rechtfertigen und alle Lasten auf Deutschland abschieben. Das ist natürlich in Afrika durch die Medien alles bekannt. 

Volker Seitz, Botschafter a.D./Buchautor

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Ich habe hier im Forum im Januar 2016 konkrete Beispiele für vernünftige Entwicklungshife genannt.

Volker Seitz, Bonner-Aufruf.eu

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Grundsätzlich sollte Entwicklungshilfe nur vorübergehend nötig sein, mit dem Ziel die Bedürftigen in deren Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu bringen. Stattdessen gibt es jedes Jahr ein Allzeithoch bei den Geldern für öffentliche Entwicklungshilfe. Die Staatengemeinschaft brachte im vergangenen Jahr über 100 Milliarden Euro für die Entwicklungsländer auf. Längst wissen wir, auf mehr Geld folgt nicht mehr Entwicklung. Kein Land dieser Erde hat seinen Wohlstand Entwicklungshilfe zu verdanken. Im Gegenteil, diejenigen Staaten, die eine erfolgreiche Entwicklung durchgemacht haben, schafften dies aus Eigenantrieb und blicken wie die asiatischen Tigerstaaten mit Stolz auf das Erreichte.

Spätestens die Massenflucht aus Afrika müsste Anstoß für eine breitere öffentliche Auseinandersetzung mit den Gründen des Scheiters der Entwicklungshilfe sein. Die Entwicklungshilfegeber müssen endlich umdenken und künftig nur noch dort helfen, wo Regierungen Probleme selbst anpacken. Niemand kann Afrika retten und erneuern, außer den Afrikanern selbst. Andernfalls werden Migrationsbewegungen sowohl von Niedrig- als auch Hochqualifizierten in Zukunft zunehmen.
Das Problem ist, dass Migranten unterschiedslos und oft missbräuchlich unter dem Titel „Asyl“ einreisen. Afrikanische Sender verbreiten: Wer einmal in Deutschland ist, dessen Chancen sind bestens, dass er über das Asylsystem bleiben kann – egal, ob ein Asylgrund vorliegt oder nicht. Dadurch lässt sich die extreme Sogwirkung nach Deutschland erklären. Politisch Verfolgte sind aber unter den Flüchtlingen aus Afrika eine verschwindende Minderheit.

Immer mehr Afrikaner haben mich gefragt, warum wir wider besseren Wissens die korrupten alten Männer, die teils jahrzehntelang Macht und Kontrolle über die Bevölkerungen haben, weiterhin unterstützen. Die afrikanischen Länder haben bisher stets eine Politik der Sammelbüchse betrieben und immer nur gebettelt: mehr Hilfe, mehr Hilfe, mehr Hilfe. Genau das muss sich ändern, kann sich aber nicht ändern, solange die großen Länder in Europa und anderswo selbst die Bedeutung der Entwicklungshilfe betonen“ sagt Themba Sono, Wirtschaftswissenschaftler aus Südafrika. Dambisa Moyo aus Sambia spricht für viele, wenn sie sagt: „Einer der bedrückendsten Aspekte des ganzen Hilfsfiaskos ist, dass Geber, Politiker, Regierungen, Akademiker, Wirtschaftswissenschaftler und Entwicklungsexperten im tiefsten Herzen wissen, dass Entwicklungshilfe nicht funktioniert, nicht funktioniert hat und nicht funktionieren wird”

"Man muss den Afrikanern nicht helfen, weil sie ja ach so arm sind. Es würde schon reichen, wenn man sie in Ruhe lässt. Entwicklungshilfeorganisationen haben in vielen Fällen das freie Unternehmertum zerstört und Afrikaner zu Bettlern gemacht. Wer braucht schon 20-jährige Freiwillige, die beim Brunnen graben helfen. Haben die schon jemals einen Brunnen in ihrer Heimat gegraben? Die wissen nicht einmal, wie ein Brunnen ausschaut." sagte kürzlich Jean-Marie Téno Filmemacher aus Kamerun.

"Entwicklungshelfer halten politische und korrupte Systeme aufrecht, es ist eine Form des Spätkolonialismus", meint der Autor und Regisseur Aristide Tarnagda aus Burkina Faso.“Es gibt viele Leute, die versuchen, den Status quo in Afrika beizubehalten, da sie sonst ihre Daseinsberechtigung verlieren”, meint der ugandische Journalist Andrew Mwenda.

Entwicklungspolitiker wollen dies nicht hören und haben nichts hinzugelernt, denn die Armutsbekämpfung in Afrika hat nur rudimentäre Fortschritte erzielt. Den meisten Afrikanern südlich der Sahara geht es heute schlechter als am Ende der Kolonialzeit.

Volker Seitz, Botschafter a.D./Buchautor

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In der Reisemedizin wird die Malaria-Imfung auf absehbare Zeit keine
Rolle spielen, weil die Zielgruppe eine andere ist. Am besten
Medikamente zur Vorbeugung mitnehmen.

Die Anopheles-Mücke sticht meist in der Dämmerung zu. Aus medizinischen und epidemiologischen Gründen lohnt es sich, immer wieder Pfützen und andere Stellen mit stehendem Wasser trocken zu legen. An diesen Orten entwickeln sich die oft infizierten Mückenlarven. Die Hoffnungen auf die Einführung eines Impfschutzes sind aber immer wieder enttäuscht werden. Malaria wird von Plasmodien ausgelöst. Parasiten sind vom Differenzierungsgrad her viel weiter entwickelt als Bakterien. Sie entwickeln schneller Resistenzen; d.h. ein Impfstoff, der tatsächlich Erfolge zeigt, kann bereits sehr schnell wieder untauglich sein. Neu entwickelte Mittel werden rasch resitent, zumal wenn sie schon massenhaft zur Vorbeugung eingesetzt werden. Es gelten vor allem mit Insektiziden imprägnierte Netze über den Betten als wirksame, billige und praktikable Bekämpfungsmethode.Bislang mit nur mäßigem Erfolg.In 88 Ländern, davon 39 in Afrika, werden die Moskitonetze kostenlos verteilt.Nur leider nehmen nach meinen Erfahrungen selbst gebildete Afrikaner das Angebot nicht ausreichend an.Ein Impfstoff mit dem sperrigen Namen RTS,S/AS01 wurde an der New York Universität entdeckt und von dem britischen Pharmaunternehmen Glaxo Smithkline (GSK)entwickelt.Der Impfstoff ist  von der Firma GSK zur begrenzten Anwendung und für Studien in ausgeliefert worden. Nach insgesamt drei Teilimpfungen konnte mindestens ein Drittel der Geimpften für 4 Jahre vor einer Erkrankung bewahrt werden. Dies könnte bedeuten, dass jährlich bis zu 200.000 Todesfälle vor allem in Afrika verhindert werden. Es bleibt abzuwarten, wie lange ein Impfschutz überhaupt anhält, weil der Spiegel der schützenden Antikörper mit der Zeit deutlich absinkt.

Volker Seitz,  17 Jahre in Malariagebieten tätig.

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Bei einer hohen Abhängigkeit von externen Geldgebern ist nach meinen Erfahrungen jedes Projekt gefährdet. Ob Hilfe taugt oder nicht, zeigt sich daran, inwieweit sie das Engagement der Afrikaner stärkt und sie dazu bringt, sich selbst um die Entwicklung ihres Kontinents zu kümmern. "Hilfe zur Selbsthilfe" sind oft lediglich Fahnenworte in der Entwicklungshilfe. Ob etwas Hilfe zur Selbsthilfe ist, entscheidet sich nicht dadurch, dass man behauptet, es sei so. (Hilfe zu Selbsthilfe sollte nur auf Zeit und nur dem gegeben werden, der sie wirklich braucht.) Wenn Hilfe gut funktioniert, macht sie sich selbst überflüssig. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, aber für alle, die von den guten Taten leben, ist das keine uneingeschränkt gute Botschaft. Weil es keine rechtlich eigenständige Aufsicht und Qualitätskontrolle gibt lebt die Entwicklungshilfeindustrie prächtig von ihrem grandiosen Misserfolg. 

Positive Beispiele:Kirchliche Entwicklungsprojekte sind oft vorbildlich, denn sie unterstützen mit wenig Ressourcen, aber viel Engagement kleinere Partner. Nach meinen Erfahrungen in mehreren afrikanischen Ländern gibt es nachahmenswerte Beispiele von Hilfe seitens der Kirchen. Um nur eines zu nennen: Mehr als 1200 Salesianer Don Boscos arbeiten in 42 afrikanischen Ländern gemeinsam mit jungen Menschen am Rande der Gesellschaft. Sie betreuen Jugendzentren, Grund- und weiterführende Schulen, Berufsbildungszentren und ländliche Entwicklungsprogramme.
Jugendliche sind gerade oft schlecht gerüstet, um der Armut zu entgehen. Dies gilt nicht, wo Kirchen Kindern Zugang zu Bildung ermöglichen und ihnen die Chance zum Lernen geben. Die kirchlichen Hilfswerke haben den Vorteil, dass ihre in die Entwicklungsländer entsandten Mitarbeitenden oft die lokale Sprache sprechen, sehr lange vor Ort tätig und daher mit Land und Leuten viel besser vertraut sind als staatliche Helfer, die in der Regel nur für wenige Jahre entsandt werden. Kirchen engagieren sich in Afrika vor allem im Bildungsbereich, in der Gesundheitsfürsorge und Nothilfe. In manchen Staaten sichern sie Grundbedürfnisse wie Bildung, Gesundheitsvorsorge und Sozialfürsorge – Bereiche also, in denen die Korruption besonders verbreitet ist und die für viele Staaten keine Priorität darstellen. Christliche Schulen und Universitäten zählen meist zu den besten des Landes. Kirchliche Gesundheitszentren sind nah an den Armen und ihrer Lebenswirklichkeit. Das medizinische Angebot ist häufig qualitativ besser als in staatlichen Einrichtungen. Da die Kirchen weniger Mittel zur Verfügung haben, überprüfen sie – wie die Untersuchungen der Universität Saarbrücken darlegen – ihre Arbeit intensiv und erfolgreich.

African Leadership Academy
Statt auf Hilfe von außen zu warten, , gründete der 38-jährige Ghanaer Fred Swaniker die «African Leadership Academy» in Johannisburg. Eine Kaderschmiede für die künftige Elite, der nicht nur ihre eigene Karriere, sondern das Wohl des Kontinents am Herzen liegt.African Leadership Academy» – einer Schule für Jugendliche vom ganzen Kontinent. Der Kontinent dürfe sich nicht länger auf ausländische Investitionen und Entwicklungshilfe verlassen". «Afrika muss sein Schicksal endlich selbst in die Hand nehmen.» Dazu brauche man vor allem eines, «Führungspersönlichkeiten». Politiker, die als die neuen Nelson Mandelas für Frieden, Stabilität und Demokratie sorgen. Wissenschaftler, die Impfungen gegen Malaria und Ebola entwickeln. Unternehmer, die «afrikanische Googles und Microsofts» gründen.

Cotton made in Afrika

Die Initiative „Cotton Made in Africa“ die von dem Hamburger Unternehmer Michael Otto ,von dem Textitilunternehmer Gerhard Rösch , C&A, Tschibo, Puma und 18 weiteren Unternehmern unterstützt wird ist ein vortreffliches Beispiel für fairen Handel. Die Initiative fasst Baumwollfarmer zusammen, die unter nachhaltigen Bedingungen Baumwolle produzieren und im Gegenzug von fairen Preisen profitieren.
Das wichtigste Ziel ist afrikanische Baumwolle für den Markt in Europa und den USA zu erschließen. Oft an den untätigen Regierungen vorbei wurden bereits rund 450 000 bislang benachteiligte Kleinbauern von den Programmen direkt und ohne Umwege profitieren. Erhöhte Ernteerträge, bessere Umwelt-und Sozialstandards haben der Landbevölkerung und den afrikanischen Händlern bessere Preise und damit ein besseres Einkommen gebracht. Gerhard Rösch GmbH lässt inzwischen in Afrika (Lesotho, Maritius und Äthiopien) weiterverarbeiten.Die bisherige Entwicklungshilfe hat zu Abhängigkeiten geführt. Diese Entwicklung durchbricht Cotton made in Africa.Tchibo als der größten Abnehmer der Initiative Cotton made in Africa, hat in den Anbaugebieten in Benin und Sambia je fünf Schulen gebaut.Die Schulen wurden mit 10.000 Schulbüchern ausgestattet. 20.000 vor Ort produzierte Schuluniformen gehören ebenso zum Projekt wie Solaranlagen zur Stromerzeugung und Schulgärten, die Lebensmittel für die Schulkantinen liefern. Über 750 Kinder profitieren von dem Projekt.

EinDollarBrillen
Das Projekt EinDollarBrille ist aus meiner Sicht eine beispielhafte zivilgesellschaftliche Initiative, die durch gezielte unternehmerische, Arbeit schaffende Initiativen dazu beiträgt, die Potenziale junger Afrikaner zur Entfaltung zu bringen. Jedes Hilfswerk behauptet “Selbsthilfe” zu fördern, aber es ist meist in der Realität eine totgeredete Formel. So bleiben letztlich keine Spuren der beabsichtigten Hilfe. Anders der Mathematik und Physiklehrer Martin Aufmuth. Wer mit Engagement, Initiative und verhältnismäßig wenigen Mitteln derartige Hilfseffekte auslöst, handelt vorbildlich. Die EinDollarBrille besteht aus einem leichten, flexiblen Federstahlrahmen und fertigen Gläsern aus Kunststoff, die einfach eingeklickt werden. In Ruanda, Malawi und Burkina Faso wurden zuvor arbeitslosen Menschen zu genannten EinDollarBrillen-Optikern ausgebildet. Sie lernen dabei mit Hilfe einer von Aufmuth entwickelten Maschine und einigen Werkzeugen aus einem Stück Draht ein Brillenrahmen zu fertigen. Neben den manuellen Fertigkeiten erhalten sie das notwendige Wissen in Optik sowie grundlegende Kenntnisse in Betriebswirtschaft .Nach unserer Ausbildung erhalten sie die Maschine auf Leihbasis und eröffnen ihr eigenes Optiker Geschäft. So haben sie ein Einkommen und versorgen durch die lokal produzierten Brillen die Menschen in ihrer Gemeinde. Durch das Projekt entstehen Arbeitsplätze vor Ort.

AMREF
Hilfsorganisationen für Afrika gibt es sehr viele - humanitäre Hilfe für Afrika aus Afrika selbst ist selten. "Amref Health Afrika" ist eine dieser raren Organisationen. Sitz der 1957 gegründeten Gesundheitshilfe ist Nairobi in Kenia. Bekannt wurde sie zunächst mit ihrer Hilfe aus der Luft, ihren "Flying Doctors" - Amref Health Africa ist heute die größte nichtstaatliche Gesundheitsorganisation des afrikanischen Kontinents.
Diese Internationale NGO hat ein Jahresbudget von circa 100 Millionen US-Dollar. 1.000 Mitarbeiter, 95 Prozent davon sind Afrikaner. Heute leistet Amref medizinische Hilfe in Äthiopien, Uganda, Tansania, Senegal, Süd-Sudan und in Südafrika. Beratung und Trainingsprogramme laufen in weiteren 30 afrikanischen Ländern. So inzwischen auch in Westafrika. Die ARTE-Reporter Michael Unger und Thomas Vollherbst sind bei mehreren Einsätzen der "Flying Doctors" mit dabei gewesen, und haben erfahren, dass "Amref Health Africa" es noch immer schafft, medizinische Hilfe in die entlegensten Regionen Afrikas zu bringen.

Vorbildlich ist meines Erachtens das Hilfsprojekt von AMREF und LANXESS. Dank einer Kooperation zwischen LANXESS und der African Medical and Research Foundation (AMREF) erhalten 25 Schulen mit rund 10.000 Schüler in Tansania eine ausreichende Wasserversorgung, neue Sanitäranlagen sowie Schulungen in Sachen Gesundheits- und Körperpflege.

Ärzte ohne Grenzen
Ich kenne seit vielen Jahren die medizinische Nothilfe von Ärzte ohne Grenzen in den Krisengebieten Afrikas. Überall wo die humanitäre Situation äußerst schwierig ist, es unzureichende Gesundheitsstrukturen gibt, leisten diese Ärzte großartige Arbeit.Sie stellen hohe Anforderungen an die Mitarbeiter: mehrere Jahre Jahre Berufserfahrung ein absolutes Muss sind gute Englischkenntnisse, hilfreich ist es auch, wenn man zusätzlich Französisch spricht. Alle arbeiteten unter einfachsten Verhältnissen . Geschlafen wurde in Gemeinschaftszelten. Fließendes Wasser gibt es selten, Strom nur zu bestimmten Zeiten.

ZIKOMO

Vielen Afrikanern ist es nicht möglich das Studium ihrer Kinder eigenständig zu finanzieren. Hier hilft u.a. der Verein ZIKOMO(“Danke”) in Graz. Es werden afrikanische Studenten und Studentinnen in ihren Heimatländern gefördert. Studienbezogene Kosten werden übernommen. (www.zikomo.at) Die Überwindung der Bildungsarmut bedeutet besonders für die Frauen Selbstvertrauen und eine Chance ihre Situation dauerhaft zu ändern. Mit diesen so genannten Sur Place Stipendien kann auch der Abwanderung des hochqualifizierten akademischen Nachwuchses aus ökonomischen Gründen entgegen gewirkt werden. Auf diese künftigen Fach-und Führungskräfte, insbesondere im naturwissenschaftlich technischen Bereich, sind die Länder dringend angewiesen.Ich bin der Meinung , dass staatliche Hilfe stark zurückgefahren werden sollte. Es sollten nur noch in wenigen Ländern eigene Anstrengungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Landwirtschaft unterstützt werden. Bildung spielt eine enorm wichtige Rolle in der Armutsbekämpfung; nur wer lesen, schreiben und rechnen kann, kennt seine Rechte und kann sie einfordern, nur er hat die Chance, eine besser bezahlte Arbeitsstelle zu finden.

E-Learning

Lehrveranstaltungen der ETH Lausanne (wie ähnliche englischsprachige Programme von US-Universitäten), die kostenlos im Internet abgerufen werden können, sind eine konstruktive Initiative, die in den nächsten Jahren weiterentwickelt werden sollte. Diese Art von Studienförderung, die das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl der Menschen stärkt, ist eine echte Hilfe.

Das sind ein paar konkrete positive Beispiele.

Volker Seitz, Buchautor "Afrika wird armregiert"/2014

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War das Projekt überhaupt notwendig? Oft projizieren wir unsere Vorstellungen , was gut und richtig ist, z.B. auf die Afrikaner. Könnte das Projekt nicht auch ohne fremde Hilfe realisiert werden?Oder ist es ein Projekt das aus Eigeninitiativen entstanden ist, damit Selbstbewusstsein und das Eigenwertgefühl der Menschen aufgebaut wird ? ( Eigene Initiativen geben den Leuten ihre Würde zurück, denn die meisten Afrikaner wollen etwas leisten und den Unterhalt für sich und ihre Familie selbst verdienen)Gibt es grundsätzliche Zielvereinbarungen für eine -notwendige- Unterstützung - wie selbsttragende Entwicklung , elementarer Menschenrechtsschutz, transparente Rechnungslegung?Werden die Informationen über jedes einzelne Projekt öffentlich zugänglich werden, samt den Informationen zum wirtschaftlichen Zweck, zu den Kosten und Leistungen der Empfänger?Transparenz ist die Grundlage für Selbstbestimmung und Mitgestaltung; gleichzeitig ermöglicht sie breite Partizipation und beugt der Korruption vor. Zugleich sollten alle Leistungen an überprüfbare Bedingungen geknüpft werden. Verständnis für Missstände, Korruption und Menschenrechtsverletzungen hat da keinen Platz.


Generelle Bemerkungen:Entwicklungshelfer sind Fremde, ihre Werte sind nicht die Werte der Bevölkerung. Entwicklungshelfer wissen in der Regel viel zu wenig über die Sozialstrukturen, Kulturen, Normen, Mentalität und Traditionen ihrer Einsatzgebiete. Ist "westlicher Standard" mit afrikanischen Wertesystemen-zumindest auf dem Land- möglicherweise unvereinbar? Wir müssen versuchen die tiefer liegenden Ursachen zu ergründen und verstehen. So werden afrikanische Verhältnisse an westlichen Vorstellungen eines modernen Staates gemessen und dabei die ganz anderen historischen und soziologischen Voraussetzungen in Afrika missachtet. Es herrscht eine doppelte Mentalität - die traditionell verwurzelte und die neue, die Erziehung und Bildung geschaffen haben. Diese Gegensätze sind möglicherweise die Hauptgründe für das Nichtgreifen von Hilfsmaßnahmen. Kritiker der Entwicklungshilfe bemängeln, dass es an Respekt gegenüber afrikanischen Kulturen mangelt und die Bevormundung beendet werden müsse. Gute Absichten hören sich zwar gut an, bewirken aber oft wenig. Es fehlt oft ein realistisches Maß für angebotene "Projekte". Statt einer sechsstelligen Summe, reichen in Afrika oft schon 10.000 Euro. Ich habe auch aberwitzigen Doppel- oder Mehrfachförderungen erlebt.Volker Seitz, Botschafter a.D./Buchautor

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Siehe im Internet "Sabab Lou" und "passofundo" . Beides erfolgreiche Organisationen.

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"FSJ" für Entwicklungshilfe?

Hallo,

ich bin 19 Jahre alt und stehe gerade kurz vorm Abitur. Ich bin momentan am recherschieren bezüglich Entwicklungshilfe und würde wahrscheinlich gerne mal in diesem Gebiet arbeiten. Da ich aber keine konkrete Vorstellung habe was man da so verdient, in was für Richtungen (Biologie, Sport, Ingenieur) man in der Entwicklungshilfe so gehen kann und wie die Arbeit/ein Arbeitstag dort so aussieht will ich mich für ein freiwilliges Jahr im Ausland bewerben bei dem ich bei der Entwicklungshilfe mithelfen kann, den Arbeitern über die Schulter schauen kann und evtl nebenbei ein paar Fragen stellen kann. Ich würde gerne das Feld der Entwicklungshilfe zuerst selbst miterleben und mir näher betrachten bevor ich ein Studium dafür beginne.

Daher meine Frage: Was wäre denn eine offizielle bzw zuverlässige Seite, über die man sich für ein FSJ (oder wie auch immer das freiwillige Jahr in der Entwicklungshilfe heißt; FÖJ?), informieren und bewerben/anmelden kann? Wichtig!: Die Seite soll legitim sein! Am besten von einer staatlichen Organisation.

Ich suche ein Angebot bei dem ich in der Entwicklungshilfe mitarbeiten bzw aushelfen kann und erfahrungen sammeln kann. Der Zeitraum sollte nicht länger als 1 Jahr sein, ich denke dass es aber kein FSJ (oder wie auch immer das heißt) gibt dass wirklich länger als 1 Jahr geht :D Wichtig!: Ich suche keinen Urlaub! Ich will dort auch was arbeiten und helfen! Also sollte auch insofern eine Bezhalung vorhanden sein, dass für eine Unterbringung gesorgt ist, für An- und Abreise gesorgt ist und ich jeden Tag genug zu Essen bekomme. An die Unterkunft sind natürlich keine 5 Sterne-Anforderungen gestellt da ich logischerweise in ein Entwicklungsland gehen würde und dort nicht gerade luxuriöse Umstände herrschen... und dessen bin ich mir bewusst :D

Vielen Dank im Voraus für eure hilfreichen Antworten! LG, Chipster.

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Ich empfehle im Internet "Nachdenken und Boumdoudoum" aufzurufen. Dort werden die meisten Fragen anschaulich beantwortet.

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Wenn der österreichische AM Kurz mehr Geld für Entwicklungshilfe möchte, könnte er dies unter dem Vorbehalt machen , dass er umgehend die letzten fünf Entwicklungsprojekte durch unabhängige Experten z.B. durch den Rechnungshof überprüfen lässt und die Fehleranalyse öffentlich macht. Er könnte den Steuerzahlern zusagen, dass die gesamte Entwicklungshilfe auf den Prüfstand gestellt wird. Dies würde ideologiefrei, unvoreingenommen und ohne politische Vorgaben wirklich unabhängigen Fachleuten überlassen. Er könnte der österreichischen Öffentlichkeit versprechen , dass künftig die Informationen über jedes einzelne Projekt im Internet zugänglich gemacht wird, natürlich auch den wirtschaftlichen Zweck, die Kosten und die Eigenleistungen des Landes. Die Hilfsorganisationen sollten bevölkerungsnäher werden. Die lokalen Medien- die bis heute oft von den Informationen ausgeschlossen werden-könnten zu aufmerksamen Beobachtern werden. Zugleich erhielten alle Beteiligten, eine Gelegenheit ihre Beobachtungen und Meinungen einzubringen.  Dann würde dafür gesorgt, dass die staatlichen Behörden auf die Wünsche, Bedürfnisse, Initiativen, Ideen der Bevölkerung eingehen und sie so gut wie möglich erfüllen. Dies würde ihnen die Selbstbestimmung und Mitgestaltung ermöglichen. Entwicklungshilfeorganisationen und die Regierung könnten dadurch deutlich Verantwortung und und Transparenz verbessern. Nur dann könnte man von Entwicklungshilfezusammenarbeit und nicht von Entwicklungshilfe sprechen. "Heute ist Entwicklungshilfe immer dort schädlich, wo sie eigenständiges Handeln lähmt und zum Warten auf fremde Hilfe erzieht. "(Prof. Nuscheler)

Auch müssten Regierungen nicht mehr Hand aufs Herz schwören, sie würden die Korruption bekämpfen. Und die Geber nicht mehr so tun, als glaubten sie ihnen. Doch nichts geschieht. Überzeugen aber kann das nur, wenn am Ende eine Überzeugung oder zumindest eine echte Einsicht dahinter steht. Wer es wirklich gut meint mit Afrika der sollte die Entfaltung der Potentiale, die sich aus der reichen Vielfalt Afrikas ergeben, unterstützen.Er könnte sagen, dass nur noch Staaten unterstützt werden, die bereit sind, die eigene Regierungsarbeit und zentrale Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung wie etwa die berufliche Bildung konsequent zu fördern. Außerdem versichern, dass die österreichische Entwicklungshilfe künftig stets an die Bedingung geknüpft wird, dass kein Euro in korrupte Kanäle verschwindet. Es werden nur Länder unterstützt, die sich um Rechtsstaatlichkeit bemühen und in denen die Ausbeutung ihrer Ressourcen nicht völlig an der einheimischen Bevölkerung vorbei geschieht.

Transparenz statt Geheimniskrämerei. Die Norweger probieren ein neues Konzept “Cash on Delivery” (Vergütung für erzielte Wirkung) in Tansania aus. Das Center for Global Development in Washington hat dieses Konzept entwickelt nachdem Entwicklung gekauft wird. Die alleinige Verantwortung z.B. für den Bau einer Schule oder eines Krankenhauses liegt bei dem Entwicklungsland. Es gibt eine konkrete Ergebnisvereinbarung zwischen Geber und Nehmer. Sobald der Nehmerstaat Ergebnisse nachweist, die von unabhängigen Prüfern abgenommen wurden, zahlt der Geber die zugesagte Summe. Österreich sollte dieses vielversprechende Konzept, das die Leute dazu bringt, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, kopieren. Damit werden allerdings tausende von Berufsentwicklungshelfern nicht mehr benötigt. Deshalb ist mit viel Widerstand zu rechnen.

Da die effizienteste Hilfe immer noch die Bildungs- und Wirtschaftsförderung ist, könnte er einen Teil der jährlichen Hilfe als größere Kredite zu Risikokonditionen vergeben .Eine Beratung zu Geschäftsplänen und Qualitätskontrolle könnte durch österreichische Experten erfolgen. Mit Förderkrediten könnten dann Z.B. Zementwerke, Fruchtsaftfabriken oder Hersteller von Generika gefördert werden. Dadurch könnten der Aufbau neuer Arbeitsplätze gefördert werden und die Menschen eher aus der Armut befreien. In Kamerun werden Tonnen von Gemüse exportiert, die dann in Frankreich in die Dose kommen. Warum kann das Gemüse nicht in Afrika verarbeitet und dann exportiert werden? Dabei helfen könnte die Diaspora. Die Afrikanische Diaspora zählt vermutlich 100 Millionen Menschen. Sie sind eine Quelle von Wissen und Talent. Die Rückkehr der Diaspora könnte neue Ideen und Kapital für den Start neuer Unternehmen bringen. Sie hätten das Expertenwissen und Geschäftsmodelle aus der industrialisierten Welt.

Volker Seitz, Bonner-Aufruf.eu

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Der Film heißt "Süßes Gift" und wurde von Peter Heller gedreht.(Als DVD erhältlich) Und die Aussage des Afrikaners ist keine Einzelmeinung(siehe unten) Da in Deutschland und in der Welt Hunderttausende vom "Helfen" leben, werden derartige Meinungen in deutschen Medien nur selten widergegeben. Nach dem Motto "wie können Afrikaner besser wissen war für ihren Kontinent gut ist ".Staatliche Entwicklungshilfe macht Afrika ärmer. Sie macht arm weil sie Abhängigkeit schafft. Eigeninitiative und staatliche Innovationsfreudigkeit verkümmern. Solche Länder müssen – wegen den allgegenwärtigen Hilfswerke – ihre Entwicklung nicht die eigenen Hände nehmen. Afrika wird bei uns gerne als Kontinent betrachtet, der ständig Hilfe braucht.

Zum Beispiel Malawi das im Südosten Afrikas liegt. Dort widmen sich sechzig Hilfsorganisationen der Landwirtschaft. Die Regierung muss sich also mit sechzig Organisationen und deren Projekten beschäftigen, das schafft eine riesige Bürokratie und bremst die Entwicklung. Und schließlich verschwinden die meisten Projekte irgendwann ohne nachhaltige Spuren zu hinterlassen. Abgesehen davon – und obwohl einzelne Entwicklungshelfer natürlich mit großen Idealen kommen – stabilisiert die Hilfe häufig vor allem korrupte und undemokratische Regime.

Schiere Masse dient den "Guten und Gerechten" in Berlin oft als Argument und unausgesprochen auch als Qualitätsbeweis. Ginge die Gleichung "Mehr Geld gleich mehr Entwicklung" auf, wären die meisten afrikanischen Staaten nicht das Schlusslicht in den jährlichen UN-Berichten über die menschliche Entwicklung. Doch unverdrossen erzählen Entwicklungspolitiker das Märchen, man müsse zur Lösung der Probleme bloß noch mehr Entwicklungshilfe nach Afrika pumpen.

Immer mehr Geld fordern und keine Ausstiegsklauseln wegen Verstoß gegen den Menschenrechts TÜV des BMZ oder gegen Transparenzregeln fügt den Menschen in Entwicklungsländern großen Schaden zu. Es ist immer dasselbe: mehr Geld muss dann auch um jeden Preiss ausgegeben werden, damit wir dieses törichte 0,7 Ziel(Prozentsatz des Nationaleinkommens (BNE) als Entwicklungshilfe geben.) erreichen. Das rituelle Beschwören der 0,7 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt, die wir für Entwicklungshilfe bereitstellen sollen, ist an Ideenlosigkeit kaum zu unterbieten. Das Schlimmste an „0,7" ist, dass es die Richtigkeit der Gleichung „mehr Geld = mehr Entwicklung" suggeriert.

Leider ist das folgende Zitat von Minister Müller für mich nicht überraschend.(Kreisbote, Kempten am 28.9."Die deutsche Entwicklungshilfe ist stets an die Bedingung geknüpft, dass kein Euro in korrupte Kanäle verschwindet. Es werden nur Länder unterstützt, die sich um Rechtsstaatlichkeit bemühen und in denen die Ausbeutung ihrer Ressourcen nicht völlig an der einheimischen Bevölkerung vorbei geschieht.") Denn bislang haben alle BMZ Minister (mit Ausnahme von Herrn Spranger) immer für mehr Entwicklungshilfe gestritten, obwohl sie von dem großen Unterschleif wussten. Sie haben dies getan weil sie glaubten, dass weniger Mittel zu einem Bedeutungsverlust ihres Hauses führen würde.

In meinem Buch habe ich über einen Abteilungsleiter berichtet der in Kenia vor GTZ (heute GIZ) Mitarbeitern sagte , dass gerade korrupte Regierungen unterstützt werden sollten. Er hat mir diese Aussage bestätigt. Er war und ist überzeugt war , dass korrupte Regierungen durch EZ zu mehr Rechtsstaatlichkeit angehalten werden können. Ein fataler Irrtum.

Auma Obama, die Schwester des US-Präsidenten kritisiert die philanthropische Vorgehensweise der Entwicklungshilfe. Zu den schärfsten Kritikern der Entwicklungshilfe gehören der nigerianische Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka, der ugandische Journalist Andrew Mwenda, die Publizistin Akua Djanie aus Ghana, der nigerianische Schriftsteller Chika Onyeani sowie der ghanaische Wirtschaftswissenschaftler George Ayittey. Sie wenden sich gegen eine abhängige Opfer-und Bittstellerrolle. Die afrikanischen Länder haben bisher stets eine Politik der Sammelbüchse betrieben und immer nur gebettelt: mehr Hilfe, mehr Hilfe, mehr Hilfe. Genau das muss sich ändern, kann sich aber nicht ändern, solange die großen Länder in Europa und anderswo selbst die Bedeutung der Entwicklungshilfe betonen, sagte Themba Sono, Wirtschaftswissenschaftler aus Südafrika. Afrika braucht keine Entwicklungshilfe, sondern mehr Selbstbewusstsein, so wie es auch Frau Obama gesagt hat. Afrikas Problem ist nicht ein Mangel an Geld. Das sage nicht ich, sondern afrikanische Intellektuelle wie George Ayittey, M.R. Biloa, Francis Kpatindé, James Shikwati oder Axelle Kabou. Der bedeutende ghanaische Wirtschaftswissenschaftler G. Ayittey, der in Washington lehrt, hat ausgerechnet, dass seit 1960 die Summe von sechs Marshallplänen nach Afrika gepumpt wurde «ohne erkennbares Ergebnis». Aber schon Paul Theroux hat geschrieben, dass Afrika «wie ein Magnet Mythomanen anzieht, Menschen, die die Welt von ihrem persönlichen Wert überzeugen wollen»

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Ergänzend zu meiner Antwort von heute morgen: Ich habe in 17 Jahren in 7 Ländern in Afrika wenige sinnvolle, aber leider mehr vergebliche Projekte kennen gelernt. Die Arbeit von Frau Astrid Toda (info@entwicklungshilfe-westafrika.de) verfolge ich seit einigen Jahren mit großer Sympathie, weil ihre Art von Förderung von echten Selbsthilfeprojekten die Eigeninitiativen wirklich anspornt. Anders als viele andere Projekte, die ich in  Afrika kennengelernt habe, bevormunden ihre Bildungs- Projekte nicht und machen die Menschen und Gemeinden nicht abhängig, sondern bauen das Selbstbewusstsein und das Eigenwertgefühl auf. Durch das Errichten von Schulen in den abgelegenen ländlichen Regionen werden die Familienstrukturen erhalten; Kinder können ihren Familien auf den Feldern helfen und dennoch zur Schule gehen; Mädchen wird eine fairere Chance gegeben, eine Grundbildung zu erhalten.Da die Planung der Schulen Aufgabe der Gemeinden ist und die Dorfbewohner aktiv und kostenfrei an ihrer Schule mitarbeiten, werden sie von Dankbarkeitspflicht entbunden. Die Schulen sind geistiges Eigentum der Dörfer, auf das sie stolz sind. Natürlich freuen sich die Gemeinden über die Hilfe und Solidarität aus dem Ausland, sie haben aber trotzdem das Gefühl, das ihnen Mögliche dazugetan zu haben.Die Projekte liefern Anreize, selbst aktiv zu werden und sich zu engagieren. Es wird sichergegangen, dass angemessene Selbsthilfe-Maßstäbe nach Lebensstandard, Bildung und Gesundheit gesetzt werden.Die Menschen müssen das Gefühl haben, das ihnen Mögliche dazugetan zu haben.Nur dann ist nachhaltige Hilfe möglich.

Volker Seitz, Botschafter a.D./Buchautor

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In Afrika gibt es 40.000 "Hilfsorganisationen". Da sollte man schon genau hinsehen was mit dem gespendeten Geld gemacht wird. Nur Hilfswerke sind unbedenlich, die  für eine bleibende Befähigung der Menschen sorgen, die Herausforderungen in den drei Gebieten Gesundheit, Bildung und eigenes Einkommen selbst zu lösen. Nachstehend 3 Vorschläge:

Das Projekt EinDollarBrille ist aus meiner Sicht eine beispielhafte zivilgesellschaftliche Initiative, die durch gezielte unternehmerische, Arbeit schaffende Initiativen dazu beiträgt, die Potenziale junger Afrikaner zur Entfaltung zu bringen. Jedes Hilfswerk behauptet “Selbsthilfe” zu fördern, aber es ist meist in der Realität eine totgeredete Formel. So bleiben letztlich keine Spuren der beabsichtigten Hilfe. Anders der Mathematik und Physiklehrer Martin Aufmuth. Wer mit Engagement, Initiative und verhältnismäßig wenigen Mitteln derartige Hilfseffekte auslöst, handelt vorbildlich. Die EinDollarBrille besteht aus einem leichten, flexiblen Federstahlrahmen und fertigen Gläsern aus Kunststoff, die einfach eingeklickt werden. In Ruanda, Malawi und Burkina Faso wurden zuvor arbeitslosen Menschen zu genannten EinDollarBrillen-Optikern ausgebildet. Sie lernen dabei mit Hilfe einer von Aufmuth entwickelten Maschine und einigen Werkzeugen aus einem Stück Draht ein Brillenrahmen zu fertigen. Neben den manuellen Fertigkeiten erhalten sie das notwendige Wissen in Optik sowie grundlegende Kenntnisse in Betriebswirtschaft .Nach unserer Ausbildung erhalten sie die Maschine auf Leihbasis und eröffnen ihr eigenes Optiker Geschäft. So haben sie ein Einkommen und versorgen durch die lokal produzierten Brillen die Menschen in ihrer Gemeinde. Durch das Projekt entstehen Arbeitsplätze vor Ort.

Sabab Lou  Durch gezielte unternehmerische, Arbeit schaffende Initiativen trägt die Initiative dazu bei, die Potenziale junger Afrikanerinnen und Afrikaner zur Entfaltung zu bringen. Vor allem freut mich, dass sie insbesondere Frauen den Weg in ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Gemeinschaften, in denen Frauen über eigenes Geld verfügen, verändern sich zum Positiven: die Ernährungs- und Gesundheitslage ihrer Kinder verbessert sich und, ganz nebenbei, führt es auch zu dem Anspruch, Rechte zu haben.

Vielen Afrikanern ist es nicht möglich das Studium ihrer Kinder eigenständig zu finanzieren. Hier hilft u.a. der Verein ZIKOMO("Danke) in Graz. Es werden afrikanische Studenten und Studentinnen in ihren Heimatländern gefördert. Studienbezogene Kosten werden übernommen. (www.zikomo.at) Die Überwindung der Bildungsarmut bedeutet besonders für die Frauen Selbstvertrauen und eine Chance ihre Situation dauerhaft zu ändern. Mit diesen so genannten Sur Place Stipendien kann auch der Abwanderung des hochqualifizierten akademischen Nachwuchses aus ökonomischen Gründen entgegen gewirkt werden. Auf diese künftigen Fach-und Führungskräfte, insbesondere im naturwissenschaftlich technischen Bereich, sind die Länder dringend angewiesen.Ich bin der Meinung , dass staatliche Hilfe stark zurückgefahren werden sollte. Es sollten nur noch in wenigen Ländern eigene Anstrengungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Landwirtschaft unterstützt werden. Bildung spielt eine enorm wichtige Rolle in der Armutsbekämpfung; nur wer lesen,schreiben und rechnen kann, kennt seine Rechte und kann sie einfordern, nur er hat die Chance, eine besser bezahlte Arbeitsstelle zu finden.

Volker Seitz, 17 jahre in Afrika tätig/Bonner-Aufruf.eu


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"Hilfe zur Selbshilfe" ist leider meist zum inhaltslosen Schlagwort verkommen.Man muß bei den Projekten  schon sehr genau hinsehen. Wirklich helfen aus meiner Sicht nur Bildungsprojekte. William Easterly, lange Jahre der führende Weltbank-Ökonom und Wirtschaftsprofessor der New York University, meint dass die  rund 40 000 Organisationen in Afrika vor Ort zumeist damit beschäftigt seien, ihre eigene Daseinsberechtigung zu manifestieren. Leider muss ich das nach 17 Jahren in Afrika für die meisten "Projekte " bestätigen.Die "Hilfe" ist leider oft mit der Festlegung von Notwendigkeiten durch die Helfenden eine offene Einmischung in die gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche afrikanischer Staaten. Afrika wurde zum Objekt der Hilfe. Es treffen insbesondere auf dem Land westliche und afrikanische Lebensauffassungen aufeinander. Auf der Homepage des Bonner-Aufruf.eu finden sich auch Erfahrungsberichte von Entwicklungshelfern.

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