Ich gehöre selbst zu dieser Kirche, und musste lachen als ich das Wort "gefährlich" las :-)
Zu dem Ausdruck Gehirnwäsche hätte ich natürlich einiges zu protestieren, aber das ginge an der eigentlichen Frage vorbei. Ich denke ich verstehe die Frage trotzdem richtig, und versuche daher mal so gut ich kann zu antworten.
Meine eigenen Kinder würde ich zwar bedenkenlos zu meinem eigenen Verein schicken, aber würden meine z.B. zu den Mormonen gehen, hätte ich wohl dieselben Bedenken.
Die Familie wird ziemlich sicher jeden Sonntag in die Kirche gehen, und auch sonst im Privatleben sehr mit ihrer Gemeine verbunden sein. Wahrscheinlich nehmen sie zusätzlich an wöchentlichen Veranstaltungen teil, z.B. einem Gebetskreis oder einer Hausgruppe, die sich reihum bei den Teilnehmern zuhause trifft, Gesprächsrunde, Gospelchor, Frauengruppe, und so weiter. Häufig sind Kinder auch in einer Jugendgruppe, Band etc. aktiv. Der Austauschschüler wird ohne Zweifel viel Kontakt mit dem Glauben der Gastfamilie bekommen.
Es gibt eine Reihe Austauschprogramme zwischen charismatischen Kirchen, so dass die Familie durchaus gleichgesinnte Schüler aufnehmen könnte. Wenn sie freiwillig Gastschüler aus anderen Ländern (und anderen Konfessionen) bei sich aufnehmen, sollte man eigentlich erwarten dürfen, dass sie die Teilnahme an religiösen Aktivitäten zwar anbieten, aber nicht zwingend erwarten.
Ich betone da EIGENTLICH, denn wie auch schon andere User vor mir hier geantwortet haben, hängt das von der jeweiligen Familie ab - es kann durchaus sein, dass die Familie keinerlei Erwartungen stellt und sich vom Tischgebet vor dem Essen nicht viel von Zuhause unterscheidet. Die meisten Pfingstler sind überraschend tolerant. Wenn er (oder sie) an hardliner gerät, kann es dagegen sein dass die Familie der Meinung ist dem Gast etwas Gutes zu tun (und sein Seelenheil zu retten) indem sie ihn aktiv missioniert. Ich persönlich finde das nicht ganz okay, aber bei uns sind solche begeisterten Seelenretter nun mal häufiger anzutreffen als z.B. bei den Katholiken.
Mal angenommen, der Austauschschüler landet in einer ganz durchschnittlichen Pfingstler-Familie (also weder halbherzig NOCH hardliner).
Der durchschnittliche Teenager findet beten zu jeder Gelegenheit (kranker Nachbar, kaputtes Auto, gutes Grillwetter...) irgendwie albern, und wird davon eher nicht so positiv beeindruckt sein. Sonntags in die Kirche gehen anstelle auszuschlafen wird ihn auch nicht von der Sache überzeugen, und Dinge wie kein Sex vor der Ehe und am Besten auch überhaupt kein/e Freund/in vor der Verlobung sind ebenfalls nicht die besten Werbeschilder bei Jugendlichen. (Kein Alkohol, keine Zigaretten, keine Drogen natürlich auch, aber das verbieten schliesslich die meisten Eltern ihren Teenagern, egal welcher Religion.)
Was Jugendliche dagegen schon beeindrucken könnte, ist der Elan mit dem die Pfingstler ihren Glauben angehen. Im Gottesdienst muss man nicht stillsitzen, es wird gesungen, geklatscht, häufig laufen Kinder durch die Gegend, und es macht den Gemeindemitgliedern sehr offensichtlich grossen Spass. Gute Laune ist ansteckend, Überzeugung ebenso. Wenn die anderen 15- oder 17-jährigen links und rechts mit erhobenen Armen ganz inbrünstig laut beten und sich dabei gar nicht blöd vorkommen, vermittelt das schon den Eindruck von Selbstsicherheit, die mancher Jugendliche noch nicht so richtig hat, aber gerne hätte. Ob das beeindruckt oder lächerlich wirkt, hängt von dem Beobachter ab. In dem Alter lassen wir uns von allen (un-)möglichen Sachen beeindrucken (oder auch nicht).
Ich würde mich mit dem Schüler vor der Reise gemeinsam ein wenig schlau machen - jemand hatte vor mir schon den Link zum BFP geschrieben, und vielleicht hat auch die Gemeinde der Gastfamilie eine webseite. Youtube hat vielleicht ein video aus einem Gottesdienst in der Pfingstkirche - was wir da machen ist ja nicht geheim. Wenn er/sie vorher schon etwas besser Bescheid weiss, kann er auch selber besser unterscheiden ob etwas, das erstmal komisch wirkt, zum normalen Gemeindeleben dazugehört, oder ob missioniert wird.
Im Grunde halte ich es für eine tolle Gelegenheit, einmal einen anderen Lebensstil kennenzulernen, und sich vielleicht auch mit anderen Leuten auseinanderzusetzen die ganz andere Vorstellungen haben. Sollte sich die Familie als Hardliner entpuppen (regelmässiger Kontakt nach Hause ist da unerlässlich für die Eltern des Jugendlichen) oder der Schüler fühlt sich mit der Familie oder der Religion nicht wohl, würde ich allerdings die Familie wechseln lassen.