In Wut und Stress verengt sich unsere Empathiefähigkeit und wir sagen Sachen, die wenn wir entspannt und damit unsere Empathiefähigkeit wiederhergestellt ist so nicht sagen würden. Das ändert natürlich nichts daran, dass das was wir sagen Verletzungen hervorbringt. Dein Freund interpretiert dein Verhalten (etwas nicht verstehen) als feindseeligkeit (du möchtest ihn provozieren). Da scheint mehr im Argen zu sein, als nur dieser Streit. Was denkt er über dich? Was frustriert ihn so sehr, dass er dir nicht mehr empathisch zugewandt ist? Was braucht ihr beide voneinander, damit ihr euch wieder empathisch zuwenden könnt?
Ja, natürlich. Menschen entwickeln sich weiter und nicht immer in die gleiche Richtung. Auch die Liebe entwickelt sich, anfängliche Verliebtheit kann sich in Liebe wandeln, die weniger intensiv, dafür aber oft tiefer und vertrauter ist. Dafür ist es wichtig, dass wir uns immer wieder aufeinander zu bewegen, im Austausch bleiben und uns nicht aus den Augen verlieren. Auch wenn unser Partner und die Beziehung nach 20 Jahren nicht mehr dieselbe ist wie am Anfang gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken, wenn ich die Augen aufhalte. Oft sterben die Gefühle, weil wir im Alltag uns aus den Augen verlieren und uns gegenseitig nicht mehr mitteilen, was uns bewegt und uns lebendig macht. Eine gute Beziehung lebt davon, dass ich mich immer wieder mitteile, was mich bewegt und in mir lebendig ist und so können wir auch nach 20 Jahren immer wieder etwas neues aneinander entdecken und einen gemeinsamen Weg gehen anstatt jeder still seinen eigenen aneinander vorbei.
Dies ist ein häufiges Problem in Partnerschaften. Es entsteht, wie Manja schon erläutert hat, wenn man Sex "über sich ergehen lässt" ohne wirklich Lust darauf zu haben. Dies kann sich dann bis zur Abneigung entwickeln, wenn man das häufiger macht. Guter Sex braucht Lust, ein aktives Zugehen aufeinander, wenn ich es erzwinge (ich selbst oder mein Partner) versiegt die Lust schnell und kann bis hin zu Abneigung umschlagen. Deswegen ist es wichtig, den Druck rauszunehmen. Erzähl deinem Freund von deinen Schwierigkeiten. Ihr solltet gemeinsam an einem Strang ziehen. Es ist nicht "dein Problem" sondern eine Schwierigkeit, die in "eurer Beziehung" auftritt, und die ihr nur gemeinsam lösen könnt. Ihr solltet die Dynamik unterbrechen und dich aus der Defensive herausholen. In meiner Praxis verordne ich den Menschen mit diesen Schwierigkeiten erst einmal ein Sexverbot um die Dynamik zu unterbrechen. Durch Masturbation kannst du wieder ein eigenes positives Verhältnis zu Sexualität finden. Finde heraus, was dir Lust macht. Und dann geh auf dein Partner zu. Das "sensate focusing" ist ein Programm mit dem du schrittweise wieder eine lustvolle Sexualität mit deinem Partner aufbauen kannst. Dabei bricht man das Sexverbot nach und nach in ganz kleinen Schritten und baut nach und nach eine neue gemeinsame Sexualität mit seinem Partner auf. Dies kann sehr lustvoll sein. Wichtig ist dabei, dass dein Partner dich nicht weiter unter Druck setzt sondern nur du den aktiven Part übernehmen darfst, damit du aus der Defensive, die zur Abneigung führt, herauskommst. Schau was dir Lust macht und was nicht. Und wo deine Grenzen sind und wie du sie deinem Partner mitteilen kannst.