Mein Freund und ich führen seit einem Jahr eine Fernbeziehung. Vorher lebten wir in derselben Stadt, aber er entschied sich zu gehen. Wir sehen uns meistens am Wochenende, in der Regel fahre ich zu ihm. Er arbeitet in der Veranstaltungsbranche, also ist er oft mal bis spät in die Nacht arbeiten und manchmal hole ich ihn dann ab.
Alles in allem haben wir wenig Zeit miteinander. Fernbeziehungen sind eigentlich gar nicht mein Ding, weil ich lieber jeden Abend neben jemandem einschlafe, aber da ich ihn schon liebte, als er ging, stellte sich die Frage gar nicht. Außerdem stellte er mich damals vor vollendete Tatsachen und was soll man dann schon noch sagen?
Nun hat er diese zwei Dinge, die über allen stehen - sein Lieblingsport und sein bester Freund. Letzterer kommt immer zuerst. Das heißt, er macht früher bei der Arbeit am Wochenende Schluss, wenn er ihn abholt. Neulich, als - wie schon oft vorgekommen - kurzfristig eine Veranstaltung doch am Wochenende stattfand und er da schon einen Männerabend in Planung hatte, wollte er sogar blau machen und eine Sauftour durchziehen. Ich fragte ihn sogar mal nebenbei, was wäre, wenn sein Freund eine Frau wäre. "Dann wäre ich wohl schon mit ihm verheiratet und dich würde es nicht geben".
Der Satz war schon ziemlich fies, vor allem, weil er ihn auch so meinte. Für mich hat er außerdem noch nie früher frei gemacht, auch wenn ich 4 Stunden allein auf ihn warten musste, und er würde im Leben nicht blau machen für mich, da sein Job ihm in diesem Fall - wie es eigentlich normal sein sollte in jedem Fall - wichtiger ist.
Sein Lieblingssport ist auch immer präsent. Ich weiß, er liebt ihn, aber er würde ihn am liebsten von morgens bis abends spielen und er gibt er oft das Gefühl, ich halte ihn davon ab.
Beides - der Sport und sein Freund - sind für ihn die absoluten Highlights. Wenn bei beidem irgendetwas ansteht, freut er sich Wochen oder sogar Monate vorher darüber. Wenn wir irgendetwas planen, redet er so gut wie gar nicht davon, vonwegen "Die Planung machst du schon" und währenddessen spricht er auch wieder sooo oft von seinen zwei Lieblingssachen.
Was mach ich denn nun bloß? Er will nichts hören von irgendwelchen Einwänden meinerseits. Er sagt, so sei er und die beiden wären wesentliche Teile von ihm. Wenn ich die nicht möge, könne ich gehen.
Ich mag sie nicht, aber ich liebe den Rest von ihm. Was mache ich denn jetzt? Ich will nicht immer die zweite, dritte, oder vierte Geige spielen...
Sorry für den langen Text! Ein Danke an jeden, der ihn wenigstens gelesen hat, und doppelte Dankbarkeit für jede Antwort und jeden Rat.