Ja, ja und nochmals ja.
Die Geräuschempfindlichkeit ist das größte Thema in meinem Leben.
Deswegen musste ich schon oft umziehen - weil ich die Geräusche der Nachbarn durch die Wand / von oben / von unten nicht mehr ertragen habe und oft nur noch mit Kopfhörern und Meditationsmusik in der eigenen Wohnung Dinge erledigen konnte, bei denen ich mich konzentrieren musste. Alles, was nur irgendwie ging, habe ich außerhalb der Wohnung erledigt oder zu Zeiten, wo die anderen geschlafen haben.
Draußen störten mich die Geräusche nicht, aber im Haus - weil sie blieben. Draußen fuhr mal ein Auto vorbei oder eine Frau mit schreiendem Kind oder sonstwas, aber - sie gingen vorbei. In der Wohnung, wenn unter mir laut telefoniert wurde, machte mich das wahnsinnig. Das ging zwar auch irgendwann vorbei, aber ich hatte keinen Einfluss darauf, wann, und ich konnte mich auch aus der Situation nicht zurückziehen. Es führte am Ende dazu, dass ich mit der letzten Bahn nachts um halb 2 heimkam (und auch dann noch Geräusche im Haus hörte: Plattenbau, warf einer die Tür drei Stockwerke tiefer zu, dröhnte es bis oben) und nachts nur noch mit Kopfhörern schlief.
Aus dem gleichen Grund bin ich seit vielen Jahren arbeitslos. Weil mich das massiv ablenkt, wenn andere im gleichen Raum mitarbeiten. Ich brauche z.B. nur eine Tomate zu schneiden, einer spricht mich an - und ich schneide mich in den Finger, weil ich nicht gleichzeitig zwei Dinge tun kann - mich auf die Arbeit konzentrieren UND mich unterhalten. Ich habe es mit Arbeiten versucht, wo ich allein sein kontne, fand aber nur Putzen und Zustellen. Beides habe ich in Nebenjobs zur Arbeitslosigkeit länger ausgeübt. Für eine Selbständigkeit fehlt mir Geld, Strukturierung und ein Plan.
Das sind meine Auswirkungen der Geräuschempfindlichkeit.
Diagnostizierte Aspergerin, Hyperakusis beidseitig.