Hallo,
wir leben auch in einer Patchworkfamilie. Bei uns ist es umgekehrt. Meine Söhne machten Probleme mit dem neuen "Papa". Also eher der Große, der war damals 8 und ist jetzt 10. Er war langer der Mann im Haus, als ältester Junge sozusagen. Als dann mein neuer Partner mit ins Spiel kam, hat ihm das garnicht gepasst. Er hat lange, lange Zeit versucht ihn auszuspielen (man muss sagen, er ist hochintelligent), hat Lügen erfunden oder Tatsachen so gedreht, dass mein Partner schlecht dastand. Als Mutter eines eigenen Kindes musst du wissen, dass man intuitiv erst einmal automatisch die Partei des eigenen Kindes ergreift. Sei darauf gewappnet, dass es deinem Partner auch so gehen wird. Ich möchte das jetzt auch nicht sehr lang ziehen, ich möchte dir gern ein Beispiel zeigen, das bei uns echt gut geklappt hat. Vielleicht kannst du das so weitergeben und den gewünschten "Klick-Effekt" bei der Kleinen erreichen. Ich sagte meinem Sohn Folgendes:
Schau dir deine eigene Hand an! Du hast fünf Finger. Um die Hand nutzen zu können, ist jeder dieser Finger notwendig. Du könntest nicht schreiben, wenn der Mittelfinger fehlen würde. Du könntest nichts richtig festhalten, wenn der Daumen fehlen würde. (ich habe dann mit allen Fingern so weitergemacht) So hat jeder einzelne Finger eine einzigartige Funktion. Stell dir mal vor, was wäre, wenn dein Daumen aufeinmal den Platz deines Ringfingers einnehmen würde. Das geht doch garnicht, oder? Keiner dieser Finger kann die Funktion eines anderen Fingers übernehmen, jedoch braucht deine Hand all diese fünf Finger, um als Hand zu fungieren. So, wie kein Finger seinen Platz mit einem anderen tauschen kann, bzw. seinen Platz einnehmen kann, so bist du auch ein Finger an der Hand deines Vaters. Deinen Platz kann und wird niemals ein anderer Finger einnehmen. Selbst wenn er wollte, würde er es nicht können. Du bist einzigartig! Damit dein Papa aber wieder eine ganze, vollfunktionsfähige Hand hat, möchte ich auch einen Platz als Finger bei ihm einnehmen. Wir könnten dann gemeinsam etwas Tolles auf die Beine stellen.
(Ich habe das jetzt mal in der Form von dir geschrieben und auf deinen Partner bezogen). Ich würde für dieses kleine, aber wirkungsvolle Gespräch wirklich eine schöne Situation aussuchen, in der ihr beide alleine seid. Vielleicht beim Spielen oder Malen oder in der Werbung wenn ihr einen schönen Film zusammen schaut. Sei dir sicher, dass ihre ganze Aufmerksamkeit deinen Worten gehört.
Auch heute noch, versucht mein Großer manchmal seinen "Papa" auszuspielen, aber die Abstände sind viel seltener geworden als früher und die Akzeptanz von meinem Sohn ist auch größer geworden.
Kinder aus Trennungen werden immer einen kleinen Schmerz in ihrer Brust spüren. Auch ich war ein Trennungskind. Man ist immer geprägt von der Zeit, als Mama und Papa noch zusammen waren. Jedes Kind WILL eine Bilderbuchfamilie. DAs bedeutet Mama, Papa, Kind. Das Bilderbuch Mama, Stiefpapa und Kind kennen sie noch nicht und alles, was man nicht kennt, ist einem fremd.
des Weiteren kannst du ihr noch Folgendes erklären: Andere Kinder werden nur von einer Mama und einem Papa geliebt. Eventuell noch von zwei Omas und zwei Opas. Du aber hast eine Person mehr, die dich lieb hat, nämlich mich.
So kannst du ihr den Kontakt mit dir etwas schmackhaft machen.
Für alles andere musst du dir einfach Zeit lassen. Über kurz oder lang wird es irgendwann. Wir werden von einem Therapeuten betreut (meine Jungs haben ADS) und auch mit ihm haben wir über das Thema gesprochen. Patchworkfamilien müssen zusammenwachsen, während "normale" Familien quasi seit Geburt der Kinder zusammen sind. Die Kinder kennen es nicht anders.
Stell dich als Freundin dar und stell dich auch mal gemeinsam mit der Kleinen gegen ihren papa, wenn sie ins Bett soll oder sonst was. Das schafft Vertrauen in dich.
Ich drück euch die Daumen! Kopf hoch und niemals aufgeben. Denk daran: Erfolg bedeutet einmal mehr aufzustehen, als hinzufallen.
Liebe Grüße!
Supermama