Eins vorweg: Ich bin evangelisch und habe Theologie studiert (auch katholische). Und trotz meiner Neigung zum Ökumenischen mache ich keinen Hehl daraus, dass mir die Marienfrömmigkeit der katholischen Kirche sehr zuwider läuft.
Als Evangelische sagen wir "sola scriptura", d.h. es muss alles aus der Bibel begründet sein. Aber die Bibel ist kein historisches Dokument, sondern eine Ansammlung von Glaubensaussagen auf dem Hintergrund der jeweiligen Zeit. Deshalb haben wir nicht nur ein Evangelium, sondern vier (Und es gibt sogar noch mehr, die aber bei der Kanonisierung ausgeschlossen wurden).
Was heißt das jetzt bezgl. der Frage nach der Marienverehrung? Nun, schaut man auf das älteste Evangelium (Markus), fällt auf, dass es hier keine Geburtsgeschichte (mit vorheriger Ankündigung eines Engels) gibt. Im Gegenteil, das Evangelium startet mit der Vita Jesu. Und hier spielt seine Mutter Maria eher eine negative Rolle. Sie hält ihn nämlich "von Sinnen" (Mk 3,21). Und auch seine Verwandtschaft sowie das Umfeld scheinen nicht viel von seinem Wirken gehalten zu haben (Mk 6,3 ff.). Von wegen Anbetung Jesu...
Wenn ihn tatsächlich eine Maria angebetet hat, war es wohl Maria Magdalena, die ihm ja wohl auch gefolgt ist.
Wie hat es dann die Mutter geschafft, so präsent zu werden? M.E. hat das mit dem hellenistischen Gedanken der Jungfrauengeburt zu tun. Die aber hat gar nichts mit dem jüdischen Denken zu tun. Und Jesus hatte nachweislich mehrere Brüder und Schwestern. Wie soll Maria da Jungfrau geblieben sein?