Ich glaube über diese Frage könnte man einen ganzen Roman schreiben:) Dennoch will ich versuchen, dir einen Anstoß zu geben und hoffe es ist nicht zu lang:
Unsere Gefühlswelt hat viel mit unserer Entwicklung und unseren Erfahrungen zu tun. Babys geht es dabei in erster Linie um die Bindung zur Mutter und um Bedürfnisbefriedigung, Emotionen wie Scham oder Stolz existieren da noch nicht. Auch ist unsere Emotionsentwicklung kulturabhängig und hängt davon ab, wie wir sozialisiert wurden.
Der Mensch strebt wie jedes Lebewesen nach Bedürfnisbefriedigung, dabei können sowohl befriedigte als auch unbefriedigte Bedürfnisse Emotionen auslösen, wir lernen nach und nach, diese zu regulieren und zu kontrollieren (Kinder können das noch nicht in dem Maße wie Erwachsene, sie haben dazu auch gar nicht die kongitiven Möglichkeiten).
Was sagen einem also die Gefühle? Gefühle entstehen, indem du einen Umweltreiz zunächst wahrnimmst, ihn dann BEWERTEST was schließlich zur Auslösung des Gefühls kommt. Nun wie gesagt haben wir gelernt (vielleicht auch etwas zu viel) unsere Gefühle zu kontrollieren bzw. zu regulieren, dadurch ist ein Zusammenleben möglich, denn wenn jeder nur noch nach seinen individuellen Bedürfnissen strebt, klappt das nicht mehr so gut.
Hier kommt dein Verstand ins Spiel, er sagt dir auf eine nüchterne Weise was zu tun ist bzw. vergleicht dein Bedürfnis mit den Normen deiner Kultur, es ist völlig normal wenn beides kollidiert denn oft bejaht er die Dinge, die deinem Bedürfnis widerstreben. Maslow gibt als Grundbedürfnisse Nahrung, Schlaf, Wasser, Sex etc. dann die Sicherheit, dann die sozialen Beziehungen und schließlich Individualität und Selbstverwirklichung als oberstes Ziel an. Diese kollidieren aber auch oft mit Bedürfnissen anderer.
Wie du schon richtig sagst, kann das Gefühl durch deine Interpretation verfälscht werden, Interpretation heißt nichts anderes als den Reiz mit den Vorerfahrungen zu vergleichen und so zu einem Schluss zu kommen, das führt oft zu Vorurteilen, ist aber auch überlebenswichtig, denn sonst müssten wir alles immer wieder neu lernen. Wenn ich etwas als Gefahr interpretiere, rettet mir das das Leben, der Verstand hat da nix zu sagen, bedroht mich jemand mit einer Waffe und ich handel in Notwehr, ist es meinen Hormonen realtiv schnurz ob ich nach bestimmten Dogmen oder ethisch korrekt handel, mein Leben ist schließlich in Gefahr.
Soviel für`s erste. Wichtig ist, die jeweilige Situation in der du dich befindest genau zu analysieren und dass du dich deiner Bedürfnisse und Gefühle bewusst bist. Aber ich glaube, das gelingt dir ganz gut weil du dich eh schon mit dieser Thematik befasst. Übrigens ein wichtiger Aspekt der Kommunikationslehre, denn wir haben nie gelernt, das auszudrücken was wir fühlen und was wir möchten, wir reagieren im Streit (also bei Gefahr) aggressiv um uns zu schützen, doch so versteht uns unser Gegenüber nicht oder nur sehr selten.