Konflikte und Auseinandersetzungen bis zu einem gewissen Grad sind normal. Es ist wichtig für die Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit, den eigenen Standpunkt zu finden und zu vertreten und dabei die sozialen Fähigkeiten zu stärken.
Doch Mobbing ist ein ausartendes, unkontrolliertes Gruppenphänomen, das über einen längeren Zeitraum von anhaltenden Erniedrigungen, Beleidigungen, Schikanen, Angriffen und Ausgrenzungen gekennzeichnet ist.
Oft ist den „Tätern“ nicht bewusst, welche Folgen ihre Handlungen haben. Die „Opfer“ leiden oft über Jahre massiv unter der Situation. Ihnen wird oft eine Mitschuld an dem Zustand gegeben. Wer von Mobbing betroffen ist, versucht sich mit diversen Verhaltensstrategien dagegen zu wehren: Ignoranz, Ertragen, Angriff oder Flucht, Verhandeln sind oft wirkungslos oder fachen die Situation noch an. Langwieriges Mobbing kann psychische Veränderungen und Veränderungen der Persönlichkeit hervorrufen (Gewaltfantasien, Selbstverletzungen oder Suizidgedanken).
Vielfach fühlt man sich allein, weil im Umfeld keiner wirklich weiß, wie Du Dich fühlst und Deine Situation einschätzt. Mobbing bleibt oft unentdeckt, da niemand ein „Verräter sein möchte“ und oftmals Angst mitspielt „der Nächste“ zu sein.
Ein erster Schritt in Richtung Lösung ist erst einmal Klarheit für Dich in die Situation zu bringen:
- Was macht die Situation und Person mit mir?
- Wie fühle ich mich?
- Was kann ich konkret tun, um die Situation zu ändern?
- Was habe ich bereits getan?
- Wo habe ich das im Kleinen schon mal geschafft und was genau habe ich da gemacht.
- Was kann ich konkret tun, um mich in anderen Situationen, anderen Tätigkeitsfeldern aufzubauen. Mir ein Umfeld zu schaffen, in dem ich mich geborgen und wohl fühle und mich nicht in Frage stelle? (Hobby, aktive Freizeitgestaltung mit Freunden)
Im 2. Schritt: Wer kann mich unterstützen und wie?
Bei starken Mobbing sind Hilfen von Außen oft der einzige Weg, um das Opfer zu unterstützen. Das Sozialgefüge der Mobbinggruppe muss sich verändern, was von selbst nicht geschehen wird, da jeder in seiner Rolle verharrt und Verhaltensweisen ohne zu hinterfragen fortgeführt werden. Selbst Schulwechsel sind in der heutigen Zeit der digitalen Vernetzung keine Garantie für das Ende der Situation.
Wichtig ist hier eine Person zu finden, die von allen respektiert wird und die Situation in der Gruppe offen anspricht. Sie sollte Empathie zwischen den Konfliktparteien fördern und beide Standpunkte der Opfer und Täter helfen zu kommunizieren. Ziel ist es, dass sich die gegnerischen Parteien in die Situation des jeweils anderen hineinversetzen sollen: Die „Täter“ sollen den psychischen Druck, die Gefühle, inneren Konflikte der vom Mobbing betroffenen Opfer verstehen und reflektieren, um Empathie herzustellen. Die Opfer stärken damit ihre Fähigkeit, sich durch offene Kommunikation und entschlossene Körperhaltung aus solchen Situationen zu befreien.
Seitens der Täter sollen gruppendynamische Prozesse offengelegt werden und Möglichkeiten aufzeigen, wie „Mitläufer“ oder unbeteiligte „Beobachter“ ihre Zivilcourage stärken und den Opfern helfen können.
Da solche Lösungsprozesse im Schulalltag kaum Platz finden, aber dennoch wichtig sind, sollten andere Zeiten wie „Besinnungstage“, „Tag der Orientierung“, Streitschlichterschulungen oder auch „Frühwarnsysteme“ etabliert werden.
Einzelgespräche zwischen Schülern und Vertrauenslehrern, Schulpsychologen oder auch lösungsfokussierten Beratern sollten in jedem Fall sehr zeitnah stattfinden, um schnelle Gegenmaßnahmen zu ergreifen und ein Aufschaukeln der Situation zu vermeiden.
Außerhalb der Schule gibt es zur Entwicklung persönlicher Lösungsstrategien auch Einzelgespräche und psychologische themenbezogene Beratungen. Gern auch bei mir: https://silkebaumann.de/kontakt
Austausch mit Gleichgesinnten:
Gezwungenermaßen musste mich mit dem Thema sehr ausführlich auseinandersetzen, um die Zusammenhänge zu verstehen:
Mein ältester Sohn hatte seit dem Kindergarten einen "besonderen Freund", der ihn immer wieder ärgerte. Als mein Sohn sich mit Unterstützung von mir zur Wehr setzte wurde meine ältere Tochter von diesen „Freund“ gedemütigt und ständig schikaniert. Lange litt sie unter der Situation, ohne groß davon zu erzählen. Erst als körperliche Angriffe und auch die Anzahl der Täter zunahmen, erzählte sie davon. Sie war lange Mobbing-betroffene nach dem ersten Schulhalbjahr im Gymnasium. Nachdem sie sich ein halbes Jahr täglich vor Schulantritt erbrochen hatte und auch mehrere Gespräche sowohl mit dem Klassenleiter (der mir klar zu verstehen gab, er ist die falsche Adresse, seine Überstunden als Klassenleiter würden nicht bezahlt) als auch mit dem Vertrauenslehrer nichts brachten, wechselten wir die Schule.
Um keine falschen Hoffnungen zu wecken, bekam meine Tochter vom Kampf um den Schulwechsel nichts mit. Doch als ich endlich nach etlichen offenen Gesprächen und Überzeugungsversuchen das OK des Schulleiters hatte und die Abmeldung aus der alten Schule bestätigt war, konnte ich meine Tochter nach der Schule mit den Worten: „Dies ist der letzte Tag in dieser Schule gewesen. Nach den Osterferien bist Du in einer neuen Klasse in einer neuen Schule.“ in die Arme nehmen und aus den Alptraum befreien.
Mit der neuen Lehrerin stand ich in den ersten Wochen eng in Kontakt. Sie gab mir Tipps, wie mein Kind sich entwickelte und was sie tun kann, damit sie schneller in das neue Klassengefüge aufgenommen wurde. Die Anregungen sprachen wir mit unserer Tochter ab und suchten gemeinsam nach für sie stimmigen Umsetzungsschritten-mit Erfolg.
Sie schloss die 10. Klasse als Klassenbeste ab, absolvierte mit Erfolg ihr Abitur und studiert nun sehr selbstbewusst und engagiert Automatisierungstechnik.
Hier halfen wirklich nur das Herausnehmen aus der Situation, die enge Zusammenarbeit mit dem neuen Klassenleiter und das unterstützende und wohlwollende Familienumfeld.
Bei meiner 2. Tochter habe ich selbst in ihrer 6. Klasse ein Konflikttraining zum Thema Mobbing erfolgreich und mit positiven Feedback (sowohl von den Schülern (Täter und Opfer) als auch von der Lehrerin) durchgeführt. Hierbei gab es mehrere Opfer und eines davon hatte schon Suizidgedanken. Die Eltern waren sehr verängstigt und sorgen sich um ihre Kinder und die Lehrer standen der Situation machtlos gegenüber. Ich erstellte nach mehreren Gesprächen mit der Lehrerin ein Konzept für ein Ein-Tages-Training zusammen, stellte es an einem Elternabend vor und führte dies im Rahmen eines Thementages in einer Sporthalle unter Nutzung diverser Rollenspiele und Bewegungsspiele, Diskussionen und Gruppenarbeiten durch. Ziel dabei war es, das Verständnis füreinander aufzubauen, Hintergründe zu beleuchten und zu lösen. In der Plenumsarbeit unterhielten sich die Konfliktparteien miteinander, tauschten sich aus und fanden gemeinsame Lösungsschritte. Auch Mitläufer positionierten sich. Nach Rückmeldung der Schüler und Lehrer hatte sich hatte sich das Verhalten der Täter, nachdem sie ihre Auslöser für ihre Handlungen wiederholt reflektiert hatten, erheblich verbessert. Die Klasse wuchs wieder zusammen und die Beziehungen untereinander verbesserten sich. Die Kinder arbeiteten offener, sprachen sehr zeitnah Konflikte oder Missstände offen an, forderten Lösungszeiten bei den Lehrern ein und suchten ohne Anklage gemeinsam nach Lösungen.
Das Thema Mobbing ist auch im Berufsleben präsent:
Ich bin lösungsfokussierte psychologische Beraterin und helfe Menschen auch beruflich, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und Konflikte souverän und nachhaltig zu lösen.
Auch in meinen lösungsfokussierten Personalberatungen und Teamentwicklungen wird dieses Thema regelmäßig bearbeitet.
Im Zusammenhang mit der Früherkennung und zum Selbstschutz in Führungsrollen greife ich das Thema ebenfalls auf.
Gern kontaktiere mich für ein kostenfreies Gespräch, bei dem wir sehen können, wie ich Dich unterstützen kann. (https://silkebaumann.de/kontakt)
Viel Erfolg und lass Dich nicht unterkriegen, Silke Baumann