Dein Beratungstermin ist offensichtlich ungenügt abgelaufen. Das ist sicher gut so, weil Du offenbar noch gar nicht bereit warst für solch ein Gespräch, das übrigens sehr anspruchsvoll ist für den Kunden wie auch für den Berater (wenn er es wirklich richtig macht und nciht auf den schnellen Produkteverkauf aus ist). Ich bin seit kurzem pensioniert und war früher als Kundenberater auch für Altersvorsorgegespräche zuständig und später als Filialdirektor auch für die entsprechende Schulung meiner KundenberaterInnen.
Sich mit der Altersovorsorge auseinanderzusetzen sollte im Standardfall (Angestelltenverhältnis, keine Vermögenswerte die überdurchschnittlich sind) spätestens im Alter 50 (plus/minus) erfolgen.
Zuerst musst Du Dir im Klaren werden, was erwarte ich eigentlich vom Alter und wie möchte ich mein Rentnerdasein gestalten (bis dahin ohne Beachtung deiner Finanzdaten).
Danach solltest Du überlegen, wieviel Geld so ein Leben etwa kosten könnte. Mache Dir ein Ausgabenbudget, je detaillierter desto besser und unterscheide dabei zwischen zwei Gruppen, a) zu was habe ich keinen oder äusserst geringen Einfluss und b) welches sind die von mir beeinflussbaren oder flexiblen Aufwendungen. Addiere die Ausgaben (die beiden Gruppentotale) und stelle Sie mal Deinem heutigen Einkommen entgegen. Wenn die Ausgaben schon heute massiv höher sein als Dein heutiges Einkommen dann musste über die Bücher was Dein Ziel über die Verbringung des Rentenalters anbelangt. Bist Du ungefähr auf dem Niveau Deines heutigen Einkommens geht es einen Schritt weiter.
Die Bestimmung des künftigen Einkommens (Renten und übrige Erträge) wird der nächste Schritt sein. Für diesen empfehle ich Dir Fachleute in Anspruch zu nehmen, die können von Versicherungen aber auch von Banken angestellt sein. Nimm mit mehreren Kontakt auf für ein unverbindliches Beratungsgespräch. Erkläre ihnen Deine Zielsetzung, Dein vermutliches Ausgabenbudget und verlange eine Beratung über die zu erwartenden Einkommen und wie Du diese beeinflussen kannst. - Aber lass Dich auf keinen Fall jetzt schon zu irgend einer Unterschrift verleiten, auch wenn es logisch oder überzeugend tönt. Lass Dich aber auch nicht entmutigen, falls es negativ tönt.
Nachdem Du die Zeit von mind. 3 Beratungsgesprächen investiert hast (die Berater übrigens auch, aber der Konkurrenzkampf ist gross und deshalb werden diese Geduld üben müssen) wirst Du ein Gefühl für Deine Situation erhalten. Dabei wirst Du Dich sicher beii dem einen oder anderen Berater besser verstanden wissen. Fasse die Erkenntnisse aus den drei Besuchen für Dich zusammen und notiere Dir, was für Dich nun wirklich sehr wichtig ist, was Du allenfalls noch nicht verstanden hast und was für offene Fragen Du sonst noch hast.
Mit diesem Spick kannst Du dann den Berater, der mit seinen Inputs und der persönlichen Ausstrahlung dich am meisten überzeugt hat nochmals um ein unverbindlches Beratungsgespräch bitten. Unterschreibe aber immer noch nichts. Mit den Erkenntnissen aus diesem zweiten Gespräch willst Du vielleicht noch einen anderen Berater um seine Stellungnahme und Lösungsvorschläge anfragen. Tue das, immer mit der Transparenz, dass Du Dich noch für Nichts entschieden hast und weiterhin ein rein informelles Gespräch suchst, diesmal aber etwas konkreter. - Wiederhole das Ganze bis Du zu 60 - 80% klar siehst in welche Richtung es gehen wird.
Erst dann entscheidest Du Dich für einen Berater und gibst ihm den Auftrag für Dich eine "Finanzplanung" für das Rentenalter mit Varianten zu erstellen. Diese Finanzplanung darf durchaus etwas kosten (das musst Du Dir bewusst sein). Und erst nach Vorliegen der detaillierten Finanzplanung wirst Du aufgrund der Vorschläge aus dem Finanzplan Dich für irgendwelche Produktabschlüsse entscheiden.
Es braucht also Zeit, viel Zeit auch von Dir und Deine Bereitschaft, alle Deine finanziellen Grundlagen zusammenzutragen und dem Berater zu übergeben, damit er Dir einen echt persönlichen Finanzplan erstellt. Mit diesem Vorgehen wärst Du gut beraten.
Aber vergiss nicht, ein Finanzplan ist nur ein Hilfsmittel, um die aktuelle finanzielle Situation mit den Erwartungen der Zukunft einmal zu visualisieren und um beizutragen, die notwendigen Entscheidungen bis zur Rente etwas abgestützter vorzunehmen.
Viel Erfolg.
2.11.2013/Schwyzerörgeli