Hm... eine Freundin zu therapieren ist für einen Laien natürlich nicht möglich (und auch auf professioneller Ebene ist man stets darum bemüht, einen Therapeuten ohne private zwischenmenschliche Beziehung zu dem Patienten zu finden, ansonsten ist eine vernünftige Therapie nicht möglich).
Besonders gut ist außerdem Leylakinds Rat, dass du auch weiterhin eine gute Freundin sein sollst.
Nicht einverstanden bin ich dagegen mit Leylakinds harten Abgrenzung "Was soll ich tun? - Verweise sie auf den Psychotherapeuten!". Auch wenn du deine Freundin nicht therapieren kannst und dein Selbstschutz* keinesfalls vernachlässigt werden darf, kannst du immer ein offenes Ohr für deine Freundin haben, dich nach Kräften um sie kümmern, für sie da sein, ggf. Fragen beantworten oder aber es auch offen ansprechen, wenn du keine Antwort weißt, sie in den Arm nehmen (Oxytocin, Dopamin und Serotonin werden bei Körperkontakt ausgeschüttet und wirken stimmungsaufhellend, stressreduzierend und als natürliches Antidepressivum) bzw. sie umarmen/mit ihr kuscheln und sie trösten. Du kannst ihr ganz einfach zeigen und vermitteln, dass sie dir etwas bedeutet, dass du dir Zeit für sie nimmst und sie nicht im Stich gelassen wird. Das ist bei einer klinischen Depression und besonders bei Suizidgedanken unglaublich wichtig!
((Das ist alles weit mehr als nur "auskotzen", denn dafür reicht auch ein x-beliebiger Gegenstand und ein Selbstgespräch bzw. im Zweifel die Toilette^^))
Dabei musst du nicht warten, dass sie dich um ein Treffen/aktive Hilfe bittet (vielleicht ist diese Bitte für sie aufgrund ihrer Depression gar nicht machbar). Diese Fürsorge kann auch von dir ausgehen, du kannst sie z.B. regelmäßig besuchen und Zeit mit ihr verbringen (mit Fingerspitzengefühl, eine depressive Person kann vieles nicht machen, was ein gesunder Mensch kann, da ihr einfach die Kraft dafür fehlt). Ein gemeinsamer Nachmittag auf der Couch mit einer Tüte Chips und eurem Lieblingsfilm würde beispielsweise dafür sorgen, dass sie nicht alleine ist und in deiner Nähe ganz sicher auf andere, positive Gedanken kommt. Gleichzeitig würdest du einen schönen Nachmittag mit deiner Freundin verbringen und ihr Halt geben, ohne auch nur irgendeinen Funken Ahnung von psychotherapeutischen Vorgehensweisen zu haben.
Höre einfach auf dein Herz und handle, wie du es für richtig befindest! :)
Klar ist (und muss immer sein), dass sie ihre Last allein tragen muss und auch alleine lösen muss. Das kannst du ihr nicht abnehmen, das ist in solchen Situationen generell unmöglich. Sofern man aber die Kräfte hat - man beachte, dass Empathie oder gar Mitleid etwas ganz anderes als tatsächliche Stärke oder Kraft ist - kann man die Person stützen und es ihr so ermöglichen, ihre Last zu tragen und nicht unter ihr zusammenzubrechen.
Kleiner Tipp: Manchmal ist es besser, einfach nur zuzuhören (wenn man die richtigen Worte nicht findet, dann sagt man einfach nichts sondern geht zu der Person hin und nimmt sie in den Arm). Das ist nicht immer machbar, aber dennoch sollte man versuchen, dass so oft wie nur irgendwie umzusetzen.
Deine Anwesenheit oder gar freundschaftliche körperliche Nähe können deiner Freundin sehr helfen. Durch ihre Depression wird sie sich vermutlich immer weiter zurückziehen und soziale Kontakte reduzieren. In der Folge wird dadurch die Anzahl der tröstenden Arme ebenfalls geringer (an ihre Eltern wird sie sich nicht wenden wollen/können, das Vertrauen zu dir ist von der Art her ein ganz anderes als das zu ihren Eltern). Die bei den Berührungen ausgeschütteten Hormone und Neurotransmitter können äußerst positive Auswirkungen haben: Nicht umsonst ist Dopamin als Glückshormon im Volksmund bekannt (Dopaminrezeptoren werden u.a. von berauschenden Drogen stimuliert); Oxytocin - das weithin bekannte Vertrauens- und Bindungshormon - spielt eine wichtige Rolle bei der Bindung zwischen Eltern und Kind und ist in jeder engen Freundschaft und Beziehung zu finden; Serotonin ist ein weiterer wichtiger Neurotransmitter - das Medikament Sertralin (Antidepressivum) beeinflusst beispielsweise die Serotoninrezeptoren und wird unter anderem gegen posttraumatische Belastungsstörungen und Depressionen eingesetzt.
Höre also auf dein Herz, sei für deine Freundin nach Kräften - nicht mehr, aber auch nicht weniger - da und habe etwas Mut. Es wird verdammt schwer (vielleicht merkst du das erst in 1-2 Monaten, vielleicht aber auch schon morgen). Es wird auch Tage geben, an denen du hart geprüft werden wirst oder gar nachsichtig und geduldig sein musst. Aber du kannst ihr helfen, durchzuhalten und in den nächsten Monaten ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen, wenn du etwas Mut und Willen reinsteckst. Höre auf dein Herz und mach einfach! Je weniger du redest und je mehr du machst/für sie da bist, desto weniger machst du falsch und desto mehr erreichst du :)
Von Herzen alles Gute! 👍🍀
Schnaps :)
*Selbstschutz bedeutet, seine eigenen Grenzen zu berücksichtigen, sich nicht zu viel zuzumuten und ggf. sich selbst Rat bei einem Experten zu holen (bitte übernehme dich nicht, dass hilft weder dir noch deiner Freundin).