Medizinstudium abbrechen?

Hallo miteinander,

ich studiere aktuell Medizin im 2. Semester und muss mir leider einfach mal die Frustration von der Seele reden. Mein Abitur habe ich mit 1,0 bestanden und dementsprechend dann auch direkt im Anschluss einen Studienplatz bekommen, doch bereits seit dem ersten Semester macht mich das Studium unglaublich unglücklich. Während meiner Schulzeit musste ich zugegebenermaßen nie wirklich lernen um gute Noten zu bekommen, aber der Umfang und auch die wenig interaktive Vermittlung des Stoffes an der Uni (besonders jetzt im Online-Semester) führt einfach dazu, dass ich komplett überfordert und unglücklich bin.

Ich kann meine Freizeit kaum noch genießen weil der Dauerstress sich stets auf Testate vorbereiten zu müssen mich so belastet und ich mir ständig einrede, dass ich jetzt besser etwas für die Uni machen sollte. Die Klausuren & Testate habe ich bis jetzt zwar alle bestanden, aber richtig glücklich war ich darüber auch nicht, denn nach der Prüfung ist bekannterweise vor der Prüfung.

Medizin finde ich durchaus spannend, aber so blöd es klingt, das Medizinstudium eben nicht. Zudem kommt auch noch familiärer Druck, denn ich komme aus einer Ärztefamilie und möchte dementsprechend auch nicht enttäuschen, insbesondere da z.B. mein Vater mir entgegen meines Wunsches erst mehrere Lehrbücher gekauft hat, die ja auch nicht günstig sind. Außerdem bin ich natürlich auch irgendwo Stolz den Studienplatz bekommen zu haben, und möchte das ganze nicht einfach so wegwerfen.

Mein Problem ist, dass ich scheinbar einfach ungerne im klassischen Sinne "lerne" und die Motivation dazu durch den enormen Druck nur noch weniger wird. Allerdings scheint mir das aber auch gleichzeitig paradox, denn ich habe Schule und Unterricht geliebt und Gymnasialunterricht wird ja auch eher zugesprochen sehr theoretisch zu sein.

Ich denke mal, dass alle Studiengänge mit einem gewissen Lernaufwand verbunden sind, weshalb ich auch schon in Erwägung gezogen habe, es mit dem studieren ganz sein zu lassen und stattdessen eine Ausbildung zu machen. Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass mir der Arztberuf selbst Freude machen wird (ich mochte z.B. das Pflegepraktikum sehr gerne), aber das Studium dahin tut dies eben gar nicht.

Ich würde mich einfach mal über andere Perspektiven und ggf. Ratschläge freuen, da es leider kaum jemanden gibt mit dem ich das Thema sonst besprechen könnte. Auch wenn jemand vielleicht eigene Erfahrungen hat würde mich das sehr freuen

Danke!

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Mir geht es so ähnlich wie dir. Ich war in der Schule schon sehr faul und habe auch öfter mal geschwänzt. Wirklich gelernt habe ich eigentlich kaum. Da ich fast immer gute Noten geschrieben habe, hat mich das leider auch darin bestärkt so weiter zu machen. Habe mein Abi dann mit 1,7 abgeschlossen und nun nach drei Jahren einen Studienplatz erhalten (bin jetzt im 2. Semester).

Ich habe mir immer eingeredet, dass ich im Studium dann schon fleißiger werde. Gerade Medizin hat ja leider deutlich mehr mit Fleiß, Disziplin und Auswendig lernen zu tun als mit Intelligenz. Nunja ich habe schnell gemerkt dass meine Faulheit bestehen blieb und ich die ersten Monate außer Vorlesungen gucken und an den Seminaren teilnehmen nicht viel gemacht habe. Die Rechnung kam dann zur Klausurenphase. Vorlesungen gucken heißt nicht automatisch den Stoff zu behalten und so hatte ich auf einmal genau zwei Wochen Zeit die gesamte Histologie + Anatomie (Bewegungsapparat) vor den Prüfungen zu lernen. Das war die stressigste Zeit in meinem gesamten Leben. Ich war von morgens Früh bis Nachts am lernen, hatte Schlafstörungen und war nur noch am Verzweifeln. Danach gings gleich weiter mit Biologie, Chemie und Physik. Ich muss auch ganz ehrlich zugeben, dass wenn einige Klausuren nicht online gewesen wären es sehr eng mit dem Bestehen geworden wäre.

Das ganze hat mir jedenfalls die Augen geöffnet wie wichtig es ist, von Anfang an mitzumachen und zu lernen. Das wichtigste jedoch ist, dass man eine GUTE LERNMETHODE findet, denn mit der richtigen Lernmethode kann man den Lernprozess deutlich vereinfachen!

Ich zum Beispiel habe angefangen mir parallel zur Vorlesung (bei uns zum Glück asynchron) Fragen samt Antwort zu den Inhalten der Vorlesung aufzuschreiben. Aktuelles Beispiel Neuroanatomie: Wie ist der Isokortex histologisch aufgebaut? Als Antwort habe ich dann ein Bild mit den sechs Schichten samt typischen Zelltypen sowie die Funktion der Schichten. Ich versuche generell sehr viel mit Bildern zu arbeiten, da ich mir diese am besten einprägen kann.

Zeitlich brauche ich etwa für eine Stunde Vorlesung zusätzlich eine Stunde fürs aufschreiben. Na klar mag dass erstmal viel wirken bei 4 Stunden Vorlesungen täglich, aber damit ist der größte Teil auch schon getan. Ich gehe die Fragen nun nach der Spaced Repetition Methode durch, nämlich einmal am nächsten Morgen, dann nach drei Tagen, dann nach einer Woche, dann nach vier Wochen usw... Wichtig hierbei: Nicht sofort die Antwort nachgucken sondern wirklich erst selbst die Antwort überlegen und am besten auch laut reden. So wie wenn du in einer mündlichen Prüfung etwas erklären sollst. Dadurch merkst du sofort wo bei dir noch Schwachstellen sind und kannst den Stoff auch viel besser behalten.

Du wirst erstaunt sein, dass du fast alles behalten kannst und weißt, obwohl du den Stoff vielleicht nur 2-4 mal wiederholst. Das liegt einfach daran, dass das Gehirn sich den Stoff allein durch immer wiederholtem durchlesen von Büchern oder anschauen von Vorlesungen einfach kaum etwas speichern kann, durch das sogenannte "Active Recall" hingegen schon.

Natürlich ist das Studium trotz guter Lernmethode immer noch extrem Zeitaufwendig und man hat neben vier Stunden Vorlesungen von Montag bis Freitag auch noch drei bis vier Seminare in der Woche die teilweise bis 19 Uhr Abends dauern, aber es nimmt einem schon einmal sehr viel Stress.

Ich habe vor dem Studium eine Ausbildung zum Operations-Assistenten gemacht und habe da schließlich auch jeden Tag von 7 - 15 Uhr gearbeitet. Ich versuche das Studium da auch so zu sehen wie ein 9to5-job. Das Problem ist, dass man sich beim Lernen immer wieder ablenkt oder ineffektiv lernt, sodass man das Gefühl hat man lernt ewig. Wenn man sich allerdings wirklich 8 - 10 Stunden am Tag hinsetzt, das Handy ausschaltet und sich wirklich NUR aufs Lernen fokussiert, dann hat immer noch Freizeit am Abend übrig und kann sich mit anderen Dingen beschäftigen. Ich denke dass ist das aller größte Problem, dass man das Gefühl hat man lernt den ganzen Tag nur, dabei lernt man nur so ineffektiv und ist so abgelenkt, dass man die freie Zeit die einem am Ende des Tages bleiben würde schon zwischendrin verschwendet und so nie wirklich dass Gefühl hat mir gutem Gewissen mal abschalten zu können.

Denk auch immer daran: Nach dem Physikum wird es besser und praxisbezogener und viele berichten dass sie dann auch wieder mehr Freizeit haben. Du hast schon 25% der Vorklinik geschafft, da schaffst du auch noch die restlichen drei Semester! Denk einfach daran welche coolen Möglichkeiten du nach dem Studium hast. Viele werden dich später darum beneiden!

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Laut hochschulstart ist es vorallem wichtig, dass das Ehrenamt in einem medizinisch einschlägigen Bereich für mindestens 2 Jahre gemacht werden muss. Soweit ich weiß wurde das sonst nicht näher spezifiziert. Auf dem Nachweis sollte jedoch auch kurz aufgeführt sein um welche Tätigkeit es sich handelt und dann wird ggf. Im Einzelfall entschieden.

Sonst einfach mal dort anrufen und nachfragen. Ich konnte mir z.B. ein FSJ als Erste-Hilfe-Ausbilder und ein mehrjähriges Ehrenamt als Sanitätshelfer im Sanitätsdienst bei den Johannitern anrechnen lassen.

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Ich denke nicht, dass es da begrenzte Wartezeiten gibt. Es kann ja auch immer mal passieren, dass - aus welchen Gründen auch immer - der Prüfer verspätet zur Prüfung kommt. Ich bin vor der Prüfung auch etwa noch eine Stunde selbst gefahren. Wenn dich das lange Warten stört, kannst du vielleicht mit deinem Fahrlehrer darüber reden und es ihm sagen, ich denke nicht, dass er dir böse sein wird ;-)

Viel Erfolg bei der nächsten Fahrprüfung!

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