Hallo OnkelEmma,
ich würde meiner 6 Jahre jüngeren Version nichts auf den Zettel schreiben.
Als ich 10 Jahre alt war war ich ca. 80 Kilogramm schwer und hatte nur eine einzige Freundin. Ich war sehr burschikos und wurde von all meinen Klassenkameraden (bis auf 2 Mädchen) sehr stark gemobbt. Als ich dann mit 10 in die weiterführende Schule kam (Gymnasium) wurde leider vieles noch schlimmer. Ich hatte mir bewusst mit meiner Freundin das andere Gymnasium (es gibt in der Nähe 2) ausgesucht, zu welchem die anderen Schüler aus meiner ehemaligen Klasse nicht gingen, um dem Mobbing zu entfliehen: Ohne Erfolg :( Wenn ich z.B. auf dem Flur entlangging wurde gesungen: "Da rollte die dicke *** an..." (Kinder können manchmal richtig gemein sein) und wegen mir gab es damals viele Klassengespräche mit den Lehrern. Mein Zustand als Aussenseiter war jedoch nicht nur den Anderen verschuldet. Mein ohnehin schon leicht reizbares Naturell wurde von meinen Mitschülern soweit getrieben, dass ich regelrecht gewalttätig wurde. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle und verlor auch meine letzte Freundin. Dies ging ca. von der 1.Klasse bis zur 7. Klasse. Dabei wurde es immer schlimmer.
Ich arbeitete jedoch hart an mir und heute bin ich nicht nur wiedergewählte Klassensprecherin der 10. Klasse, sondern habe auch viele sehr gute und treue Freunde, die mich mögen trotz meiner verrückten Macken :) Ich bin heute eine der glücklichsten Personen die ich kenne und stehe immer für jeden hilfsbereit zur Stelle. Beispiele sind z.B. Selbstmordgedanken von 2 Mädchen meiner Klasse, viele viele Fragen zum Unterricht (bin recht gut in der Schule), mein soziales Engagement, Magersuchtprobleme einer Klassenkameraden, wenn meine Freundin mal wieder jemanden braucht mit dem sie über ihre bisexuelle Neigung sprechen kann..... Man sieht also, ich bin voll integriert und sie vertrauen mir :)
Ich glaube ich würde nichts daran ändern wollen, denn wenn man kleine Dinge des Lebens ändert, Momente, Augenblicke, Begegnungen etc. Verändert man alles was wir heute sind. Gerade die "schlechten" Erlebnisse machen uns doch zu dem was wir heute sind. Wenn ich nicht ständig wegen meinem Aussehen gemobbt worden wäre, dann wäre ich nicht jetzt 30 Kilo leichter (habe abgenommen :) ) und würde mich jetzt so gegen Mobbing (insbesondere von übergewichtigen) einsetzten. Oder wenn ich früher nicht so gewalttätig gewesen wäre und deshalb keine Freunde gehabt hätte, dann wäre ich heute nicht so "sozial veranlagt" und würde nicht helfen wo ich kann....
Deshalb würde ich meinem 10 jährigen Version meiner Selbst wahrscheinlich keine Nachricht mitgeben. Heute ist es alles gut wie es ist und ich würde nichts daran ändern wollen. Meine schlechten Erinnerungen haben mich zu dem gemacht was ich heute bin und das zu missen wäre mein Tod. Selbst mit der kleinsten Veränderung wäre ich nicht mehr ich.
Liebe Grüße
Romulus98