Ich, 40+, bin so erzogen worden, dass meine Bedürfnisse nicht zählen, die anderer jedoch um so mehr. Dementsprechend habe ich auch jahrelang immer Rücksicht auf meine beste Freundin genommen, obwohl die echt strange ist. Mache im Auto das Radio aus, wenn sie keine Musik hören will und dann selbst zu singen beginnt. Wenn sie ein Gesicht zieht, wenn ich mich im Restaurant auf dem Platz setze, wo sie eigentlich sitzen wollte, stand ich auf. Hörte mir stundenlang ihre Probleme an und stand selbst allein da, wenn es mir schlecht ging. Lief mit ihr durch die halbe Stadt, um Wasser zu kaufen, weil sie beim dönermann kein Getränk bestellen wollte. Fragt insgesamt zwölfmal ob sie meine Pommes probieren darf, auch wenn die noch nicht mal bestellt sind. Wird mit mir, von Luxemburg kommend, durch den Zoll kontrolliert und bedauert noch Jahre später, dass die nicht in ihren Koffer geguckt und das große jesusbild gesehen haben. Und so weiter....
Jetzt habe ich endlich mal gemacht, was ich wollte, ohne mich wie üblich nach ihr zu richten.sie ist nun sauer auf mich, und ich bin sauer auf sie. Keiner meldet sich beim andern. Ich müsste sie eigentlich anrufen, aber ich sehe es andererseits auch nicht ein und bin auch froh, mir nicht mehr ewig ihre Probleme anhören zu müssen. Aber wie kann ich damit umgehen, dass ich trotzdem das Gefühl habe, ich müsste wieder gut Wetter machen, auch auf die Gefahr hin, dass ich nach jedem Telefonat oder Treffen total fertig bin?