@Soli. Du hast geschrieben:
Du hast die falsche Perspektive:
Du stehst hier auf der Welt und fragst wie klein wohl die Wahrscheinlichkeit sei, dass alles so entstand wie es ist. Das ist deshalb falsch weil es die Rückschau ist. Die Wahrscheinlichkeit unserer Existenz beträgt exakt 100 Prozent! Wir SIND hier.
Netter Versuch, aber natürlich falsch. Die Perspektive hat mit der Wahrscheinlichkeit nichts zu tun. Ein Lottogewinner kann auch nicht behaupten, dass die Wahrscheinlichkeit seines Gewinnes 100% betrage, denn schließlich habe er ja gewonnen. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 1: 14 Millionen – sowohl vor als auch nach dem Gewinn.
Da hilft auch der Kunstgriff mit dem Multiversum nicht weiter: eine hoch spekulative Annahme, die sich nicht belegen lässt – es wundert mich, dass du, der du dich doch an die Fakten halten willst, damit kommst. Es löst auch nicht wirklich das Problem, dass überhaupt etwas existiert. Im Gegenteil, es potenziert es. Ich kann nicht nachvollziehen, warum diese These der Annahme überlegen sein sollte, dass dieses Universum das Werk Gottes ist.
Wahrheit ist der reale, wirkliche Sachverhalt der Dinge.
Nun erklärst du eine Unbekannte durch eine andere. Was soll das sein, der „reale, wirkliche Sachverhalt der Dinge“?
Gegeben sei ein Blatt Papier mit einer Kinderzeichnung – für den Chemiker ein Haufen Zellulose, verunreinigt durch etliche Kohlenwasserstoffe. Ein Computer stellt fest, dass sich 96% weiße Flächen finden, 2% Schwarz, 1,5% Blau und 0,5% Rot. Das Kind sagt: ich habe einen Hund gemalt. Der Bruder sagt: das ist nur ein wildes Gekritzel. Die Mutter ist gerührt, denn für sie ist es ein Geschenk, dass sie von ihrem Kind bekommen hat.
Ist nicht jede dieser Beschreibungen auf ihre Weise „wahr“?
Offensichtlich gibt es also Wahrheit auf verschiedenen Ebenen. Ebenso ist es mit dem Blick auf diese Welt. Aussagen wie „Gott hat mich erschaffen“ und „ich bin ein biologisches Produkt meiner Eltern“ können durchaus gleichzeitig „wahr“ sein, weil sie sich auf unterschiedliche Perspektiven beziehen.
Gott gibt es entweder oder es gibt ihn nicht. Da ist keine Grauzone dazwischen.
So einfach ist es eben nicht. Ein transzendentes Wesen „gibt“ es nicht, wie es ein Wurstbrot oder einen Käfer gibt.