Hey, inzwischen dürftest du ja einige eigene Erfahrungen gesammelt haben, aber ich möchte meinen Senf gerne dazugeben. Ich finde es interessant wie unterschiedlich alles um die Themen ,,Patchwork“ und ,,Scheidung“ wahrgenommen wird.
Meine Eltern sind geschieden seit ich sechs war. Wir waren drei Kinder (damals 6, 4 und 2) und anfangs hat das alles auch sehr gut geklappt. Natürlich war die Scheidung ein empfindliches Thema, es gab viel Weinen und viel Sehnsucht von unserer Seite - den Kindern - und auch von unserem Vater. Damals habe ich eine Art Therapie oder so gemacht. Wir haben uns mit vielen Kindern getroffen, die Zuhause ,,Probleme“ hatten, also meistens kürzlich geschiedene oder getrennte Eltern.
Ich habe irgendwann zu akzeptieren gelernt, dass es so ist wie es ist. Ich kann daran nichts ändern. Ich habe die Hoffnung behalten, dass alles zum alten zurückkehrt, aber ich habe mich auch auf die Vorteile konzentriert. Mehr Urlaub, bestimmte Privilegien bei Papa, die es bei Mama nicht gab etc.
Etwa zwei Jahre nach der Scheidung ist Papa mit einer neuen Frau zusammengezogen. Das war wieder eine Umstellung. Die Hoffnung, dass alles zum alten zurückkehrt wurde spätestens bei der Heirat zerstört. Also habe ich mir irgendwann gesagt: ,,Vielleicht ist es besser so. Vielleicht sind wir so alle glücklicher, als wenn wir nur streiten“
Heute bin ich die älteste von fünf Kindern von meinem Vater. Ich bin sechzehn Jahre alt, meine beiden Brüder sind 14 und elf, meine Halbschwestern drei und eins. Ich liebe meine Familie wirklich, alle, jeden Teil davon. Aber jetzt, zehn Jahre nach der Scheidung, fängt bei uns der Streit an. Hauptsächlich zwischen meinem Vater, seiner Frau und mir.
Ich fühle mich oft zurückgesetzt, habe den Eindruck, dass mein Vater sich nicht für mich interessiert. Ich habe Angst vor den Wochenenden, die ich dort verbringe, bin schon vorher gereizt und gestresst. Der Streit hat inzwischen riesige Außmaße angenommen. Ich werde erstmal nicht zu Papa gehen. Meine Konzentration in der Schule lässt nach, ich brechee in der Schule weinend zusammen, weil mir alles zu viel wird.
Vielleicht ist Patchwork für manche wirklich die Lösung, aber für mich - uns - klappt das nicht. Im Moment zumindest nicht. Bei meiner Mutter, die seit der Scheidung alleine mit uns wohnt, fühle ich mich wohler und mehr beachtet. Obwohl ich ihr gönnen würde jemanden kennenzulernen, bin ich in gerade diesem Moment froh, dass sie alleine ist, weil die Angst von ihr ebenfalls verlassen zu werden zu groß ist. Vielleicht ist das egoistisch, vielleicht einfach normal. Es ist so.
LG