Moin,
eine Frage der Taktik und Doktrin der jeweiligen Armee. Zu dieser Zeit leisteten automatische Waffen mit kleinem Kaliber gerade erst ihren Einzug in die meisten Armeen.
Im westlichen Militär favorisierte man derzeit allgemein eher den gezielten Einzelschuss, da dieser bis heute eben wesentlich treffsicherer ist, als mehr oder weniger lange Feuerstöße. Ein längeres Magazin bedeutete mehr Gewicht an der Waffe und war eventuell hinderlich, weil es nach unten hervorstand, besonders beim Schießen in liegender Position.
In der Militärgeschichte hat es in der Tat eine gewisse Tradition, das man die für Laien sehr groteske Ansicht vertrat, der Soldat habe mit weniger Feuerkraft auszukommen, weswegen man den eigenen Truppen auch mal den technischen Fortschritt verweigerte, bis die blutigen Lektionen kamen.
In der Tat schien der Vietnamkrieg die Vorurteile aber auch zu bestätigen. Insbesondere die schlecht ausgebildeten Wehrpflichtigen verkrampften im Kampfstress den Finger am Abzug und ballerten in Panik das gesamte Magazin im vollautomatischen Modus (Rock'n'Roll) ins Blaue. Es kam zu enormer Munitionsverschwendung (um einen Vietcong auszuschalten brauchte es statistisch gesehen mehrere tausend Schuss), und auch im Feuerkampf hatte man die eigenen Truppen nur schwer unter Kontrolle.
Praktisch sind aber auch moderne Sturmgewehre in der Regel nicht für Dauerfeuer gedacht. Das hat zwar durchaus seine Rolle im Nahkampf, in der Regel beschränkt man sich aber auch heute auf Einzelschüsse und höchstens kurze Salven - durch den Rückstoß kann selbst der beste Schütze nicht richtig zielen, ab einer recht gewissen Entfernung gehen die Schüsse dann sonstwohin.
Allerdings erkannte man in einigen Situationen auch die Überlegenheit höherer Munitionsverfügbarkeit bei den russischen AK-47 des Gegners mit 30 Schuss oder Trommelmagazin mit 50 oder sogar 100 Patronen. Gerade bei Sturmangriffen im Dschungel erwiesen sich diese als hoch effektiv und überraschten oftmals die US-Soldaten, die sich darauf verließen, dass der Gegner ähnlich wie man selbst in bestimmten Abständen nachlud.
Die heutige Erkenntnis beläuft sich letztendlich darauf, dass Treffer bei Infanteriegefechten zum großen Teil auf reiner Wahrscheinlichkeitsrechnung beruhen, da die Soldaten meist in Deckung liegen und für die eigenen Schüsse nur wenig Zeit zum Zielen haben. Vorteile hat also die Partei, die mehr Kugeln mitführen kann und diese schneller ins Ziel bringt.
Die US-Truppen bekamen also noch während des Krieges ein neues, gekrümmtes 30-Schuss-Magazin. Den Nachteil der Munitionsverschwendung ging man bei späteren M16-Varianten so an, dass die Feuerstöße auf 3 Schuss begrenzt wurden, da man dies ein Verschleudern des ganzen Magazins mit einem Griff verhindert und auch allgemein als vertretbare Grenze für einen sinnvollen Feuerstoß gesehen wird. Viele andere Streitkräfte haben diese "Bevormundung" des Soldaten in der Form nicht, sondern versuchen hauptsächlich über die Ausbildung eine vernünftige Feuerdisziplin zu vermitteln.
mfg Nauticus