"So was ich jetzt nicht verstehe, das man von freude und ruhe Erleuchtend werden kan?"
Und eben genau das hat sich der "jüngere Mönch" nicht (mehr) gefragt.
Und eben genau das hat sich der "ältere Mönch" zu oft gefragt.
Und:
Der "alte" verkörpert das "alte" (weltliche) Prinzip der "Zeit" - des Werdens.
Er glaubt an eine Zukunft und will in der (erleuchtet) sein.
Die ihn mitgeteilte Zukunft bedeutet jedoch es (in dem Leben) nicht mehr erreichen zu können ... und so tut er das was in ihm steckt und wendet sich den weltlichen Dingen zu - frei nach dem Motto:
Wenn du nicht mehr anhalten kannst, laß laufen.
Der Jüngere Mönch hingegen erhält die Antwort das die Anzahl der Blätter des Baumes ihm die Leben ergeben welche er noch benötigt um Erleuchtung zu "erlangen".
Diese kann jedoch nicht erlangt werden ... was er dann auch erkennt und sich befreit fühlt und diese Befreiung von dem Selbstauferlegten Ziel Erleuchtung zu erlangen in einem Tanz gestalt werden läßt.
Denn er erkennt schlagartig das ein Baum und somit auch dessen Blätter dem lauf der Dinge unterworfen sind - und auch wenn in dem Moment der Baum voller Blätter steht, so wird er es im Winter oder spätestens wenn jemand mit der Axt käme wohl nicht mehr sein - somit offenbart sich ihm der ganze selbsterschaffene Unsinn des "Ereichen Wollens" und das befreit ihn.
Es stellt sich also weniger die Frage, ob man "von Freude und Ruhe" Erleuchtet werden kann, sondern eher, ob Freude und Ruhe Begleiterscheinungen von Wunschlosigkeit sind.
Wunsch heißt Spannung ... Wunsch heißt Zukunft ... Wunsch heißt werden wollen ... Wunsch heißt JETZT nicht fertig & richtig zu sein ...
... Wünsche hat der Mensch tagein tagaus jedoch viele viele viele - sei es nur als Beispiel spontan ein bestimmtes Gericht essen zu wollen, etwas kaufen zu wollen, etwas erleben zu wollen ... hören, fühlen, sehen, schmecken oder riechen - auf diesen Sinnen bauen alle Wunscherlebnisse auf - und dies ist die normale Beschäftigung des Menschen - und zwar von klein an geübt ... schaue dir einfach Rückblicken den gestrigen Tag an und den morgigen und betrachte WIEVIEL MAL "EIN" Wunsch dich in die Situation versetzt "zukünftig" die Be´friedigung zu erlangen ... eine kurzweilige Befriedigung - aber immerhin schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf das worauf "Erleuchtung" hindeutet.
Der Mönch jedoch strebte, wünschte sich jedoch nicht viele Dinge - er wünschte sich nur EINES ... und zwar die Erleuchtung.
Damit reduzierte er die vielen Auf- und Abtauchenden Wünsche auf EINEN.
Dies ist eine besondere Kristallisation die dann stattfindet ... eine Konzentration ... ebenfalls eine Spannung ... eine sehr sehr starke Spannung sogar.
Stell es dir einfach vor wie es dir ginge, wenn du etwas ganz besonders gerne JETZT haben willst und es deinen Geist komplett ausfüllt - alles nur noch darum kreist.
So ging es diesem Mönch.
Erleuchtung heißt übersetzt nichts anderes als das die Spannung so dermaßen Groß wird - und zwar MIT ABSICHT auf EIN Ziel gelenkt wird, welches TATSÄCHLICH NIE erreicht werden kann.
Diese künstliche Spannung löst sich dann blitzartig auf und katapultiert den Menschen direkt in die immerwährende Gegenwart hinein.
Gegenwart ist ständig ... deshalb nennt man diese auch so.
AUCH wenn du über gestern und morgen nachdenkst, also an Vergangene oder Zukünftige Momente denkst findet dieser Ablauf im JETZT, also in der GEGENWART statt.
Ohne Gegenwart läuft halt nix.
Doch im fixiert sein auf etwas erlebtes und auf etwas noch nicht geschehenes VERGISST der Mensch allzuleicht die immerwährende friedliche Gleichförmigkeit des EINEN Moments in dem ALLES stattfindet.
Warum ist der Wunsch DER Wunsch der ALLE Wünsche verdrängt ?
Ganz einfach, er ist im Alltag NICHT nötig.
Er ist nicht interessant.
Er ist nicht brauchbar.
Stelle dich an eine belebte Einkaufsstraße am Samstag und befrage die Menschen was sie sich gerade Wünschen ... schau selbst was du dir täglich so wünschst und dann wirst du wissen wie groß das interesse daran ist.
Der Wunsch nach Erkenntnis - nach Erleuchtung ist der König der Wünsche ... denn er weist nach INNEN, wohingegen ALLE anderen Wünsche nach Aussen weisen.
Der Wunsch nach Erkenntnis - nach Erleuchtung ist der König der Wünsche ... denn er kommt ohne den Umweg über die Fünf Sinne, die zwei Zeiten (Vergangenheit & Zukunft) und das sich daraus ergebende Konzept der Gegenwart aus.
Dieser Wunsch befreit - sofern er tatsächlich DURCHGEHEND der einzige verinnerlichte Wunsch ist von jeglichem anderen Begehren.
UND DANN wenn tatsächlich nichts anderes mehr einfluß hat auf diesen Menschen, ist der von ihm aktiv gewählte Wunsch "Die Erleuchtung", eben auch das von dem er selbst ablassen kann.
Dies geschah bei dem "jüngeren Mönch" ... er hat sich selbst auf diesen Wunsch fixiert - er hielt ihn hoch ... und er konnte auch nur wieder aufhören ihn zu denken.
Und dies befreite ihn dann.
Darüberhinaus war da nichts ... dieses NICHTS ist nicht NICHTS.
Es ist die Leere