Hmmm. Schwieriges Problem, da kann man nur versuchen Dir Tipps zu geben. Eine endgültige Antwort kannst aber meiner Erfahrung nach nur Du selbst finden, was leider sehr aufwändig ist und Jahre dauern kann. Egal wie genau Du Deine Lage beschreibst, es ist kaum möglich jemandem alle Aspekte und Gesichtspunkte von Dir, Deiner Situation, Lebenseinstellung, psychischer Veranlagung usw. mitzuteilen.
Was ich allerdings Positives beitragen könnte:
Bin selber 27, und seit ich vor 2 Jahren einen fixen Job bekommen habe, habe ich ein zum Teil ähnliches Gefühl wie Du, allerdings in meinem Fall nicht ganz so verweifelt. Was ich über diesen Sachverhalt innerhalb dieser letzten 2 Jahre herausgefunden habe, kann ich gerne mit Dir teilen:
1) Freunde hatten wir in der Schule/Ausbildung nicht unbedingt nur deswegen, weil wir derart nette Menschen kennen gelernt haben, die alles für uns getan hätten. Ich führe das vor allem darauf zurück, dass ich und die Schulfreunde uns einfach in einer ähnlichen Situation uns Entwicklungsphase befunden haben. Leute die ähnlich denken wie wir, sind immer sympathischer. Leute in der gleichen Situation denken oft ähnlich. Das ist zumindest die grundlegende Mechanik der Schulfreundschaften.
2)Nun geht das Leben aber weiter. Wir schließen die Schule ab. Und die Unterschiede fangen an = Sympathieabnahme. Ich kann mich noch sehr genau erinnern, als ich mit meiner Ausbildung früher fertig war, als die Freunde, obwohl wir alle zusammen beliben wollten. Es kam dann aber so, dass ich mir zB mehr Mühe bei der Zeiteinteilung und den Prüfungen gegeben habe, und eben schneller fertig war. Eine Freundin die mir besonders am Herzen lag wollte ich mitziehen, aber sie wollte nicht akzeptieren, dass ich klare Vorstellungen habe wie es weiter geht. Sie wollte sich Zeit lassen. Es entstanden immer mehr unterschiede.
3)Als ich darüber hinaus auch noch geheiratet habe, und einen Job angetreten habe, verschärfte sich die Situation nur noch mehr, weil die Gemeinsamkeiten abgenommen haben. Während ich am nächsten Tag um 6 zur Arbeit aufstehen musste, wollte sie lieber die halbe Nacht in der Stadt verbringen. Wir hatten beide unsere Argumente. Uns es war leider nicht miteinander zu vereinbaren bis 4 Uhr früh auf zu bleiben, und dann bei der Arbeit einen guten Eindruck beim Chef zu hinterlassen, damit man einen unbefristeten Vertrag kriegt.
4)Deshalb meine persönliche Schlussfolgerung: Ähnliche Situation schweist sehr zusammen. Menschen die so altruistisch sind, dass sie trotz vieler Differenzen um der "alten Zeiten willen" trotzdem viele Unannehmlichkeiten auf sich nehmen, um auch nach 20 Jahren Freunde zu bleiben, sind derart selten, dass man fast nicht annehmen sollte, dass sie existieren.
5) Vielleicht hilft Dir diese Erfahrung ein wenig. Es ist nciht absolut das gleiche wie bei dir, aber Du bist nicht allein in dieser Situation. Ich denke, so raurig das auch klingt, es ist der normale Trott des Lebens, in dem sich natürlicherweise viel mit der Zeit verändert, in den Du reingeraten bist.
Jetzt zur Schüchternheit: Ich war, bevor ich mich selbständig in dieser Welt beweisen musste, auch viel schüchterner als ich es jetzt bin. Auch da gibt es keine einfache lösung. Mir hat es sehr geholfen, andere Menschen zu beobachten. Die meisten, die ich wegen ihrer Direktheit beneidet habe, stellten sich als etwas zu direkt, eher arrogant/geldgeil/unverschämt heraus. Meine Schlussfolgerung war (hat aber leider 2-3 Jahre gedauert, bis ich es begriffen habe): wenn die mit ihrer Unverschämtheit weiter kommen, dann brauche ich mich für meine deutlich humanderen Ansichten nicht zu schämen. Nur heraus damit, denn wenn ich nichts sage, und auch die anderen zu schüchtern sind, dann wird diese Unveschämtheit durchgehen und sich womöglich noch verbreiten. Also kämpfe für eine gute Sache: sage ehrlich deinen Senf dazu. Nicht zu extrem, aber auch nicht zu schüchtern. Du hast auch eine wertvolle Meinung und Erfahrung beizutragen. So funktioniert ehrlicher Gedankenaustausch, so funktioniert gute Kommunikation, so funktioniert Diskussion und sogar Demokratie. Und wenn dir jemand dafür böse sein sollte, obwohl Du nicht absichtlich verletzend warst, dann war das sowieso kein wahrer Freund. Dann bist Du ohne diese Person zwar vielleicht tatsächlich einsamer, aber das was Du hast ist wenigstens erhlich. Du lebst die Wahrheit, und machst dir und anderen nichts vor. Und wenn Du mit dieser Einstellung Freunde findest, erst dann hast du ECHTE und EHRLICHE Freunde gefunden. Welche, für die es sich auch auszahlt Unannehmlichkeiten in kauf zu nehmen, um befreundet zu bleiben.
Ich hoffe das hilft ein wenig. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen viel Glück bei der Lösung deiner Probleme. Und vor allem: nicht aufgeben. Sogar nach der dunkelsten Nacht kommt die Sonne wieder, auch wenn sie sich manchmal hinter trüben Wolken versteckt.