In Schulklassen beobachte ich immer wieder, dass Literatur die Aufmerksamkeit der Jugendlichen festhält, sie absorbiert, beinahe hypnotisch wirkt - sie nach den Vorstellungen, Entdeckungen und Ideen der Dichter jedoch nicht leben möchten.
Jugendliche bewundern Protagonisten, Projekte oder überhaupt Worte dieser Figuren in der Literatur - lehnen diese für sich allerdings ab und wirken gleich ahnungslos, wenn sie nach dem Grund gefragt werden.
Der Platz reicht nur für "oberflächliche" Beispiele: So interpretieren 20 Schüler in einem Aufsatz über Hesses "Narziss und Goldmund" Dichten als etwas, was jeder erlernen könnte und sollte, da es "edel, phantasievoll und bewusstseinsfördernd" wäre, verurteilen gar träge, nicht verständliche Lehrer wie Schüler - selbst aufgefordert weigern sich fast alle. Begeistert verurteilen sie im "Club der toten Dichter" all diejenigen, die den materiellen Wert oder Angst über den idealistischen stellen und keine phantasielose Einleitung aus einem Buch reißen - nur zwei zeigten sich bereit, aus ihrem Lesebuch nationalistische Parolen zu entfernen.
Viele begeistern sich für Protagonisten, die dem Alltag entfliehen im Lesen, welches immer wieder (auch in anonymen Beiträgen) als "Absprungbrett in eine willkommene Phantasiewelt" gesehen wird - keiner der Jugendliche bekannte sich, in seiner Freizeit selbst lesen zu wollen.
Daher meine Frage:
Warum fasziniert Dichtung/ Literatur Jugendliche/ Menschen, die nach diesen Worten nicht leben möchten ? Wäre es denkbar, Menschen zu motivieren, diese Worte ernst zu nehmen - für das eigene Tun und Denken ?