Borderline und Beziehung? Definitiv ein schweres Thema würde ich sagen.
Ich habe selbst diese Diagnose bekommen und auch einige andere Leute mit dieser Krankheit kennengelernt (wohlgemerkt ebenfalls Personen, bei denen diese Diagnose klinisch und nicht per Selbsttest oder Hobbypsychologie gestellt wurden!)
Alles in allem habe ich all diese Menschen als sehr unterschiedlich mit einigen wenigen, durchaus aber prägenden Gemeinsamkeiten erlebt.
Reden will ich allerdings nur von mir und aus meiner Perspektive.
Dabei gebe ich als erstes zu: Ich bin schwierig in Beziehung!
Mit einem labilen Selbstwertgefühl und daraus beschädigtem Vermögen zu vertrauen ist eine ehrliche, aufrichtige und nahe Beziehung alles andere als einfach.
Aber dennoch möglich!!!!
Dafür müssen allerdings, aus meiner Sicht, ein paar Voraussetzungen gegeben sein:
1. Der Borderliner muss sich mit seiner Krankheit auseinandergesetzt haben und sie als solche erkannt haben! -> ich weiß, dass ich mich nicht immer logisch verhalte und anstrengend bin und selbst wenn es Situationen gibt, in denen ich im aktuellen Moment das nicht erkenne, kann ich im Rückblick darauf doch Fehler sehen und zugeben.
Ist dies nicht der Fall, wird der Partner der ewig schuldige bleiben.
2. Der Partner des Borderliners braucht ein gesundes Selbstbewusstsein. -> Man wäre auch als Borderliner gerne immer für den Anderen da, würde dessen Probleme und Unsicherheiten mittragen, doch leider ist das oft zu viel. Man ist selbst oft so unsicher, dass es kein Wunder ist, dass man nicht dazu in der Lage ist, auch noch einem Anderen Sicherheit zu geben. Des Weiteren ist es wichtig, dass der Partner erkennt, wenn man ihm Unrecht tut! Gesteht der (und sei es nur des lieben Friedens Willen) die Schuld auch noch ein, wird es auf Dauer nur noch schlimmer.
3. In der Beziehung sollten klare Richtlinen festgelegt werden. -> Ehrlichkeit!!! Und zwar auf beiden Seiten... so unschön die Wahrheit auch oft ist und so leicht kleine Notlügen eingesetzt werden, in dem Fall sind sie nur schädlich! Ehrlichkeit sollte als eine Grundregel in so einer Beziehung etabliert werden, auch wenn das im ersten Moment mal nach mehr Stress aussieht.
Sie will mit ihm etwas machen, aber er hat schon etwas mit seinen Kumpels vor und will das auch lieber machen? Mit Sicherheit wird sie davon nicht begeistert sein, aber lügt er sie an, behauptet noch arbeiten zu müssen, etc. und sie findet schließlich die Wahrheit heraus, wird das jedes mühsam aufgebaute Vertrauen sofort zerstören. Und sie wird es nie vergessen.
Eine weitere Richtline können z.B. die Anzahl der Handyanrufe oder weitere Einschränkungen kontrollierenden Verhaltens sein.
4. Vereinbarungen einhalten! Eigentlich in jeder Beziehung wichtig, bei Borderlinern aber ganz besonders. Man trifft sich um die und die Uhrzeit? Dann sollte das auch so sein... kein Verschieben, wenn es nicht nötig ist und wenn doch etwas dazwischen kommt, dann mit ruhiger Erklärung.
5. Vielleicht das wichtige: Ich liebe dich trotzdem!
-> Diese Botschaft sollten beide Seiten lernen sich einander zu sagen, auch und gerade in den schwierigsten Situationen. Auch ein 'Ich mag' reicht vollkommen aus, wenn man noch nicht von Liebe reden will ;)
Sowohl der Partner als auch der Borderliner sollten sich dies sagen können!
Man streitet gerade, ist wütend, verletzt und als Borderliner hat man wahrscheinlich auch panische Angst (jedenfalls geht mir das bei Streits so). Die Message 'auch wenn ich gerade schrecklich zu dir bin, liebe ich dich immer noch' fällt dann unglaublich schwer, hat in solchen Situationen für mich schon Wunder gewirkt. Sie dann auch noch erwidert zu hören, den Großteil des Stresses aufgehoben.
Man kommt dadurch oft wieder auf den eigentlichen sachlichen Kern des Themas zurück.
Wenn du also denkst, diese Punkte mit der Frau einigermaßen auf die Reihe bekommen zu können, dann denke ich, gibt es durchaus eine Chance auf eine sinnvolle und auch schöne Beziehung.
Andere mögen mir in meinen Ansichten gerne widersprechen, sie stammen tatsächlich aus Alltagserfahrung.
Mit freundlichen Grüßen,
R.