Ja es stimmt und die Begründung setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen, insbesondere Identifikationspotential/Image, Zugänglichkeit und Exposition.
Exposition:
Im Radio, in Clubs, bei öffentlichen Veranstaltungen und in Kaufhäusern werden die angeführten Genres nicht oder kaum gespielt. Es dominiert Pop. Was mehr gespielt wird, ist automatisch bekannter und wird auch privat mehr gehört.
Wer Jazz, Metal oder Klassik hören will, muss gezielt danach suchen und sich selbst drum kümmern. Wer keinen Pop hören will, muss ihm gezielt aus dem Weg gehen.
Pop bietet sich aufgrund geringen Komplexität besser als unverfängliche Hintergrundmusik an. Außerdem dient sie aufgrund der hohen Zugänglichkeit überall dort als gemeinsamer Nenner, wo unterschiedliche Musikinteressen zusammenkommen.
Z.B. wird jemand, der privat vor allem Death Metal hört, auf einer Geburtstags- oder Silvesterfeier wahrscheinlich doch eher zumindest auf Rock/Poprock zurückdrehen, um niemandem auf die Füße zu treten.
Identifikationspotential/Image:
Pop wird weniger mit einem bestimmten Zielgruppenimage verbunden, sodass es keine Hemmschwelle gibt, sich durch den Konsum einem bestimmten Klischee zugeordnet zu fühlen:
- "Metal ist für Satanisten und Außenseiter."
- "Klassik und Jazz sind für Snobs."
- "Volksmusik ist für Rentner und Dorftrottel."
Diese Klischees sind zwar bescheuert und hier sehr gerafft dargestellt, spielen aber gerade in jungen Jahren (Pubertät), in denen die Identitätsfindung über Leben/Abgrenzung von Subkulturen und damit auch ein wesentlicher Teil der musikalischen Prägung passiert, bei vielen Menschen doch zumindest unterbewusst eine Rolle.
Pop ist "halt normal", wer "irgendwie alles" hört, kann sich bequem zur Mehrheit zählen und ohne Widerstand in der "grauen Masse" aufgehen und Anschluss finden, ohne sich auf einen allzu speziellen Stil/eine Subkultur festzulegen.
Zugänglichkeit:
Pop wird in industriellem Maßstab explizit so konzipiert, dass die resultierenden Songs eine möglichst große Zielgruppe ansprechen. Das erfolgt durch Etablierung und Wiederholung konditionierter musikalischer Muster (Vier-Akkord-Songs, traditionelle Songstruktur (|:Strophe-Refrain:|-Bridge-Refrain-Refrain o.ä.), generationsspezifische Gimmicks, z.B. Millenial-Woos), einfache/tanzbare Rhytmik und Fokus auf den Gesang (hohes Identifikationspotential der menschlichen Stimme). Das führt dazu, dass Popsongs tatsächlich repetitiv und "langweilig" klingen, aber gerade dadurch der Zielgruppe auch ein heimeliges Gefühl vermitteln.
Im Gegensatz dazu besitzen Klassik, technischere Spielarten des Metal und insbesondere Jazz (v.a. Free Jazz) eine deutlich höhere musikalische Komplexität und Varianz. Es ist ein Kernanspruch insbesondere der letzten beiden Genres, musikalische Innovation zu betreiben, sich vom Mainstream abzuheben und "anders" zu klingen. Dadurch erhält die Musik deutlich mehr Tiefe, erfordert allerdings auch einen bewussteren Einstieg und erschließt sich ggf. erst nach mehrmaligem Hören. Die Stücke fordern dem Hörer ein gewisses theoretisches musikalisches Verständnis ab, das viele Menschen nie entwickeln, was die Zielgruppe deutlich einschränkt. Auch liegt bei allen diesen Genres der Fokus nicht auf Gesangstexten, die für viele Menschen einen Hauptfokus ausmachen, sondern eben auf instrumentalen/klanglichen Aspekten.
Hinzu kommen v.a. beim Metal für Laien gewöhnungsbedürftige Gesangsstile (Growling...), der durch die starke Verzerrung oberflächlich undurchsichtige Sound (Klassisches Zitat: "Für mich ist das nur Lärm"), die extreme Energie und die teilweise makaberen Texte, die abschrecken können und eine deutliche Eingewöhnungszeit benötigen.
Es ist wie beim Essen: Starke oder komplexe Aromen (Kaffee, Wein, gereifter Käse, Oliven, scharfes Essen, exotische Gewürze, fermentierte Speisen...) schmecken kaum jemandem auf Anhieb, sondern brauchen eine Eingewöhnung. Allerdings bieten die komplexen Aromen dann auch deutlich mehr Nuancentiefe und geschmackliche Abwechslung als Junk Food und Soft Drinks.
Für die meisten Menschen gilt allerdings immer noch:
Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.
Was nicht auf Anhieb gefällt, ist eklig und doof. Und dann gibt's eben den Rest des Lebens Tütensuppe und XXL-Portionen Schnitzel statt Haute Cuisine.
P.S.: Bei Volksmusik ist der limitierende Faktor vor allem das Imageproblem. Ansonsten ist Volksmusik im Prinzip eine andere Form von Pop, die aber auf eine speziellere Zielgruppe ausgerichtet ist (Region, Alter, starker Heimatbezug, Sentimentalität).