Ontisch
Von griech. to on , ›das Seiende‹: das tatsächlich individuell Seiende (Sein) in Raum und Zeit. Das Ontische wird im Unterschied zum Ontologischen aufgefasst, welches schon ein vom Geist erschlossenes Seiendes ist, das dem individuellen, raum-zeitlichen Seienden als Wesen zugrunde liegt. In der Scholastik wurden die Begriffe ontisch / ontologisch noch als gleichwertig begriffen. Bei Heidegger dient das Begriffspaar der Bestimmung der ontologischen Differenz zwischen dem Sein und dem Seienden. Heidegger wirft der philosophischen Tradition vor, diese Differenz nicht gesehen zu haben, sich tatsächlich immer nur mit dem Seienden beschäftigt zu haben und insofern die ›Seinsfrage‹ nie gestellt zu haben. Genau diese aber sei die Grundfrage der Philosophie überhaupt.
Ontologie
Von griech. to on , ›das Seiende‹ und logos , ›Wort, Lehre‹: Die Bezeichnung Ontologie als allgemeiner Name für eine philosophische Disziplin wurde höchstwahrscheinlich im 17. Jh. von Goclenius eingeführt. Die Bezeichnung setzte sich jedoch nur zögerlich durch und wurde schließlich erst im Rahmen der deutschen Schulmetaphysik durch den Einfluss von Wolff zu einem allgemeinen Disziplinenbegriff in der Philosophie ausgearbeitet, deren Objekt das ›Sein als solches‹ ist. Die Lehre vom Seienden als solchem bzw. vom Sein tritt historisch meist mit dem Anspruch auf, ›erste Philosophie‹ zu sein.
Nicht dem Namen nach, aber in der Sache hat die Ontologie ihren Ursprung in der Metaphysik des Aristoteles. In diesem Werk versucht Aristoteles eine Wissenschaft zu bestimmen, die sich im Unterschied zu allen anderen Wissenschaften mit den ersten Prinzipien und Ursachen des Seienden beschäftigt und daher die ›erste Philosophie‹ wäre. Während sich die verschiedenen Einzelwissenschaften jeweils mit einem bestimmten Seinsbereich auseinandersetzen und insofern das Seiende im Allgemeinen und Ganzen nur unthematisch voraussetzen, geht es Aristoteles in seiner Konzeption der ersten Philosophie darum, angesichts der Mannigfaltigkeit der Gründe und Ursachen in den verschiedenen Wissenschaften die Frage nach dem ersten Einheitsgrund allen Seins zu stellen. Aristoteles’ Annahme, dass dieser erste Seinsgrund zugleich auch das »höchste Seiende« selbst, also Gott oder das Göttliche sei, führt bei ihm dazu, dass die erste Philosophie sowohl als Ontologie (mit der Frage nach dem Seienden als solchem) als auch als Theologie (mit der Frage nach dem höchsten Seienden) konzipiert wird.
Die bei Aristoteles implizit vorhandene Konzeption einer Aufteilung der Metaphysik in Theologie und Ontologie – die beide eine Einheit bilden – wird in der mittelalterlichen Philosophie weiter fortgeführt. Im philosophischen System von Thomas von Aquin steht die Ontologie als allgemeine Seinswissenschaft der Lehre vom göttlichen Sein gegenüber, bildet aber gemeinsam mit ihr die reine oder allgemeine Metaphysik, welche die Grundlage und Voraussetzung für alle anderen metaphysischen Disziplinen (Anthropologie, Kosmologie etc.) bildet.
In der Neuzeit (A) ist schließlich die Frage nach dem Verhältnis von Metaphysik, erster Philosophie und Ontologie selbst zum Problembestand in der philosophischen Auseinandersetzung geworden. Während sich Suàrez um die Einführung von Metaphysik und Ontologie in den philosophischen Schulbetrieb bemüht und dabei im Wesentlichen an der aristotelischen Einteilung der Disziplinen festgehalten hatte, hielt es Pererius für erforderlich, von zwei getrennten Wissenschaften auszugehen und diese nebeneinander anzuordnen. Er unterscheidet dabei die allgemeine Wissenschaft (scienta universalis , erste Philosophie) auf der einen Seite von der Theologie und Gotteswissenschaft (scienta particularis , Metaphysik) auf der anderen Seite. Zwar hat sich Pererius’ Unterscheidung in dieser Form nicht allgemein durchgesetzt, doch die Einteilung der ursprünglichen Metaphysik in zwei verschiedene Wissenschaften wurde in seiner Nachfolge zu einem philosophischen Gemeingut. Die zunehmende Trennung von Theologie und Wissenschaft in der Neuzeit scheint sich somit auch im Bruch von erster Philosophie und Theologie widerzuspiegeln, welche bei Aristoteles und in der mittelalterlichen Philosophie noch eine Einheit gebildet hatten. Goclenius unterschied drei »kontemplative Wissenschaften« entsprechend nach der Art ihrer Abstraktion vom jeweiligen Gegenstandsbereich: die abstractio physica betrifft die sinnlich-körperlichen Gegenstände, die abstractio mathematica und die abstractio ontologica sind Abstraktionen, die sich auf die allgemeine Materie beziehen, die abstractio transnaturalis betrifft Gott und die intelligiblen Wesen. Nach Goclenius ist die Ontologie aufgrund ihres anderen Verhältnisses zum Gegenstand (abstractio ontologica ) eine völlig andere Wissenschaft als die Theologie (abstractio transnaturalis ). Die Trennung zwischen Ontologie als der allgemeinen Metaphysik, die das Seiende als solches untersucht, und der besonderen Metaphysik, die sich mit Gott (als Theologie)