Ich nehme an, dass du männlichen Geschlechts bist. Dann hast du leider Pech gehabt bzw. wurdest vom Gesetzgeber aufgrund deines Geschlechts diskriminiert. Im Gegensatz zu Mädchen, die durch das Grundgesetz und einen Strafrechtsparagraphen, den § 226a StGB, vor jeglicher Form nicht medizinisch notwendiger Manipulationen am Genital geschützt sind, wurde deinen Eltern die Beschneidung deines Genitals mit dem § 1631d BGB ausdrücklich erlaubt.
Lang und schmal?
Der Frauen Qual!
Kurz und dick?
Der Frauen Glück!
Noch Fragen?
Genitale Beschneidung ohne medizinische Notwendigkeit ust grundsätzlich Körperverletzung und verletzt gleichzeitig mehrere Grundrechte, unabhängig vom Geschlecht. Bei uns wird leider mit zweierlei Maß gemessen: Mädchen sind geschützt, Jungen nicht.
Kritikpunkt: Was du über weibliche Beschneidung (FGC) sagst, ist zu pauschal. Genau wie bei männlicher Beschneidung (MGC) gibt es Dutzende Formen von unterschiedlichster Schwere und mit unterschiedlichsten Folgen von "harmlos" bis tödlich. Wir vergleichen gern die als eher harmlos angesehene Vorhautentfernung bei Jungen mit der Infibulation und ähnlich schrecklichen (und zum Glück eher seltenen) Praktiken bei Mädchen.
Das wird der Sache nicht gerecht und birgt zudem die große Gefahr, verschiedenen Mädchenbeschneiderinnen in die Hände zu spielen. Sie stehen heute schon an der Hintertür und verweisen darauf, medizinisch/anatomisch gesehen zu Recht, dass ihre Praktiken weniger verletzend sind als die weitgehend akzeptierte Form der Vorhautentfernung bei Jungs. Sie tun das, um ihrerseits ethische und rechliche Akzeptanz zu erreichen. Teilweise sind sie ziemlich erfolgreich damit, einer der Gründe, warum "mildere" Formen der der Mädchenbeschneidung auf dem Vormarsch sind. Allein in Fernost kann man von ~106Mio Fällen ausgehen, mehr als die Hälfte der geschätzten ~200Mio Fälle (WHO) weltweit. Die meisten von ihnen werden "medizinisch" in Kliniken oder Ambulanzen durchgeführt, oft gleich nach der Geburt, ähnlich wie es in den USA bei Jungen üblich ist.
Wir sollten uns von dem Bild lösen, dass Jungenbeschneidung grundsätzlich harmloser ist als Mädchenbeschneidung. Auch bei ihnen gibt es Formen, die in ihrer Grausamkeit der Infibulation in nichts nachstehen, einschließlich aller Folgen. Und auch an der Vorhautentfernung sterben immer wieder Jungen.
Vielmehr müssen alle Formen bekämpft werden, unabhängig vom Geschlecht und ich plädiere sehr dafür, das zu einem gemeinsamen Kampf zu machen. Genitalverstümmelungen sind viel weniger ein Genderproblem oder ein Patriarchatsproblem als ein Problem von Menschenrechtsverletzung. Schaut man sich die weitgehend übereinstimmenden Motive und Rechtfertigungen bei fast allen Formen der Beschneidung an, unterstützt das noch einmal die Dringlichkeit des Anliegens eines gemeinsamen Kampfes.
Sämtliche Studien, die eine Senkung der Krebsraten nachweisen wollten, haben sich als wissenschaftlich nicht haltbar erwiesen. Der Hauptgrund für diese Erkrankung ist das HP-Virus und dagegen gibt es schon seit Jahren eine zuverlässige Impfung, sowohl für Frauen als auch für Männer. Weitere Gründe sind übrigens mangelnde Hygiene und das Rauchen. Der sogenannte Peniskrebs ist überdies extrem selten (~1:100.000), tritt erst ab dem 65. Lebensjahr auf, entwickelt sich sehr langsam und betrifft wiederum nur in den seltensten Fällen die Vorhaut. Wie auch alle anderen Erkrankungen, die (fälschlicherweise) der Existenz der Vorhaut zugeschrieben werden (STDs, UTIs, HIV/AIDS), betrifft er niemals Kinder, die noch nicht sexuell aktiv sind - und schon garnicht mit Erwachsenen!
Darum empfiehlt auch keine Ärztekammer in der aufgeklärten Welt die Routinebeschneidung. Im Gegenteil wird sie von ihnen als riskant, schädlich und medizinischer Unsinn abgelehnt, um so mehr wenn sie am noch unentwickelten Genital von Kindern, gar von Babys, praktiziert wird. In den USA wird sie allerdings massenhaft durchgeführt. Dort ist sie allerdings auch ein Riesen-Geschäft inkl. Verlauf der juvenilen Vorhäute an die Kosmetikindustrie. Die AAP, der Verband der amerikanischen Pädiater, ist für ihre "neutrale" Stellungnahme entsprechend auch von den außeramerikanischen Kollegen, u.a. von den deutschen Kollegen, heftig kritisiert worden als kulturell voreingenommen und als rein Business-orientiert.
Was du schilderst, hört sich nach einer Teilphimose an. Es gibt reichlich Behandlingsmöglichkeiten, die Abhilfe schaffen, von steroidhaltigen Salben bis zu "intelligenten" chirurgischen Eingriffen wie z.B. dem dorsalen Schnitt.
Solange du keine Probleme hast, dein gutes Stück sauber zu halten (was natürlich ein absolutes "Muß" ist!), würde ich mir keine Sorgen machen.
Inwieweit ein Kondom die Sache verbessert oder auch nicht, kann ich dir leider nicht sagen und ich möchte da auch nicht spekulieren.
Grundsätzlich gilt: im Auge behalten und ggf einen Arzt (Urologen) aufsuchen!
Lass das von einem guten, möglichst "vorhautfreundlichen" Urologen abklären. In den meisten Fällen ist auch bei einer Phimose keine Vorhautentfernung nötig, es gibt reichlich vorhauterhaltende Maßnahmen, von steroidhaltigen Salben bis zu "intelligenten" chirurgischen Eingriffen wie z.B. dem Dorsal-Schnitt.
Sei dir bewußt, dass du mit der Vorhaut einen großen Teil der Empfindlichkeit, den Schutz der Eichel und auch die für den Koitus wichtige Gleit- und Rollfunktion verlierst. Das will also sorgfältig überlegt sein.
Die Vorhaut ist mit ca. 20.000 Nervenenden der bei weitem empfindlichste Teil deines Genitals, empfindlicher als Fingerspitzen oder Lippen. Mit ihrer Entfernung verlierst du auf jeden Fall Empfindlichkeit. Wobei es auch darauf ankommt, wieviel bei einem Schnitt vom inneren Vorhautblatt erhalten bleibt. In den meisten Fällen wird eine Beschneidung aber nicht nötig sein. Es gibt heute viele "intelligente" vorhauterhaltende Maßnahmen. Geh auf jeden Fall zu einem guten Kinder- und Jugendarzt oder Urologen. Dort wird man dir weiterhelfen können.
Einen Versuch ist es immer wert. Allein um zu zeigen, dass man mit dieser Form der Genitalverstümmelung nicht einverstanden ist.
Es ist ein Unding, dass Jungen die Entfernung eines wichtigen Teils ihres Genitals zugemutet wird. Sämtliche Ärzteverbände haben sich schon vor Jahren gegen diese gefährliche, schädigende und noch dazu medizinisch sinnlose Prozedur ausgesprochen. Mädchen sind (zum Glück!) gegen den kleinsten Schnitt geschützt, Jungen dagegen nicht. Das ist Sexismus pur!