Das ist eine grundsätzlich nicht uninteressante Aussage, obwohl etwas mehr dahintersteckt, als sich auf den ersten Blick offenbart: die kritische Frage gilt doch vielmehr dem GRUND, warum die "Menschlichkeit" des Gegners nicht erkannt, bzw. bewusst ignoriert wird. Denn im Endeffekt ist es nicht der Rädelsführer, der im Dienste der Moral mit sich selbst abrechnen muss.
Diese Aufgabe bleibt das Vorrecht des einfachen Soldaten - nicht ohne Grund, möchte ich meinen, denn das Wissen, nur durch die "Entmenschlichung" des Feindes überlebt zu haben, ist keine einfach zu tragende Bürde, wie sich vor allem an den Selbstmordraten ehemaliger Veteranen erkennen lässt. Eine Wahl im eigentlichen Sinne hat der Soldat hierbei nicht - schlachte, oder werde geschlachtet. Wer also, unerschütterlich in seinem Glauben an Menschlichkeit, in den bewaffneten Konflikt verwickelt wird, spielt sich mit Achtung vor dem menschlichen Leben geradewegs in die Hände des Todes.
Um auf den ersten Teil deiner Frage zurückzukommen: die Gründe des Krieges sind genauso tiefgründig und vielfältig, wie es seine Führung ist. Das Überleben des Stärkeren ist nun einmal ein elementarer Grundsatz der Evolution, und auch der Mensch selbst bildet keine Ausnahme von dieser Regel.
Vom steinzeitlichen Kampf ums Überleben, über die (schein)heiligen Kreuzzüge bis zu den heutzutage inflationär geführten Kriegen für "die gerechte Sache" (oder wertvolle Ressourcen) basiert doch alles auf dem Bewusstsein, dass für die Bewahrung des eigenen Lebensstils ein Konflikt unumgänglich ist. Zusammengekürzt würde ich also wagen zu behaupten, der wahre Grund für Kriege ist schlicht und ergreifend der Trieb zur Selbsterhaltung - wenngleich in den letzten Jahren stark perversioniert (Stichwort: Bush-Ära).
Kein Wunder, wenn Selbterhaltung heute stellvertretend für Luxus steht... doch das ist eine andere Geschichte, und vorerst hoffe ich, mit dieser Antwort wenigstens in geringem Ausmaße geholfen zu haben.