hallöchen.
Die Situation erinnert mich stark an die Situation bei mir zuhause. Ich wohne mit meinem Vater, seiner Frau und meiner Oma in einem Haus, jede Generation hat ihre eigene, separate Wohnung, aber wir sind alle beieinander. Bis vor ca. einem Jahr wohnte meine Oma hier noch mit ihrem Partner zusammen, der aber auch schon seit vielen Jahren an einer fortschreitenden Demenz leidet, der nun aber in ein Pflegeheim gekommen ist. Seit geraumer Zeit hat sich meine Oma stark verändert - von einem der liebevollsten, hilfsbereitesten und fröhlichsten Menschen zu einer garstigen Frau, die kaum noch etwas positives in ihrem Leben sieht außer ihrem Partner, den sie immer noch fast jeden Tag besucht und oft nach Hause holt.
Diesen besonders starken Bruch haben wir vor ca. einem Jahr erlebt. Mein Vater und seine Frau haben im Mai geheiratet, ca. einen Monat vorher wurde Omas Partner "zwangseingewiesen". Mein Vater und ich wollten uns bis dahin nach und nach um einen Heimplatz für Omas Partner kümmern, weil sie es körperlich, selbst krank, nicht mehr auf Dauer hätte leisten können. Sie hat sich jedoch bis zum bitteren Ende dagegen gewehrt, bis er mit schweren Atemproblemen ins Krankenhaus musste und von dort aus durch die Ärzte sofort in ein Heim kam, die keine andere Möglichkeit mehr in seinem Zustand sahen, als professionelle Pflege. Seitdem hat sich Oma so stark zu einer garstigen, hetzerischen Frau entwickelt. Sie sieht nur noch schlechtes in Papas neuer Frau - hierzu muss ich sagen, ich hatte auch schon meinen enormen Zoff mit ihr, als sie zu uns gezogen ist, aber seitdem wir in eigenen Wohnungen wohnen, hat sich das Verhältnis deutlich verbessert, weil wir uns sehen können, wenn wir Lust drauf haben, aus dem Weg gehen können, wenn wir uns auf den Keks gehen und seitdem auch wirklich vernünftig miteinander reden können, weil wir wissen, was wir aneinander haben. Meine Oma findet, seit der Heimeinweisung ihres Freundes, wie mir scheint, kein gutes Wort mehr an ihr. Bis dahin war der Umgang miteinander okay. Nicht besonders grandios, aber man hat sich geholfen und konnte auch mal auf nen Kaffee vorbeikommen, vor allem bei "Familienangelegenheiten" wie Geburtstagen. Und auf einmal hetzt meine Oma, erinnert mich regelmäßig an die Zeit, in der ich mit meiner Stiefmutti nicht klarkam, und unterstellt meinem Vater, er sei garstig geworden und das läge in erster Linie an seiner Frau. Zudem meckert sie regelmäßig am Heim ihres Partners, denkt sich Dinge aus, lügt regelrecht (erzählt zum Beispiel ihren Geschwistern, sie sei mehrere Tage im Krankenhaus gewesen, weil sie erst Blinddarm hätte, später, weil sie zusammengebrochen sei) und sieht in jedem außer sich selber den Schuldigen für jegliche verkorkste Situation. Die Situatuation ist mittlerweile unerträglich geworden, vor allem für meinen Vater, der hier am übelsten die volle Bandbreite Garstigkeit abbekommt.
So viel zu unserer Situation. Leider kann ich auch keine wirkliche Lösung nennen, sondern nur weiter ausführen, wie wir damit umgehen, allerdings ist alles nicht wirklich einfach. Mein Vater möchte am liebsten, dass meine Oma wieder auszieht und würde auch bei einem Umzug helfen. Das könnte allerdings zu weiteren Konflikten führen, da er damit meiner Oma weitere Möglichkeiten bieten, weiter zu hetzen und sich neue Verschwörungstheorien über seine Frau auszumalen. Er meidet meine Oma mittlerweile, was ihm zwar sehr wehtut, weil es ja trotz allem seine geliebte Mutter ist, die er so garstig gar nicht kennt, aber was ihm mittlerweile besser tut als sich immer wieder ihrer schlechten Laune auszusetzen. Ich mache meiner Oma nach und nach klar, dass ich die ganzen Hetzereien nicht mehr hören will. Das missfällt ihr, weil sie der Meinung ist, früher habe ich mich bei ihr ausgeheult, jetzt will sie sich bei mir ausheulen. Mir allerdings tut das auch weh, weil ich ein super Verhältnis zu meinem Vater und mittlerweile auch zu seiner Frau habe und der Meinung bin, man kann mit beiden vernünftig reden. Sie sieht das aber anders und fängt immer wieder an...
Ich glaube, man muss die Situation so akzeptieren und schauen, wo man einen guten Eindruck hinterlassen kann und wo man besser aus dem Weg geht. Was das Heim bzw betreutes Wohnen angeht, halte ich das zwar für eine gute Idee, aber man kann die Leute nicht zu zwingen. Vielleicht schafft ihr es, den Großeltern diese Möglichkeit immer wieder nahezulegen. Alte Menschen versteht man oft nicht, aber ich finde, man sollte sich auch nicht alles gefallen lassen. Vielleicht schafft ihr es, einen Mittelweg in der Kommunikation zu finden, ansonsten würde ich schon raten, über den Umzug einer Partei nachzudenken, so schwer wie das auch sein mag...