Zehnjährige ist nach Vergewaltigung schwanger - Staat sieht es als „Chance“
Ein zehnjähriges Mädchen wird Opfer einer Vergewaltigung und ist daraufhin schwanger. Doch in ihrer Heimat Ohio darf nach dem kürzlich entschiedenen Beschluss des Obersten Gerichtshof nicht mehr abgetrieben werden. Dort heißt es sogar, die Schwangerschaft der Kleinen sei eine „Chance“. Also macht sich das Mädchen auf nach Indiana.
Der Oberste Gerichtshof der USA hat das seit fünf Jahrzehnten geltende landesweite Recht auf Abtreibung am Freitag gekippt, der mehrheitlich von konservativen Richtern besetzte Supreme Court hob das Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ aus dem Jahr 1973 auf.
Drei Tage nach der Entscheidung klingelte bei Dr. Caitlin Bernard, einer Geburtshelferin und Gynäkologin aus Indianapolis das Telefon, wie das Portal „ Cinncinati.com“ berichtet. Sie erhielt einen Anruf von einer Ärztin für Kindesmissbrauch in Ohio, die in ihrer Praxis eine 10-jährige Patientin hatte. Das Mädchen war nach einer Vergewaltigung in der sechsten Woche.
Im Moment ist das Abtreibungsverfahren in Indiana noch legal, die Generalversammlung von Indiana wird erst am 25. Juli zu einer Sondersitzung zusammentreten, daher machte sich die Zehnjährige auf Weg nach Indiana, um dort die Abtreibung bei Dr. Caitlin Bernard vornehmen zu lassen.
Seit Freitag „wahnsinnige Menge an Anfragen“Seit Freitag haben die Abtreibungskliniken dort einen dramatischen Ansturm an Patienten erlebt, die aus Nachbarstaaten mit restriktiveren Richtlinien in ihre Kliniken kommen. Sie habe „eine wahnsinnige Menge an Anfragen“ von schwangeren Menschen, wird Dr. Katie McHugh, eine unabhängige Geburtshelferin und Gynäkologin zitiert.
Dass Indiana bald in den Beschränkungen nachziehen könnte, schmerzt Bernard. „Es ist schwer vorstellbar, dass wir in nur wenigen Wochen nicht in der Lage sein werden, diese Versorgung bereitzustellen“, so Bernard.
Auf Twitter macht sich indes Empörung breit. „Ein 10-jähriges Mädchen wird vergewaltigt. Der Staat zwingt sie, schwanger zu bleiben und fordert sie auf, dies als „Chance“ zu betrachten. Das ist nicht der Iran. Das ist nicht Gilead. Dies ist nicht hypothetisch. Dies geschah heute in Ohio“, kommentierte der demokratische Gouverneurs-Bewerber Gavi Begtrup.
https://www.focus.de/politik/ausland/abtreibungs-irrsinn-in-den-usa-schwanger-nach-vergewaltigung-10-jaehrige-reist-zur-abtreibung-nach-indiana_id_108876232.html