Leider gehen die meissten Menschen von sich aus oder von bestimmten Fällen, die sie zu kennen glauben.
Suizid ist zwar Aufgabe aber aufgeben ist nicht immer eine Schwäche. Oft bedarf es auch einer Größe einzusehen, dass etwas keinen Sinn mehr macht und los zu lassen.
Ohne Frage gibt es viele Menschen gerade im alter zwischen den ersten Teenagerjahren bis hin zu mitte 20, die viel zu früh aufgeben. Die nur Probleme sehen und keine Chancen.
Das liegt meist an der fehlenden Reife aber auch an dem Problem nicht ernst genommen zu werden. Auch wenn die Probleme in diesem alter bereits vielschichtig sein können, so kann man diesen Menschen im Grunde auch am besten helfen, zumindest wenn sie hilfe finden.
Probleme müssen ernst genommen werden und vor allem die Eltern müssen bei Teenagern zumindest nicht hinderlich sein, was jedoch häufig vorkommt.
Sprüche wie: Es gibt kein Versuchen, tue es! klingen in Filmen vielleicht einleuchtend. Setzen aber voraus das jedes Unterfangen, an dem man sich versucht sinnvoll ist. Das die Sache an sich richtig ist und es damit auch Wert sie durchzuziehen. Viele Menschen "verrennen" sich in Dingen. Am häufigsten wohl in der Zuneigung zu einem anderen Menschen. Häufig entpuppt sich dieses Verhalten dann als purer Egoismus.
Von außen betrachtet ist es immer leicht zu behaupten es sei Schwäche, insbesondere wenn man selber nicht betroffen ist, nicht so fühlt.
Die meisten Menschen kennen Menschen, die suizid begangen haben. Zumindest aus den Nachrichten. Vielleicht auch aus dem privaten Umfeld. Vielleicht wurden sie sogar enttäuscht, da es ein Freund oder Familienmitglied war.
Ich kenne einen Fall, in dem ein sehr junger Mensch selbstmord beging. Er kam aus recht gutem Haus, wurde von den Eltern aufs Internat geschickt. Eine Seite, die ich damals betrieb fand er toll und bot seine Hilfe an. Über einen Zeitraum von 6 Monaten hatte er die Seite betrieben (updates gemacht, etc.). Es war ein Projekt, das bald so groß wurde (als ich es noch betrieb), dass ich es nicht allein bewerkstelligen konnte. Neben ihm, gab es noch andere die involviert waren und mitarbeiteten.
Ohne das wir anderen es merkten verteilte er die Informationen, die dann zum weiteren Betrieb notwendig waren. Eines abends legte er sich auf die Bahngleise.
Für uns andere war das schrecklich. Lange Zeit machten wir keine updates und versetzten die Seite in den Trauer-Modus (das war noch vor Facebook). Schließlich machten wir weiter, auch weil er es so gewollt hätte.
Einige von uns verbrachten relativ viel Zeit mit ihm und besuchten ihn auch. Für ihn war es am schlimmsten und er brach den Kontakt zur Seite bald ab, da es ihn erinnerte.
Es ist natürlich immer leicht ihm dann die Schuld zu geben. Es ist zwar leider die schlimmste Art sich vor ein Auto oder einen Zug zu werfen, da man anderen Personen damit ein Trauma zufügt. Doch sich vorzustellen, dass er sich auf die Gleise legte und einfach wartete ist schrecklich. Diese Verzweiflung, die er gefühlt haben muss.
Häufig werden Freunde und Familie als Maßstab genommen, um einen suizid zu verdammen. Jemand, der nur einen Versuch unternimmt wird dann auch noch als besonders schwach dargestellt. Jemand der darüber spricht, über solche Gedanken, wird nicht ernst genommen oder häufig gemieden oder mit irgendwelchen Plattitüden abgespeist.
Solange man die Einzelfälle nicht kennt sollte man Vorsichtig mit solchen Urteilen bezüglich Schwäche sein. Wer aus einer zerütteten Familie kommt und keine Bezugspersonen oder (wahre) Freunde hat, wird vermutlich vorsichtig sein mit Schwäche im Bezug auf suizid.
Ich möchte gegen Schluss nochmal betonen, dass es viele Selbstmorde gibt, die zumindest scheinbar unnötig sind, eine schreckliche Verschwendung. Und vielen kann geholfen werden, es können Wege hinaus, fort von der absoluten Hoffnungslosigkeit, gezeigt werden. Doch Menschen die Selbstmord begehen schlicht als zu schwach darzustellen oder als egoistisch halte ich für verfehlt.
Leider sind es dann auch oft diese Menschen, die einem Freund oder Familienmitglied, das solche Probleme hat, mit Worten wie: Das wird schon... oder ähnlichem zu helfen glauben. Mehr "arbeit" wollen sie dann nicht investieren und verweisen auf Ärzte. Sich in solchen Zeiten für die Betroffenen zeit zu nehmen und bereit sein auf Spaß und gute Laune neben dem stressigen Berufs- oder Lebensalltag zu verzichten, ist dann meist (trotz der Attribute Freundschaft oder Familie) aus irgendwelchen Gründen nicht möglich.