So, das ist jetzt ein Roman geworden, aber es liegt mir wirklich am Herzen.
Bei einem so belastenden Hin- und Her und Rauf und Runter wäre ein weiterer Schulwechsel aus meiner Sicht Benzin im Feuer. Deine Gesundheit scheint ohnehin schon sehr in Mitleidenschaft gezogen, wie soll da ein weiterer Schulwechsel, der nochmal den Stress der Eingewöhnung mit sich bringt, hier bitte Abhilfe schaffen? Hinzu kommt noch die Angst, die nach so einer Laufbahn wie eine selbsterfüllende Prophezeiung wirken kann. Das ist doch der Teufelskreis schlechthin.
Nun habe ich in den Kommis ein bisschen gewühlt und gesehen, dass wohl mal ein IQ-Test bei dir gemacht worden ist - heißt also, die Frage der Begabung schien ja schoneinmal im Raum gestanden zu haben (und auch aus deinen Erzählungen insgesamt heraus vermute ich es stark; will damit aber natürlich keine "Diagnose" vorweg nehmen, davon halte ich mich wirklich fern.) Trotzdem hier noch ein paar Worte dazu, einfach zum Zwecke der Aufklärung:
Wird so etwas nicht der Begabung entsprechend gefördert, kann es zu genau solchen Zuständen kommen, wie du sie beschreibst. Die klassischen Unterrichtsmethoden sind auf Hochbegabung nicht ausgelegt, und so entsteht ein riesiger Frust, der sehr an die Seele geht. Viele hochbegabte Kinder bleiben aus einem Unwissen der Lehrer und Eltern heraus auch unerkannt - es passiert sogar oft, dass diese verkannten Kinder verhaltensauffällig werden, weil sie ihre Fähigkeiten nicht ausschöpfen und so lernen können, wie es zu ihrer Denkweise passt. Das führt schlimmstenfalls sogar dazu, dass man sie - nach vielen belastenden Schulwechseln - letzten Endes auf Sonderschulen oder dergleichen schickt, da man sie missversteht und ihnen die Intelligenz abspricht, weil sie sich so "dumm" verhalten. Dabei ist das nur eine völlig normale Reaktion auf Unterforderung, bzw. Lernmethoden, die nicht ihren Fähigkeiten entsprechen. Und dann werden sie auch noch dafür bestraft.
Auch gute Noten sind kein Argument dafür, einfach so weiter zu machen wie bisher, wenn es um die seelische Gesundheit geht. Das ist gleich eine weitere Knacknuss, denn viele Eltern und sogar Therapeuten sehen einen guten Notenspiegel als Beweis, dass es ja so falsch gar nicht laufen kann. Weit gefehlt.
Ich rate dir, einfach mal nach "Stellen für Hochbegabtenförderung" in deiner Nähe zu googlen (oder du schaust dich erstmal hier um - da findest du einen langen Text zum Thema, und weiter unten auch Dinge über Probleme, die dich betreffen könnten: http://www.hochbegabten-homepage.de/hochbegabung_bei_kindern.html ).
In diesen Stellen arbeiten Psychotherapeuten und Psychologen, die auf sogenannte Hochbegabtendiagnostik spezialisiert sind, also die Feststellung einer Hochbegabung durch Gespräche und einen IQ-Test. Heißt also, du kannst dich auch mit ihnen in Verbindung setzen, wenn erstmal nur der Verdacht besteht. (oder du sprichst deinen aktuellen Therapeuten mal darauf an. Wenn der ablehnt, unbedingt NICHT einknicken und doch nochmal bei so einer Stelle versuchen. Es geht hier um dein Wohl, und die bisherigen Methoden haben ja anscheinend mehr schlecht als recht funktioniert; deswegen ist eine andere Herangehensweise von Nöten).
Schon auf den Websites dieser Stellen findet man viele Informationen, auch zu Lernmethoden und Schulen, die sich explizit an Hochbegabte richten. Vielleicht schaust du dir das ganze ersteinmal allein an, und wenn du denkst, es könnte etwas für dich sein, kommst du natürlich um ein Gespräch mit deinen Eltern nicht herum. Bitte lass dich nicht von der Angst einschüchtern, sie damit "noch mehr" zu belasten - im Gegenteil, ich kenne viele Geschichten, in denen die Auseinandersetzung mit dem Thema eine sehr große Erleichterung gebracht hat. Ich weiß, dieses reißerische Wort "Hochbegabung" klingt erstmal abgehoben, wenn man das auch noch auf sich selber anwenden soll. Man hat dann gleich solche Bilder von zickigen Elite-Schülern im Kopf, was allerdings totaler Quatsch ist; das ist nur ein Klischee, das in den Köpfen sitzt, weil einfach das Wissen fehlt.