9 Jahre später, dein Bruder müsste jetzt ungefähr 16 jahre alt sein, dürften dir meine Erfahrungen nicht viel bringen. Vielleicht aber anderen, daher kurz und knapp:
Ich habe mich in der 10. Klasse dazu entschieden für die Oberstufe auf ein Internat zu gehen. Nicht wegen Hanni und Nanni "Internat ist cool", sondern wegen meiner häuslichen/familiären Situation und dem Sprachangebot der Schule, dass mir umliegende Schulen nicht bieten können.
Es macht vielleicht noch Sinn zu wissen, dass es ein eher günstiges Internat war und die meisten Schüler nicht dort, sondern "in der Umgebung" wohnten.
Gut:
- Viel Freizeit: ich bekam ein eigenes Zimmer ohne das meine Eltern dafür extra zahlen mussten, da das Gebäude nur zu ~⅓ausgelastet ist und musste weniger Hausarbeiten machen als zu Hause.
- kein Schulweg: Speisesaal lag im Schulgebäude :D
- kleine klassen: wir waren etwa 23, aber ich hatte einige Kurse, in denen wir nur zu 5. waren. Dazu bemühen sich gerade Privatschulen darum ihre Schüler zu halten. Durch Freiwillige Nachhilfe oder die Einrichtung, dass du für einen Leistungskurs der nicht angeboten werden kann gleichzeitig eine andere Schule besuchst.
Netter Nebeneffekt: Teilnahme an vielen Projekten, Wettbewerben und Fahrten. Steigert die Kreativität, bringt Abwechslung und fördert den Zusammenhalt in der Klasse.
Freiheiten: es gibt Uhrzeiten, die sich nach alter oder Klassenstufe staffeln, zu denen man wieder zurück sein musste. Ich empfand das freier als zu Hause und reitzte es nie aus, andere sahen darin ein Problem. Nachts wurden die türen nach draußen abgeschlossen — machst du sie auf, ertönt ein Alarm, der ALLE weckt.
Da sind wir auch bei den Nachteilen aus der Sicht eines Schülers:
- je nach Alter/Klassenstufe hast du nachts kein Internet (wurde zum Glück dann eingeführt, als ich nicht mehr betroffen war). Natürlich leiht man sich dann dafür untereinander Geräte aus, wenn man entsprechende Freunde hat. Das führt zu:
- Schlafmangel: tritt ein "erzieher" eine Nachtschicht an, kommt es vor, dass noch um 23 Uhr sehen will, dass du da bist. Doof, wenn man dann schlafen will. Tür zuschließen und Zettel drauf kleben bringt nix, du hörst trotzdem Schritte im Gang und bekommst Herzrasen, wenn die versuchen trotzdem die Tür zu öffnen! Nächtliche Musik der Zimmernachbarn war auch üblich. Morgens früh aufgestanden konnte ich nicht spazieren gehen, da die Türen erst kurz vorm Frühstück aufgeschlossen wurden.
- je nach Alter/Stufe *musst* du immer essen oder zur Hausaufgabenbetreuung gehen. Könnte als betroffener nerven.
- um zum Speisesaal zu gelangen musste ich den Hof überqueren. Besonders im Winter toll und wer trifft vor seinem Frühstück denn nicht gerne Lehrer? Meine wohnten zum Glück nicht dort. Aber Schwänzen ist dann auch schwierig. Da kann es schon passieren, dass plötzlich die Schulleiterin in deinem Zimmer steht (#privatsphäre)...
- feste Essenszeiten. Fand ich okay, Abendessen war etwas früh und generell hätte ich immer länger gegessen als dafür Zeit vorgesehen war - das ist auf Dauer ungesund :(
Die Köche geben sich Mühe, aber wenn du z.B. nicht gerne 3x pro Woche Reis isst (langweilig, einseitig) oder kein Vegetarier bist, aber trotzdem nicht jeden verdammten Tag Fleisch brauchst, wird es schwierig. Hinzu kommt: wenn es nicht schmeckt, hast du meistens keine Alternative. Selbst kochen geht auch - in einer versifften Küche, für dessen Nutzung du erstmal im ganzen Haus die Person mit dem Schlüssel suchen darfst.
Da gibt noch mehr zu erzählen, aber fürs erste müsste das reichen. Irgendwann schreibe ich ein Buch darüber.
Für genauere Informationen einfach eine Privatnachricht schicken. Ich bin mir sicher, dass nur wenige allgemeingültige Aussagen möglich sind, da jedes Internat anders ist.
Wenn du noch auf gf aktiv bist, antworte doch Mal kurz, ob das Internatsleben deinem Bruder lag :)