Von den sogenannten Schlaftrainings kann ich Dir nur abraten. Sogar der Kinderschutzbund hat sich inzwischen offen gegen diese Methoden ausgesprochen.
Ein Kind schreien zu lassen, ist dumm und brutal. Denn ein Kind weint nicht, um die Eltern zu tyrannisieren, sondern weil etwas nicht stimmt: Es ist zu heiß, zu kalt, der Bauch drückt, es fühlt sich alleine, kann nicht schlafen usw.
Dazu kommt, dass ein Kind keine Vorstellung von Zeit hat; der unangenehme Zustand ist also zeitlos, das Kind weiß nicht, dass es irgendwann vorüber geht.
Ein Kind in einer solchen Situation alleine zu lassen, ist brutal. (Und nein, es macht die Sache nicht besser, wenn man alle paar Minuten ins Zimmer geht, nur um dann wieder raus zu gehen.)
Schlaftrainings führen ausserdem dazu, dass das Baby etwas Negatives mit dem Schlafen verbindet. Klar schläft es irgendwann erschöpft ein. Aber warum? Weil es eingesehen hat, dass es Schlafenszeit ist? Weil es verstanden hat, dass Mama und Papa ihre Ruhe wollen? Sicher nicht. Es hat gelernt, dass sowieso niemand kommt, wenn es weint.
Das kann nicht nur zu Bindungsstörungen führen, sondern auch dazu, dass man später immer wieder Theater mit dem ins-Bett-Bringen hat, da der Schlaf einfach mit etwas Negativem verknüpft ist.
Versuche, möglichst keinen Druck und Stress zu machen, denn das sorgt nur dafür, dass ein Kind die bereits erklärte negative Einstellung dem Schlaf gegenüber annimmt.
Alle Kinder (und auch Erwachsene) haben Phasen, in denen sie schlechter schlafen als sonst. Das ist ganz normal.
Meistens gibt sich das von selbst, wenn die Eltern nicht mit Hundeschulen-Methoden versuchen, dagegen anzugehen.
Bleib entspannt und gib Deinem Kind die Nähe, die es braucht. Vielleicht schläft es in Deinem Bett besser? Lass Dir nicht einreden, man würde sie dann nie wieder dazu kriegen, im eigenen Bett zu schlafen, das ist Bockmist.
Wenn Dein Kind im eigenen Zimmer schläft: Vielleicht hilft eine CD mit Regenrauschen oder ähnlichem? Viele Babys und Kleinkinder stehen da drauf und schlafen viel besser.
Dass ein Kind unbedingt im eigenen Bett einschlafen muss, ist auch Unsinn. Viele Kinder schlafen in Mamas oder Papas Arm viel besser ein und haben keine Probleme damit, wenn sie dann nachts im Bett aufwachen. Diese Pauschalisierungen sind einfach blöde. So etwas muss man als Eltern ausprobieren, und was funktioniert, ist auch in Ordnung.
Meine Tochter war ein sehr schlechter Schläfer, und ich habe von Anfang an mir ein Bein ausgerissen, um ihr das Schlafen angenehm zu machen. Alle möglichen Leute haben mir ständig gesagt, dass sie nie ohne das alles schlafen können würde und dass ich alles noch schlimmer machen würde und bla, bla, bla. Alles Unsinn, es zeigt sich jetzt, dass ich recht hatte. Sie ist jetzt gut 1 1/2, schläft viel besser, schläft seit einiger Zeit in ihrem Bett ein ohne dass ich im Zimmer bleibe, und wir haben nie Theater, wenn sie ins Bett gehen soll. Im Gegenteil, wenn man sie fragt, ob sie müde ist, nickt sie. Wenn ich sie ins Bett lege und ihr sage, dass sie jetzt schlafen darf, freut sie sich - während die Kinder der Leute, die Schlaftrainings benutzt haben, sich gegen das Schlafen wehren.
Das Schlafen sollte für ein Kind keine Strafe sein. Und ich kenne so viele Kinder, die es als schlimm empfinden, ins Bett zu müssen, egal, wie müde sie sind. Wie schade, denn eine gesunde Selbstwahrnehmung entsteht so sicher nicht.
Bleib einfach entspannt, nimm Dein Kind so, wie es ist. So wie es bei den Erwachsenen gute und schlechte Schläfer gibt, so ist das auch bei den Kindern, und auch die ganz schlechten Phasen gehen vorbei.
Ich bin jedenfalls froh, dass wir die Nerven behalten haben und unserer Tochter ermöglicht haben, ihre eigene Müdigkeit wahrzunehmen zu lernen und den Schlaf als etwas Positives zu schätzen.