Ich bin nicht demütig, im Gegenteil. Und doch könnte ich genauso gut antworten: Demut ist meine Grundhaltung.
So ähnlich verstehe ich viele Antworten hier. Denn Demut ja oder nein, hängt offensichtlich sehr vom Kontext ab. Wem oder was gegenüber bin ich demütig oder eben gerade, nicht, keinesfalls.
- Demut als allgemeine Grundhaltung - allem und jedem gegenüber demütig sein?
Das halte ich mit Nietzsche für im hohen Maße heuchlerisch. Kein Mensch will oder könnte das als allgemeines Gebot durchhalten. Jeder Mensch braucht - auch - Heimspiele. Themen, Projekte, Orte, soziales Miteinander, in denen er sich sicher genug fühlt, um selbst Entscheidungen zu treffen. Wo es lang geht, was als nächstes zu tun ist.
- Kannst du ... deinen Willen über dich aufhängen wie ein Gesetz?
Auch das verstehe ich unter Demut. Demut des kleinen ICH vor sich SELBST. Auch das ist ein Zitat von Nietzsche (Zarathustra). Hier noch ein wenig zum Kontext des Zitats:
Frei nennst du dich? Deinen herrschenden Gedanken will ich hören und nicht, dass du einem Joche entronnen bist.
Bist du ein Solcher, der einem Joche entrinnen durfte ? Es giebt Manchen, der seinen letzten Werth wegwarf, als er seine Dienstbarkeit wegwarf.
Frei wovon? Was schiert das Zarathustra! Hell aber soll mir dein Auge künden: frei wozu ?
Kannst du dir selber dein Böses und dein Gutes geben und deinen Willen über dich aufhängen wie ein Gesetz? Kannst du dir selber Richter sein und Rächer deines Gesetzes?