M, 17 Jahre alt.
Ich bin adoptiert und mit vier Jahren zu meinen Adoptiveltern nach Deutschland gekommen.
Später wurde festgestellt, dass ich starkes ADHS und ausgeprägten Autismus habe. Außerdem bin ich schwer seelisch und psychisch krank, habe eine geistige Behinderung, eine starke Lernbehinderung, Depressionen und muss starke Medikamente nehmen. Ich habe auch heftige Stimmungsschwankungen.
Zurzeit bin ich nicht in der Lage, mich selbst zu waschen oder bei der Arbeit einfache Aufgaben wie das Bearbeiten von Blättern zu erledigen.
Das Haus meiner Adoptiveltern löst bei mir eine Art „Allergie“ aus – wenn ich nach Hause komme, freue ich mich nie. Ich sitze lieber in einer Pommesbude und bleibe dort. Geld für Pommes habe ich immer.
Wenn ich bei meiner Oma bin oder selten eingeladen werde, will ich nicht mehr weg. Ich finde keinen Abschluss, obwohl alle anderen gehen.
Ich sage oft Dinge wie: „Ihr habt aber schöne bunte Teller“, und die Leute finden mich dann seltsam und ignorieren mich.
Das Problem bei meinen Eltern ist, dass alles sehr modern, kühl, einfach, billig und kahl eingerichtet ist. Alles ist weiß, grau oder schwarz, und die Möbel bestehen aus Pressspan – kein echtes Holz. Die Einrichtung spiegelt meine Eltern wider: genauso kühl und unpersönlich.
In meinem Zimmer darf ich nichts mitentscheiden. Meine Eltern kaufen alles, ob ich es möchte oder nicht. Alles ist von IKEA. Ich mag IKEA nicht, weil es für mich ungemütlich und seelenlos wirkt.
Ich habe zwar die Schubladen aufgeräumt, aber es sieht trotzdem nicht schön aus – alles wirkt trostlos und leer.
Ich würde lieber meine Sachen einfach in Boxen auf dem Boden stapeln, weil es für mich genauso hässlich aussieht wie die Möbel.
Das schwarze Bett (1,40 m) von IKEA hat mein Vater letztes Jahr gekauft. Ich wollte ein Bett aus einem richtigen Möbelhaus, größer – 1,80 m oder 2 x 2 m. Aber ich durfte nichts aussuchen. Für mich ist das alles trostlos, unpersönlich und ausladend.
Ich kenne Leute, die einfach wohnen – und trotzdem sieht es bei ihnen schöner und gemütlicher aus.
Ich war oft im Krankenhaus oder habe an kalten Tagen gearbeitet und mir vorgestellt, dass es zu Hause gemütlich ist. Aber wenn die Schule vorbei war und ich auf dem Heimweg war, wollte ich lieber wieder zurück zur Schule.
Ich sitze oft bei meiner Oma, aber sie sagt dann: „Geh jetzt mal nach Hause, es ist spät.“ Ich finde keinen Abschluss und bleibe trotzdem dort sitzen. Meine Oma und andere finden das nicht in Ordnung.
Könnt ihr mich verstehen?
Ich soll bald ins Internat kommen, aber ich hatte nie ein richtiges Zuhause in meinem Leben. Versteht ihr das?
Bei meinen Eltern darf ich nicht viel. Ich darf mein Zimmer nicht gestalten, nichts an die Wand hängen, keine Möbel aussuchen. Ich bekomme nur, was übrig bleibt. Eigene Bettwäsche habe ich nicht. Ein schönes Zimmer auch nicht.
Noch etwas:
Meine Eltern fahren ständig zum Recyclinghof und entsorgen alles – Regale, Taschen, Kisten, Dinge, die andere noch gebrauchen könnten. Sie werfen wirklich alles weg.
Ich finde das kühl, nicht einfühlsam, abstoßend, hart – manchmal sogar gefährlich.
Mein Vater holt sich manchmal ein großes Auto aus dem Büro, damit mehr zum Recyclinghof passt.
Meine Eltern benehmen sich entsprechend: Sie kaufen alles neu, ich bekomme nur IKEA-Sachen. Sie selbst kaufen hochwertige Dinge – auch wenn es Pressspan ist, aber eben nicht von IKEA.
Das Geschirr ist alles von IKEA.
Für mich fühlt sich unser Zuhause an wie ein Arbeitsplatz, von dem man sich freut, wieder nach Hause zu fahren – nur dass ich im Büro bleiben muss und andere ins schöne Zuhause fahren.
Ich bin wirklich sehr traurig darüber, weil ich nichts aussuchen darf. Es ist einfach, aber nicht gemütlich.
Auch die Stimmung und Atmosphäre bei meinen Eltern ist kalt. Alles wird entsorgt. Nichts hat einen festen Platz. Sie bauen alles auseinander, und es bleibt leer – noch schlimmer als vorher.
Meine Eltern haben keinen Geschmack.
Mein Vater ist Bauingenieur, meine Mutter macht etwas mit Pferden (Coaching?).
Geld haben wir genug.