Da viele meiner lieben Komillitonen der Meinung sind, dass sie gerne eine Warnung gehabt hätten, bekommst du diese jetzt: Kehre um und bereue! Alles ist ganz schrecklich, alle wollen dich fertig machen, und wenn du Chemie studierst wirst du ein frustrierter, verbitterter alter Mann in einem verschlissenen Kittel.
Du bist jetzt offiziell gewarnt, sollte das obige also jemals eintreffen, kannst du nicht sagen, es hätte dir vorher keiner gesagt.
Nun zu deiner Frage. Alle Punkte außer, was man hinterher eigentlich macht, sind ziemlich abgefrühstückt, also setze ich da mal an:
Du kannst tatsächlich Vollblut-Wissenschaftler an einer Universität oder einem Max-Planck-Institut oder so werden. In diesem Fall wirst du, hinreichenden Erfolg vorausgesetzt, irgendwann eine Arbeitsgruppe leiten, in der du die Forschungsarbeit zu einem Thema koordinierst und bestimmte Projekte an Mitarbeiter vergibst, die die Forschung auf dem bestimmten gebiet weiter bringen. Auf dem Weg dahin wirst du als schlecht bezahlter Fußsoldat der Wissenschaft eben solche Projekte durchführen, also mit dem Kolben bewaffnet im Labor stehen oder Dinge druchrechnen oder messen oder was eben dein fachgebiet ist tun.
Forscher in der Wirtschaft. Wie oben, nur weniger Freiheit bei der Wahl deiner Forschungsziele, mehr Erfolgsdruck, aber bedeutend mehr Geld.
Produktionleiter. Du bist Chef von einer Horde Chemikanten und verantwortlich dafür, dass die Anlage x y Tonnen Produkt ausspuckt, ohne das dabei jemand verletzt wird oder etwas kaputt geht. Hauptsächlich ein Verwaltungsposten, in dem deine Fachkenntnisse nur benötigt werden, wenn etwas schief läuft.
Gutachter. Ok, etwas ist schief gelaufen. Jetzt kannst du eine fundierte Meinung dazu abgeben, was wie und warum und was man hätte anders machen müssen.
Handelsreisender. Wenn du keinen Bock mehr hast, selber vor dem Spektrometer/Chromatographen/wasauchimmer zu sitzen, dann verkauf ihn halt. Nein, nicht dein altes gerät, sondern werde Handelsreisender in Sachen wissenschaftliche Großgeräte. Letzten endes auch nichts anderes als Waschmaschienenvertreter, aber wenigstens ist es in Ordnung wenn du nur ein halbes dutzend Geräte im Jahr verkaufst.
Ministerialbeamter. Dankenswerter Weise hat unsere höchst geschätzte Regierung gefühlte hundertausend Regeln für den Umgang mit Cheilalien erlassen. Und diverse Ministerien und Behörden wachen über deren Einhaltung.
Und noch vieles mehr...