Frauen haben in der Tat ein tendenziell etwas schlechteres räumliches Vorstellungsvermögen als Männer. Wesentlich gravierender dürfte allerdings die geringe Selbstwirksamkeitserwartung sein, bzw. die "erlernte Hilflosigkeit", die damit einhergeht: Wenn alle immer wieder sagen, dass Frauen das nicht können, dann glauben die Frauen dass irgendwann selbst und versuchen es nicht einmal mehr, ihre sonstigen Fähigkeiten zu trainieren, die diesen "Mangel" locker kompensieren könnten.

Um nebenbei noch mit einem Mär aufzuräumen, die auch hier wieder ein paar mal genannt wurde: Frauen sind natürlich keineswegs schlechter in Mathe als Männer. Dass weniger Frauen als Männer Mathematik studieren, liegt überwiegend am Rollenbild. Ich kenne genügend hervorragende Mathematikerinnen. Und in der Schule haben Mädchen auch keine schlechteren Noten - bis es plötzlich irgendwann als "unweiblich" gilt, gut in Mathe zu sein.

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Ich werde mal versuchen, philosophische Logeleien außer acht zu lassen - letztlich steckt doch eine viel Interessantere Frage hinter dieser: Die Menschheit erhält in diversen Bereichen der Gesellschaft zunehmend neue Handlungsmöglichkeiten. Für diese Möglichkeiten gibt es keine präzisen Erfahrungswerte - wie sollten wir uns ihnen gegenüber verhalten? Oder anders: Wie ist mit dem Fortschritt ethisch umzugehen?

Sicherlich würde kaum jemand mehr der extremsten Position zustimmen: Dass der Mensch alles tun sollte, was er kann; dass es z.B. die menschliche Bestimmung sei, sein maximales Potential zur Erfüllung zu bringen. Solche Gedanken lassen jede Form von Humanismus hinter sich. Bis in das 19.Jahrhundert wurde dem wissenschaftlichen Fortschritt noch wesentlich geringeres Misstrauen entgegen gebracht als heute; vielfach galt dieser als die Bestimmung des Menschen oder zumindest als die Möglichkeit, eine reale Utopie zu errichten, die Menschen z.B. von der Notwendigkeit der Arbeit zu befreien, ihnen ewiges Leben zu ermöglichen, etc. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass diese Hoffnungen irregeleitet waren; die Arbeit wurde nicht abgeschafft, sondern transformiert; das Leben wurde verlängert, aber wir wissen mit der Lebenszeit nichts mehr anzufangen; der Mensch entwickelte sich, sah aber immer weniger Sinn in dieser Entwicklung. Und mehr noch: Der Fortschritt hat unmittelbare Zerstörung und Leid gegen viele Menschen ermöglicht.

Andererseits gibt es auch die Gefahr, sich dem Fortschritt - eben aus den genannten Argumenten - vorschnell zu verschließen. In gesellschaftlichen Diskussionen sind so z.B. oft Dammbruch-Argumente zu beobachten: "Wenn wir dies zulassen, dann wird noch viel Schlimmeres folgen!" - Dahinter steckt m.E. ein prinzipielles Misstrauen gegen die Fähigkeit des Menschen, seine ethischen Probleme bei zunehmendem technischen Fortschritt noch lösen zu können. "Bis hierhin und nicht weiter" - Angesichts der Geschwindigkeit der gesellschaftlichen Entwicklung steckt darin keine geringe Hilflosigkeit.

Dahinter verbirgt sich noch eine weitere Frage: Sollte der Mensch die ethischen Probleme im Einzelfall diskutieren, oder sollte er sich zunehmend über prinzipielle Richtlinien verständigen? Oder anders: Wollen wir das Modell "Präzendenzfall" oder das Modell "Grundrechte" weiter verfolgen? Natürlich wird es zunächst beides weiter geben - aber welche Rolle werden z.B. die Menschenrechte in Zukunft spielen? Ich sehe der ethischen Entwicklung der Menschheit mit Spannung entgegen.

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