Du bist offenbar nicht der Einzige, dem aufgefallen ist, dass Windkraft den Wind beeinflusst. Es gab zum Beispiel folgende Studie:
https://www.cell.com/joule/fulltext/S2542-4351(18)30446-X (englisch)
https://www.heise.de/hintergrund/Macht-die-Windkraft-die-USA-waermer-4219150.html (deutsche Berichterstattung dazu)
Ich würde gerne kurz darüber nachdenken, über welche Größenordnungen wir hier reden. Machen wir mal eine grobe Schätzung, mit Baden-Württemberg als Beispiel.
Windkrafterzeugung in Baden-Württemberg
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/28160/umfrage/installierte-leistung-durch-windenergie-in-baden-wuerttemberg-seit-1989/
Laut dieser Statistik sind in BW nach einem starken Anstieg in den Jahren 2014-2017 etwa 1,5 GW (1,5 * 10^9 W oder 1 500 000 000 Watt) installiert.
Also werden in ganz BW etwa 1,5 GW an Energie aus dem Wind entnommen.
Die Energie des Windes
Wieviel Energie transportiert der Wind nun insgesamt über Baden-Württemberg hinweg?
Diese Quelle gibt Aufschluss über den Energiefluss des Windes pro Querschnittsfläche (Windleistungsdichte WPD (wind power density)):
https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/projekte/pages/map/default/index.xhtml?mapId=3c71cc72-e82e-4435-b632-d4ba1bb525b7&overviewMapCollapsed=false&mapSrs=EPSG%3A25832&mapExtent=373340.7732962448%2C5240257.260431152%2C625065.2267037552%2C5525730.260431152
Man kann grob sagen, dass die durchschnittliche Windleistungsdichte in BW in 200 m Höhe etwa 250 W/m² beträgt, also fließen durch 1 m² Querschnittsfläche pro Sekunde 250 Joule.
Dieser Wert ist natürlich höhenabhängig. In größerer Höhe weht der Wind erstmal stärker, aber irgendwann wird auch die Luft dünner und transportiert weniger Energie pro Querschnitt. Ich nähere mal folgendes an: Die Luft hat bis in h = 6 km = 6 000 m Höhe eine konstante Windleistungsdichte von WPD = 250 W/m², in größerer Höhe ist sie 0. Damit werde ich die gesamte Windleistung eher unterschätzen.
Die durchströmte Fläche hängt von der Windrichtung ab. Weil BW in Nord-Süd-Richtung etwas lang gestreckt ist, hat die Atmosphäre über dem Land bei Westwind eine größere (= breitere) Querschnittsfläche als bei Nordwind. Nehmen wir mal den schlechteren Fall, Nordwind, dann ist das Land von Norden gesehen etwa b = 130 km = 130 000 m breit, die Entfernung Karlsruhe - Ulm.
Das macht einen Energiefluss von
dE/dt = WPD * b * h = 250 W/m² * 130 000 m * 6 000 m = 195 000 000 000 W = 195 GW
Etwa 200 GW also. Davon werden 1,5 GW entnommen, weniger als 1 %. Aber auch nicht nichts!
Beachte auch, dass ich sehr konservativ gerechnet habe.
Alternative Berechnung der Energie des Windes
Interessanterweise geht die Geschwindigkeit in dritter Potenz in die Windleistungsdichte ein:
WLP = 1/2 * dm/dt * v²/A = 1/2 * rho * v³
Das Ergebnis hängt also sehr stark von der Abschätzung der durchschnittlichen Windgeschwindigkeit ab.
Ich habe aus Spaß auch noch einmal anders gerechnet:
Aus einem Luftdruck von 100 000 Pa ergibt sich, dass über einem m² Erdoberfläche ca. 10 000 kg Luft lasten.
Hier ist die Flugwetterkarte des US-Wetterdienstes (die deutsche ist leider kostenpflichtig):
https://www.aviationweather.gov/windtemp
Auf Grundlage dieser Daten würde ich schätzen, dass eine Durchschnittswindgeschwindigkeit zwischen 10 m/s und 20 m/s liegt.
Dann errechnet sich, dass zwischen Karlsruhe und Ulm sogar zw. 650 GW und 5 000 GW an Windenergie durchströmen.
Zusammenfassung
Als ich mit Schreiben angefangen habe, dachte ich mir: "Lächerlich, die paar Windräder beeinflussen doch das Klima nicht". Dann viel mir ein, dass man das früher auch von "den paar Schornsteinen" oder "den paar Kühlschränken und Sprühdosen" gesagt hat.
Windräder beeinflussen definitiv den Wind, momentan sieht es so aus, als ob sie mehr nutzen als schaden.