Es nervt, wenn die Spühle so weit unten ist, dass ich immer mit gespreizten Beinen da stehen muss, um keinen Rückenschaden davonzutragen. Auch im Bad hängt der Spiegel meist zu niedrig, der Kopf ist ab und an bei kleinen Spiegeln oben abgeschnitten.
Und in den öffentlichen Verkehrsmitteln kann es vorkommen, dass ich genau dort die Augen haben, wo ein Balken oder eine Schiene zwischen den Gläsern ist, weil die das so planen, dass es für die Mehrheit stimmt.
Wenn ich Kleider kaufe, dann müsste ich XXL wählen, wenn es um die Körpergrösse ginge. Diese sind dann aber in der Breite viel zu weit.
Und wenn ich auf Singelbörsen mit der Suchfunktion nach grossen Männern suche, dann hat es nur so vereinzelt welche.
Wenn man mit Leuten um einen Tisch sitzt, dann bin ich mit meinen Augen meist am höchsten oben von allen Anwesenden. Da aber in guter Gesellschaft der Mensch tendiert, mit dem Gegenüber die Körpersprache zu spiegeln, tendiere ich dann dazu, mit krummem Rücken da zu sitzen, um nicht immer auf die anderen runter schauen zu müssen.
Und wenn ich dann mal jemanden treffe, der grösser ist als ich, dann muss ich ja nach oben schauen, was ganz ungewohnt aber extrem entspannend ist für mich. Da blühe ich richtig auf. Es ist einfach als Frau nicht sooo toll, wenn ich immer die bin, von der Rat oder Aktion erwartet wird, nur, weil ich so gross bin und irgendwie durch die Grösse signalisiert wird, dass ich das Alpha-Frauchen in der Runde bin.
Ansonsten ist es cool, gross zu sein, ich war immer die schnellste im Wegrennen, keiner kam mir nach. Zudem habe ich im Armdrücken immer gesiegt, wegen dem Hebelgesetz.
Ja, das waren nun sehr viele Fakten, wenig Gefühle. Für mich fühlt sich das anders-sein und ausgeschlossen-sein doof an, auch wenn es mit der Grösse zusammenhängt und ich es nicht ändern kann. Das ist kein durchgehendes Gefühl, eher so situationsabhängig.
Ich bin übrigens nur 180cm gross, dennoch sind 90% und mehr der Menschen denen ich begegne gleich gross oder kleiner. Wenn ich dann wie beschrieben vereinzelt mit jemandem zu tun habe, der grösser ist, merke ich das sofort, weil ich eine total andere Körperhaltung annehme.